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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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ist es mit allen aus. Ich wusste, dass auch das Pferd von der Furt runtergerissen war, und dies wilde ertrinkende Pferd und der Wagen und der herumtreibende Sarg, es sah schon entsetzlich aus, und da stand ich, bis zu den Knien im Wasser, und schrie Anse hinter mir an: «Siehst du jetzt, was du angerichtet hast? Siehst du, was du angerichtet hast?»
    Das Pferd tauchte wieder auf. Es wollte ans Ufer und warf den Kopf in den Nacken, und da sah ich, dass einer von ihnen sich auf der Stromabwärtsseite am Sattel festhielt, und ich rannte am Ufer lang und versuchte, ob ich nicht Cash irgendwo sah, weil er nicht schwimmen kann, und ich schrie zu Jewel hin, wo ist Cash, ich blöder Narr, genauso blöd wie dieser Junge, der weiter unten am Ufer immer noch Darl was zurief.
    Ich ging also ins Wasser runter, so weit, dass ich im Morast immer noch halbwegs sicher stehn konnte, als ich Jewel sah. Das Wasser reichte ihm bis zu den Hüften, da wusste ich, dass er jedenfalls auf der Furt war, er stemmte sich mit aller Kraft in die Stromaufwärtsrichtung, und dann sehe ich das Seil, und dann sehe ich, wie das Wasser sich dort hochstaut, wo er den Wagen gleich unterhalb der Furt festgezurrt hat.
    Also war es Cash, der sich am Sattel festhielt, als das Pferd sich spritzend und rutschend am Ufer raufkämpfte, stöhnend und keuchend wie ein Mensch. Als ich hinzukam, stieß es Cash gerade mit einem Tritt vom Sattel weg. Cashs Gesicht war für eine Sekunde nach oben gewandt, als er ins Wasser zurückglitt. Es war grau, die Augen geschlossen, quer darüber, wie ein Hieb, ein langer Schlammspritzer. Dann ließ er los und drehte sich im Wasser um. Er sah aus wie ein altes Kleiderbündel, das am Ufer hin und her schwappt. Wie er da mit dem Gesicht nach unten im Wasser lag und leicht auf und ab schaukelte, war es, als suchte er etwas auf dem Grund.
    Wir konnten sehen, wie das Seil durchs Wasser schnitt, und wir konnten fühlen, wie der Wagen mit seinem Gewicht sich dagegen sträubte und träge daran zerrte, und das Seil schnitt sich hinunter ins Wasser, hart wie eine Eisenstange. Wir hörten, wie das Wasser zischte, als wär das Seil weißglühend. Als wär es eine gerade Eisenstange, die in den Grund gerammt ist, und als hielten wir das andere Ende, und der Wagen schaukelte müßig hin und her, stieß und stupste uns an, als hätte er uns umgangen und wär jetzt hinter uns und entschlossen, etwas zu tun. Ein Ferkel trieb vorbei, aufgebläht wie ein Ballon: eins von Lon Quicks gefleckten Ferkeln. Es stieß gegen das Seil, das hart wie eine Eisenstange war, prallte ab und trieb weiter. Und wir beobachteten das Seil, das sich schräg hinunter ins Wasser schnitt. Wir beobachteten es.

[zur Inhaltsübersicht]
    Darl
    Cash liegt auf dem Rücken auf der Erde, unterm Kopf ein zusammengerolltes Kleidungsstück. Seine Augen sind geschlossen, sein Gesicht ist grau, das Haar ist ihm in einer nassen glatten Strähne quer über die Stirn geklebt, wie mit dem Pinsel aufgemalt. Sein Gesicht wirkt eingefallen, hängt an den Knochenrändern der Augenhöhlen, der Nase, des Kiefers leicht durch, als habe die Nässe die Festigkeit der Haut erschlaffen lassen; seine Lippen sind leicht geöffnet und lassen die Zähne im blassen Zahnfleisch sehen, als habe er eben leise gelacht. Spindeldürr liegt er da in seinen nassen Kleidern, neben dem Kopf eine kleine Pfütze von Erbrochenem, und ein Faden davon läuft ihm aus dem Mundwinkel an der Wange herunter, weil er den Kopf nicht schnell oder nicht weit genug wegdrehen konnte, und Dewey Dell bückt sich und wischt ihm mit dem Saum des Kleids die Wange ab.
    Jewel kommt. Er hat den Hobel. «Vernon hat gerade den Winkelmesser gefunden», sagt er. Er sieht auf Cash nieder. Auch er ist tropfnass. «Hat er noch nichts gesagt?»
    «Er hat seine Säge gehabt und Hammer und Richtschnur und Zollstock», sage ich. «Das weiß ich.»
    Jewel legt den Winkelmesser hin. Pa sieht ihm zu. «Die andern Sachen können nicht weit weg sein», sagt Pa. «Ist alles zusammen den Bach runter. Hat es je einen solchen Unglücksvogel gegeben.»
    Jewel sieht Pa nicht an. «Ruf lieber Vardaman zurück», sagt er. Er sieht zu Cash hinunter. Dann dreht er sich um und geht. «Bringt ihn so schnell wie möglich zum Reden», sagt er, «damit er uns sagen kann, was sonst noch dabei war.»
    Wir gehen zum Fluss zurück. Der Wagen wurde an Land gezogen, die Räder oberhalb des Hochwasserrands festgekeilt (sehr fest: wir halfen alle mit; es ist, als lauere über

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