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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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sagen?»
    «Es ist nicht meins, glaub mir doch. Kannst du nicht begreifen, dass es nicht meins ist?»
    «Es ist ja nicht so, dass ich es nicht zurückzahlen würde. Aber sie nennt ihren eigenen Vater einen Dieb.»
    «Ich kann nicht, glaub mir doch. Glaub mir doch, es ist nicht mein Geld. Gott weiß, ich würd’s dir sonst geben.»
    «Ich würd es nicht annehmen. Meine eigene von mir gezeugte Tochter, die siebzehn Jahre an meinem Tisch gegessen hat, weigert sich, mir zehn Dollar zu leihen.»
    «Es gehört mir nicht, ich kann nicht.»
    «Wem gehört es dann?»
    «Ich hab’s bekommen. Um was zu kaufen.»
    «Um was zu kaufen?»
    «Pa. Pa.»
    «Ist nur ein Darlehen. Gott weiß, wie schlimm es ist, wenn die Kinder von meinem Blut mich beschuldigen. Aber ich geb ihnen, was mir gehört, und hab nie geknausert. Freudig geb ich ihnen, ohne Knausern. Und jetzt weisen sie mich ab. Addie, du hast Glück gehabt, du bist gestorben, Addie.»
    «Pa. Pa.»
    «Gott weiß, dass es so ist.»
    Er nahm das Geld und ging hinaus.

[zur Inhaltsübersicht]
    Cash
    Als wir dort anhielten, um die Spaten zu leihen, hörten wir im Haus das Grammophon spielen, und als wir die Spaten nicht mehr brauchten, sagte Pa: «Ich bring sie wohl besser gleich zurück.»
    Und so fuhren wir wieder zu dem kleinen Haus. «Wir bringen Cash besser erst zu Peabody», sagte Jewel.
    «Dauert höchstens ’ne Minute», sagte Pa. Er stieg vom Wagen. Die Musik spielte jetzt nicht.
    «Lass Vardaman das machen», sagte Jewel. «Er braucht halb so lang wie du. Oder warte, lass mich –»
    «Ich denke, es ist besser, ich mach’s selbst», sagte Pa. «Hab sie ja schließlich auch geliehen.»
    Und so saßen wir da auf dem Wagen, aber die Musik spielte jetzt nicht. Ist wahrscheinlich vernünftig, dass wir uns nicht so einen Apparat angeschafft haben. Ich würde mit meiner Arbeit nie fertig werden, weil ich immer nur Musik hören müsste. Ich weiß nicht, ich finde, so ein bisschen Musik gehört zum Angenehmsten, was man sich ins Haus holen kann. Wenn man abends müde von der Arbeit kommt, gibt es nichts, wobei man sich so gut ausruhen kann, als wenn man ein bisschen Musik hört und es sich bequem macht. Ich hab welche gesehn, die sich ganz einfach abstellen lassen und die man zuklappen und an einem Tragegriff überallhin mitnehmen kann, wohin immer man will.
    «Was treibt er da wohl», sagt Jewel. «Ich hätte die Spaten inzwischen zehnmal hin- und zurückbringen können.»
    «Soll er sich ruhig Zeit lassen», sagte ich. «Er ist nicht mehr so flink auf den Beinen wie du, vergiss das nicht.»
    «Warum wollte er dann nicht, dass ich gehe?», sagt Jewel. «Wir müssen dein Bein verarzten lassen, damit wir morgen nach Haus können.»
    «Wir haben reichlich Zeit», sagte ich. «Ich frag mich, was so ein Apparat kostet, wenn man ihn auf Raten kauft.»
    «Auf Raten?», sagte Jewel. «Reicht das, was du hast, überhaupt für die Anzahlung?»
    «Man kann nie wissen», sagte ich. «Ich hätte den von Suratt für fünf Dollar kriegen können, glaub ich.»
    Und dann kam Pa zurück, und wir fuhren zu Peabody. Während wir dort warteten, sagte Pa, er will schnell zum Friseur und sich rasieren lassen. Und am Abend sagte er, er muss noch mal weg, was Geschäftliches, und er sah an uns vorbei, als er das sagte; seine Haare waren nass gekämmt und angeklatscht und rochen süß nach Parfüm, aber ich sagte, lasst ihn doch; ich hätte selber nichts dagegen, noch ein bisschen mehr von der Musik zu hören.
    Und am nächsten Morgen war er wieder weg, und als er zurückkam, sagte er, wir sollten anspannen und uns fertig machen für eine Ausfahrt, er würde uns dann treffen, und als die andern draußen waren, sagte er:
    «Du hast nicht zufällig noch ein bisschen Geld?»
    «Peabody hat mir grad so viel gegeben, dass ich das Hotel bezahlen konnte», sagte ich. «Wir brauchen doch sonst nichts mehr, oder?»
    «Nein», sagte Pa. «Nein, wir brauchen nichts.» Er stand da und sah mich nicht an.
    «Und wenn doch, kann Peabody vielleicht …»
    «Nein», sagte er, «wir brauchen nichts sonst. Ihr wartet alle an der Ecke auf mich.»
    Jewel übernahm das Gespann und holte mich ab; sie legten für mich eine dicke Decke in den Wagen, und wir fuhren über den Platz zu der Ecke, die Pa meinte, und warteten dort auf dem Wagen, und Dewey Dell und Vardaman aßen Bananen, als wir sie die Straße raufkommen sahen. Pa hatte einen geradezu verwegenen Ausdruck im Gesicht und gleichzeitig seinen Armesünderblick wie

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