Als Gott ein Kaninchen war
stimmte so vieles nicht, es gab so viel daran zu tun, aber als ich dort stand und mein Bruder heimlich auf seine Armbanduhr zeigte, verstand ich die Aufteilung sofort. Das Wie-es-gedacht-war vor all den Jahren und das Wie-es-jetzt-sein-könnte von heute an. Und als mein Bruder ohne jede Begeisterung in der Stimme fragte: » Und?«, sagte ich: » Ich liebe es.« Und das tat ich wirklich.
Wir kamen kurz vor sechs zurück. Ich duschte schnell und zog mich an; versteckte meine Nervosität hinter einem Artikel, den ich am darauffolgenden Tag abliefern musste. Eigentlich war es ein Pitch, ein Pitch für eine regelmäßige Kolumne in einer Wochenendzeitung, die ich hastig (und fantasielos) » Verloren und Wiedergefunden« genannt hatte– ein Titel, der schließlich und überraschend hängenblieb. Es sollte die Geschichte von Jenny Penny werden und ihre Rückkehr in mein Leben sein; Anekdoten, zusammengekittet durch unsere Korrespondenz und die Erinnerungen an unsere Vergangenheit. Und als ich ihr diese Idee aufgeregt in einem Brief vorgeschlagen und sie um ihre Meinung und später vielleicht um ihre Erlaubnis gebeten hatte, kam postwendend ein überzeugtes Ja! als Antwort. Zusammen mit einem neuen, erfundenen Namen, den auszusuchen ich sie ermuntert hatte, um ihre verletzliche, aber dennoch gewillte Identität zu schützen.
Es klingelte. Ich war noch nicht fertig. Es klingelte noch einmal, und mein Bruder rief aus seinem Schlafzimmer herüber. Ich drückte die Klinke der Haustür herunter und trat dann ein paar Schritte zurück. Plötzlich fiel mir das Handtuch ein, das noch um meinen Kopf gewickelt war, und ich zog es herunter. Ich warf es über eine Stuhllehne und ließ mein Haar über die Schultern fallen: nass, wild und befreit. Doch ich fühlte mich beklommen. Fragte mich, wie er hereinkommen würde. Würde er jauchzend hereinstürmen, glücklich, mich wiederzusehen? Oder einfach anklopfen? Ich hörte, Schritte, hörte wie er innehielt. Und dann tat er keines von beidem; schob einfach behutsam die Tür auf und steckte den Kopf herein, lächelte und sagte: » Hallo Ell, wie geht’s?«
Die dunklen Züge waren dieselben, das Lächeln war dasselbe, aber seine Stimme hatte die flache Färbung, die seine Herkunft aus Essex verriet und die ich noch in Erinnerung hatte, verloren. Er hatte Champagner dabei. Wir wollten zwar ausgehen, aber er hatte Champagner mitgebracht, weil es einfach der Zeitpunkt für Champagner war. Und da stand er nun, die Hände in die Hüften gestemmt und sagte: » Du hast dich nicht verändert«, und ich erwiderte » Du auch nicht«, und wir umarmten uns. Er hielt die Champagnerflasche noch immer fest, während wir uns drückten, und ich spürte sie kalt und hart an meinem Rücken.
Mein Bruder kam dazu, als der Korken knallte. Er war noch nass vom Duschen und trug sein Chor-Outfit; ein pinkes T-Shirt mit dem Aufdruck » The Six Judys« über einer Strichzeichnung des berühmten Filmstars Judy Garland. Und drunter stand in kleinerer Schrift: » Wir singen für euer Abendessen.« Das war etwas, was sie immer so machten. Sie ließen sich für jede Wohltätigkeitsveranstaltung, die sie unterstützten, ein neues T-Shirt machen. Vor ein paar Jahren hatten sie eine Seniorengruppe unterstützt, und auf dem T-Shirt stand: » Zum Singen ist man nie zu alt.« Aber heute ging es um Nahrungsmittel für Obdachlose und die Bereitstellung eines neuen Essenswagens.
Ich reichte die Champagnergläser herum. Ich füllte sie bis an den Rand, etwas, das ich normalerweise nicht machte. Aber es war alles so verwirrend, und ich brauchte das jetzt, denn als mein Bruder sein Glas erhob und sagte » Auf uns. Endlich wieder vereint«, musste ich mich abwenden, weil ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, noch bevor ich den ersten Schluck nehmen konnte, sogar bevor ich in ihren Trinkspruch einstimmen und » Auf uns« rufen konnte.
Ich dachte, er sei im Arbeitszimmer, um Joe mit irgendeinem Finanzproblem zu helfen, aber als ich den Computer gerade herunterfahren wollte, spürte ich plötzlich seine Hand auf meinem Arm und zuckte zusammen. Er sagte: » Warte« und begann, den ersten Absatz zu lesen.
» Was hältst du davon?«, fragte ich.
Mein Bruder kam hereingerannt und sagte: » Das Taxi ist da. Seid ihr fertig?«, bevor er wieder in seinem Zimmer verschwand, um einen Stapel Promotion- CD s und Fotos zu holen.
» Ich will darin vorkommen«, sagte Charlie leise. » Schreib über mich.«
» Darin?«
Er
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