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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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einzufetten?»
    «Ich wollte ihm nur helfen», sagte Pa. «Darl war’s, der hat es draufgemacht.»
    «Wo ist Darl?», sagten sie.
    «Hat keiner von euch mehr Verstand gehabt?», sagte Mr. Gillespie. «Ich hätt gedacht, er selber wär wenigstens klüger.»
    Jewel lag mit dem Gesicht nach unten. Sein Rücken war rot. Dewey Dell schmierte Salbe drauf. Die Salbe war aus Butter und Ruß gemacht, sie sollte das Feuer rausziehen. Dann war sein Rücken schwarz.
    «Tut es weh, Jewel?», fragte ich. «Dein Rücken sieht aus wie der von einem Nigger, Jewel», sagte ich. Cashs Fuß und Bein sahen auch aus wie von einem Nigger. Dann brachen sie das Zeug runter. Cashs Bein blutete.
    «Du gehst jetzt und legst dich hin», sagte Dewey Dell. «Du solltest längst schlafen.»
    «Wo ist Darl?», sagten sie.
    Er ist da draußen unterm Apfelbaum bei ihr, er liegt auf ihr. Er ist da, damit die Katze nicht wiederkommt. Ich sagte: «Willst du die Katze fernhalten, Darl?»
    Das Mondlicht sprenkelte auch ihn. Auf ihr hielt es still, aber auf Darl tanzte es hin und her.
    «Du musst nicht weinen», sagte ich. «Jewel hat sie rausgeholt. Du musst nicht weinen, Darl.»
    Die Scheune ist immer noch rot. Vorhin war sie noch röter. Dann wirbelte sie hoch, und die Sterne flogen rückwärts, ohne zu fallen. Das Herz tat mir weh, wie wegen der Eisenbahn.
    Als ich herausfinden wollte, wo sie sich über Nacht aufhalten, sah ich etwas, von dem Dewey Dell sagt, ich darf es niemandem sagen

[zur Inhaltsübersicht]
    Darl
    Wir sind schon seit einiger Zeit an Schildern vorbeigekommen: an Drugstores, Bekleidungsläden, Reklame für Patentmedizin, an Werkstätten und Bars, und die Schilder mit den Entfernungsangaben werden immer weniger, und die Zahl der Meilen wird immer kleiner: 3 Meilen. 2 Meilen. Von der höchsten Stelle der Steigung, als wir wieder auf den Wagen klettern, können wir den Rauch sehen, niedrig und flach und scheinbar reglos im windstillen Nachmittag.
    «Ist es das, Darl?», sagt Vardaman. «Ist das Jefferson?» Auch er ist abgemagert; wie unsere Gesichter sieht auch seins abgespannt, übernächtigt und ausgelaugt aus.
    «Ja», sage ich. Er hebt den Kopf und sieht zum Himmel. Hoch oben schweben sie in immer enger werdenden Kreisen, sie schweben gleich dem Rauch, in der Form ihm ähnlich, doch ohne ein Zeichen von Bewegung, weder vor noch zurück. Wir steigen wieder auf den Wagen, wo Cash auf dem Sarg liegt, um sein Bein die schartigen Zementscherben. Die armseligen Maultiere trotten müde, holpernd und stolpernd die sandige Landstraße hinunter.
    «Wir müssen mit ihm zum Arzt», sagt Pa. «Da kommen wir nicht mehr drum rum.» Wo Jewels Hemd seinen Rücken berührt, färbt es sich von der Butter-und-Ruß-Salbe langsam immer schwärzer. Das Leben ist in den Tälern entstanden. Dann ist es hinaufgeweht auf die Hügel, auf die alten Schrecken, die alten Lüste, die alten Verzweiflungen. Darum muss man zu Fuß die Hügel hinaufgehn, dann kann man runterfahren.
    Dewey Dell sitzt vorn auf der Bank, das in Zeitungspapier gewickelte Paket auf dem Schoß. Als wir unten an der Landstraße ankommen, wo sie sich flach und gerade zwischen engen Baumreihen hinzieht, sieht Dewey Dell ruhig um sich, von einer Straßenseite zur andern. Schließlich sagt sie:
    «Ich muss anhalten.»
    Pa sieht sie an, sein grämliches Profil zeigt, dass er übelgelaunt ist und sich belästigt fühlt. Er hält nicht an. «Wozu?»
    «Ich muss mal in die Büsche», sagt Dewey Dell.
    Er hält nicht an. «Kannst du nicht warten, bis wir in der Stadt sind? ’ne Meile noch, höchstens.»
    «Halt an», sagt Dewey Dell, «ich muss in die Büsche.»
    Pa hält mitten auf der Landstraße, und wir sehn zu, wie Dewey Dell runtersteigt und das Paket mitnimmt. Sie sieht sich nicht um.
    «Warum lässt du deine Kuchen nicht hier?», frag ich. «Wir passen schon drauf auf.»
    Sie steigt ruhig vom Wagen, sieht uns nicht an.
    «Wie soll sie wissen, wohin sie gehen muss, wenn sie wartet, bis wir in der Stadt sind?», sagt Vardaman. «Wohin würdest du in der Stadt gehn, Dewey Dell?»
    Sie hebt das Paket herunter, dreht sich um und verschwindet zwischen den Bäumen im Dickicht.
    «Mach nicht länger als unbedingt nötig», ruft Pa. «Wir haben keine Zeit zu verlieren.» Sie antwortet nicht, nach einer Weile können wir sie nicht einmal mehr hören.
    «Wir hätten tun sollen, was Armstid und Gillespie gesagt haben, uns in der Stadt anmelden und das Grab ausheben und alles vorbereiten

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