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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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möchte sie, dass Er sie vor den Augen der Menschen versteckt, Darl?»
    «Damit sie ihr Leben niederlegen kann», sagt Darl.
    «Warum möchte sie ihr Leben niederlegen, Darl?»
    «Horch», sagt Darl. Wir hören sie. Wir hören, wie sie sich auf die andere Seite dreht. «Horch», sagt Darl.
    «Sie hat sich umgedreht», sage ich. «Sie sieht mich durchs Holz hindurch an.»
    «Ja», sagt Darl.
    «Wie kann sie durchs Holz sehn, Darl?»
    «Komm», sagt Darl. «Wir müssen sie in Frieden lassen. Komm.»
    «Sag mir doch, wie sie raussehn kann. An der Seite kann sie nicht raussehn, die Löcher sind im Deckel», sage ich. «Wie kann sie raussehn, Darl?»
    «Lass uns nach Cash sehn», sagt Darl.
    Und ich sah etwas, von dem Dewey Dell sagt, ich darf mit niemandem darüber reden.
    Cash hat ein krankes Bein, er ist krank. Wir haben sein Bein am Nachmittag geschient, aber es ist immer noch krank, und er liegt auf dem Lager aus Decken. Wir gießen Wasser über sein Bein, und das tut ihm gut.
    «Mir ist wohl», sagt Cash. «Ich bin euch sehr dankbar.»
    «Versuch, ein bisschen zu schlafen», sagen wir.
    «Es geht mir gut», sagt Cash. «Ich bin euch dankbar.»
    Und ich sah etwas, von dem Dewey Dell mir sagt, ich darf es niemandem sagen. Es geht nicht um Pa und nicht um Cash und nicht um Jewel, und es geht auch nicht um Dewey Dell oder um mich.
    Dewey Dell und ich legen uns zum Schlafen auf die Wolldecke auf der hinteren Veranda, von wo wir die Scheune sehn können. Der Mond scheint auf die Hälfte der Decke, und wir liegen halb im Weißen, halb im Schwarzen, das Mondlicht auf den Beinen. Und dann will ich sehn, wo sie nachts bleiben, während wir in der Scheune sind. Heute Nacht sind wir nicht in der Scheune, aber ich kann die Scheune sehn, und darum werde ich rausfinden, wo sie nachts bleiben.
    Wir liegen auf der Wolldecke, die Beine im Mond.
    «Sieh mal», sag ich, «meine Beine sehn schwarz aus. Deine Beine sehn auch schwarz aus.»
    «Schlaf jetzt», sagt Dewey Dell.
    Bis Jefferson ist es weit.
    «Dewey Dell.»
    «Was ist?»
    «Wenn jetzt nicht Weihnachten ist, wie kann sie dann da sein?»
    Sie fährt rundherum auf den glänzenden Schienen. Und die Schienen laufen rundherum in glänzendem Kreis.
    «Wie kann was da sein?»
    «Die Eisenbahn. Im Schaufenster.»
    «Schlaf jetzt. Du kannst morgen nachsehn, ob sie da ist.»
    Vielleicht weiß Santa Claus nicht, wer ein Junge aus der Stadt ist und wer nicht.
    «Dewey Dell.»
    «Du sollst jetzt schlafen. Er passt schon auf, dass keiner von den Stadtjungen sie bekommt.»
    Sie stand hinter der Schaufensterscheibe, rot auf den Schienen, und die Schienen glänzten rundherum im Kreis. Das Herz tat mir weh. Und dann waren Pa und Jewel und Darl und der Sohn von Mr. Gillespie da. Die Beine von Mr. Gillespies Sohn sehn unter seinem Nachthemd hervor. Als er in den Mond geht, werden seine Beine fusselig. Sie gehen ums Haus zum Apfelbaum.
    «Was wollen sie da, Dewey Dell?»
    Sie gingen ums Haus zum Apfelbaum.
    «Ich kann sie riechen», sage ich. «Kannst du sie auch riechen?»
    «Scht», sagt Dewey Dell. «Der Wind hat gedreht. Schlaf jetzt.»
    Und jetzt werde ich bald wissen, wo sie sich in der Nacht aufhalten. Sie kommen ums Haus, gehen über den Hof in den Mond und tragen sie auf den Schultern. Sie tragen sie zur Scheune hinunter, der Mond scheint matt und still auf sie nieder. Dann kommen sie zurück und gehen wieder ins Haus. Während sie draußen waren im Mondlicht, sahen die Beine von Mr. Gillespies Sohn fusselig verschwommen aus. Und dann wartete ich, und ich sagte: Dewey Dell? und wartete, und dann ging ich, um herauszufinden, wo sie sich in der Nacht aufhalten, und dann sah ich etwas, von dem Dewey Dell sagt, ich darf es niemandem sagen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Darl
    Vor der dunklen Türöffnung scheint er sich aus der Dunkelheit zu materialisieren, mager wie ein Rennpferd in seinem Unterzeug in der eben aufflammenden grellen Helligkeit. Er springt auf die Erde, einen Ausdruck wütender Ungläubigkeit im Gesicht. Er hat mich gesehen, ohne den Kopf zu wenden oder mir die Augen zuzukehren, in denen das grelle Licht wie zwei kleine Fackeln schwimmt. «Los», sagt er und setzt in großen Sprüngen die Böschung zur Scheune hinunter.
    Noch einen Augenblick läuft er silbrig durchs Mondlicht, dann hebt er sich flach, wie eine aus Blechfolie ausgeschnittene Figur, gegen die jähe, lautlose Explosion ab, als der gesamte Heuboden der Scheune auf einmal Feuer fängt, als wär er mit

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