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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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Zement.
    «Ich glaub, dem geht’s ganz gut», sagte er.
    «Nicht, dass wir hartherzig wären», sagte der Marshal. «Aber Ihr seht wahrscheinlich selber, dass es so nicht weitergeht.»
    «Natürlich», sagte der andere. «Wir fahren los, sobald Dewey Dell zurückkommt. Sie wollte ein Paket abgeben.»
    Da standen sie, und die Leute wichen mit an die Nase gepressten Taschentüchern vor ihnen zurück, bis eine Minute später das Mädchen mit dem in Zeitungspapier gewickelten Paket zurückkam.
    «Beeil dich», sagte der mit dem Zement. «Wir haben schon zu viel Zeit verloren.» Sie stiegen auf den Wagen und fuhren weiter. Und als ich zum Abendbrot ging, war mir, als könnte ich es immer noch riechen. Und am nächsten Tag traf ich den Marshal und schnupperte und sagte:
    «Riechen Sie was?»
    «Die sind wahrscheinlich inzwischen in Jefferson», sagte er.
    «Oder im Gefängnis. Na, dem Himmel sei Dank, dass es nicht unser Gefängnis ist.»
    «Da sagen Sie was», sagte er.

[zur Inhaltsübersicht]
    Darl
    «Da ist ein Haus», sagt Pa. Er hält das Gespann an, bleibt sitzen und sieht zum Haus. «Wir könnten da drüben ein bisschen Wasser bekommen.»
    «Gut», sage ich. «Du musst dir von denen einen Eimer borgen, Dewey Dell.»
    «Gott weiß es», sagt Pa. «Ich möchte nicht gesehn werden, Gott weiß es.»
    «Wenn du eine Blechdose findest, die nicht zu klein ist, bring sie mit», sag ich. Dewey Dell steigt vom Wagen runter, das Paket unterm Arm. «Es war wohl schwieriger, als du gedacht hast, diese Kuchen in Mottson zu verkaufen», sage ich. Wie unser Leben sich zerfasert in den Nicht-Wind, den Nicht-Ton, die müden Gesten müde wiederholend: Echos alten Zerrens von Nicht-Händen an Nicht-Fäden: bei Sonnenuntergang vollführen wir wilde Gebärden, tote Bewegungen von Puppen. Cash hat sich das Bein gebrochen, und jetzt rieselt das Sägemehl heraus. Er blutet sich zu Tode, Cash.
    «Ich möchte nicht gesehn werden», sagt Pa. «Gott weiß es.»
    «Dann mach selber Wasser», sage ich. «Wir können Cashs Hut nehmen.»
    Als Dewey Dell zurückkommt, ist der Mann bei ihr. Er bleibt stehen, und sie geht weiter, und er bleibt immer noch stehen, und nach einer Weile geht er zum Haus zurück, bleibt auf seiner Veranda und beobachtet uns.
    «Wir versuchen lieber nicht, ihn runterzuheben», sagt Pa. «Wir können es hier oben machen.»
    «Möchtest du, dass wir dich runterheben, Cash?», frage ich.
    «Sind wir denn nicht morgen in Jefferson?», sagt er. Er sieht uns an mit fragendem, gespanntem, traurigem Blick. «Ich kann so lange durchhalten.»
    «Es ist leichter für dich», sagt Pa. «Die Knochenenden reiben an der Bruchstelle dann nicht mehr aneinander.»
    «Ich halt schon durch», sagt Cash. «Wir verlieren Zeit, wenn wir so lange anhalten.»
    «Jetzt haben wir den Zement schon gekauft», sagt Pa.
    «Ich könnte durchhalten», sagt Cash. «Ist doch nur noch ein Tag. Nicht der Rede wert.» Er sieht uns an, seine Augen weit und fragend in dem dünnen grauen Gesicht. «Das heilt auch so», sagt er.
    «Wir haben ihn aber nun gekauft», sagt Pa.
    Ich mische den Zement in der Blechbüchse, rühre langsam Wasser in die blassgrünen dicken Schlieren. Ich bringe die Büchse zum Wagen, wo Cash sie sehen kann. Er liegt auf dem Rücken, sein knochiges Profil zeichnet sich als Silhouette, asketisch und unergründlich, gegen den Himmel ab. «Sieht das ungefähr richtig aus?», frage ich.
    «Nimm nicht zu viel Wasser, sonst wird es zu flüssig», sagt er.
    «Ist das zu viel?»
    «Vielleicht tust du ein bisschen Sand dazu», sagt er. «Es ist doch nur noch ein Tag», sagt er. «Tut gar nicht so weh.»
    Vardaman geht die Straße runter, bis dahin, wo wir die Abzweigung genommen haben, und kommt mit Sand zurück. Er schüttet ihn langsam in die zähen Schlieren in der Büchse. Ich gehe wieder zum Wagen.
    «Sieht das jetzt richtig aus?»
    «Ja», sagt Cash. «Ich hätte aber durchgehalten. Es tut nicht mehr weh.»
    Wir machen die Schienen los und gießen den Zement langsam über sein Bein.
    «Passt auf ihn auf», sagt Cash. «Lasst möglichst nichts draufkommen.»
    «Ja», sage ich. Dewey Dell reißt ein Stück Papier von ihrem Paket ab und wischt den Zement, der von Cashs Bein tropft, vom Sargdeckel weg.
    «Wie fühlt es sich an?»
    «Gut», sagt er. «Schön kühl. Fühlt sich gut an.»
    «Wenn’s dir nur hilft», sagt Pa. «Ich bitte dich um Vergebung. Hab’s nicht voraussehn können, so wenig wie du.»
    «Es tut gut», sagt Cash.
    Wenn man

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