Als Gott ein Kaninchen war
dachten: Er sieht wie ein netter Mann aus, ich wünschte, ich hätte ihn gekannt. Jemand stand hinter mir.
» Mein Bruder«, sagte ich und strich den Knick glatt, der sein Lächeln verzerrte.
Es war spät. Später als ich normalerweise ausging, und ich saß an der Bar und blickte auf Flaschen mit Portionierausgießern, dazwischen das verzerrte Spiegelbild meiner selbst. Hinter mir saßen schweigsame Nachtschwärmer; solche, die sich dem Nachdenken und Trinken überließen, ohne sich zwischendrin eine Pause zu gönnen. Vor mir stand ein Whiskey.
Diese Ecke der Stadt kannte ich nicht, hier konnte ich mich anonym bewegen. Erst vor ein paar Augenblicken war ich von der Toilette zurückgekehrt, und meine Bluse war nun einen Tick weiter aufgeknöpft. Ich kam mir plump vor, fühlte mich unbehaglich, aber ich hoffte auf ein Abenteuer, ein Date oder so etwas. Doch ich war aus der Übung, hatte längst den Kontakt zu einer derartigen Welt verloren. Fühlte mich abgeschnitten von dieser Welt, die ein solches Verhalten erforderte. Ein Mann sah herüber. Er lächelte, ich lächelte zurück, meine Ansprüche sanken. Ich zahlte und ging nach draußen an die ernüchternde Luft. Ich spürte ein Ziehen im Herzen. Ich hatte schon so lange niemanden mehr.
Ich ging um den Block, vorbei an Pärchen, einem Mann, der seinen Hund ausführte, und einem Jogger. Alle waren auf dem Weg irgendwohin; ich dagegen ziellos. Ich bog in eine von Bäumen gesäumte Straße, deren Gleichmaß nur von den roten und weißen Lichtern einer Pizzeria gestört wurde.
Drinnen war es warm, und es roch nach Knoblauch und Kaffee. Der Besitzer war gut gelaunt. Ich war sein einziger Gast, vielleicht hatte er schon darauf gehofft, nach Hause gehen zu können, aber er zeigte es nicht. Er brachte mir meinen Kaffee, erkundigte sich, wie mein Abend so lief, und servierte mir eine Torta di Nonna. » Sie werden nicht enttäuscht sein«, sagte er. Er sollte recht behalten. Er reichte mir den Kulturteil der Wochenendausgabe der Times. Nett.
Das weiche Klingeln des Türglöckchens erklang. Ich hörte eine kurze Unterhaltung und das darauffolgende Rattern der Espressomaschine. Ich blickte auf. Ein Mann. Er sah mich an. Ich glaube, er lächelte. Ich sah weg, tat so, als würde ich lesen. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an einen Tisch hinter mir. Ich wollte noch einen Kaffee, aber ich fühlte mich wie verkabelt, wollte nicht aufstehen, konnte ihn hinter mir spüren. Der Mann ging an den Tresen und zahlte. Geh nicht. Schau her. Ich lauschte auf den erneuten Klang des Türglöckchens. Nichts. Schritte, die auf mich zukamen.
» Sie sehen so aus, wie ich mich fühle«, sagte er. Sein Gesicht war müde, traurig. Er stellte mir noch einen Kaffee hin, auf der Untertasse lag ein Baci.
Wir purzelten fast durch seine Wohnungstür, ein bebendes Knäuel aus abblätternden Klamotten, vordringenden Händen, und wälzten uns vom Boden übers Sofa aufs Bett. Doch dort angelangt, drosselten wir das Tempo. Die verblüffende Vertrautheit von Parfüm und Fotos, dieses einst geteilte Leben dämpfte unser Verlangen, und da sagte er: » Wir können aufhören, wenn du willst.« Nicht aufhören. Sein Mund schmeckte nach Zimt und Zucker. Und auch nach Kaffee.
Ich knöpfte sein Hemd auf. Seine Haut fühlte sich kühl und nach Gänsehaut an, als ich meine Finger über seine Brust wandern ließ und weiter hinunter, entlang der Linie aus feinen Härchen auf seinem Bauch. Am Gummizug seiner Shorts hielt ich inne. Er setzte sich auf, unbeholfen, fast verlegen. Sein Schwanz zwischen uns, hart und bereit. Ich berührte ihn durch den Stoff hindurch. Erspürte seine Form mit den Fingern. Umfasste ihn. Er bewegte sich nicht, drängte nicht, er wartete einfach ab, was ich tun würde. Ich stemmte seine Hüfte leicht hoch und zog ihm die weißen Shorts aus. Beugte mich hinunter. Er schmeckte nach Seife.
Ich vergrub mein Gesicht in den Kissen, als meine Ritze seine Finger umfing, als sie tief in mich eindrangen, nass und schnell, hastig zustießen, bis sein Schwanz übernahm, bis er mich umdrehte und mich ansah. Dieses traurige Gesicht, dieses sanfte, schöne Gesicht ohne Namen. Er beugte sich zu mir und küsste mich, küsste sie. Ich griff in sein Haar, strähnig und nass. Ich kaperte seinen Mund, saugte an seiner Zunge. Er drückte mich ins Laken, meine Knie umschlangen fest seine Rippen, klammerten sich an diesen gemeinsamen Moment, immer stürmischere Stöße, je tiefer er in mich eindrang,
Weitere Kostenlose Bücher