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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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Eltern zu ihrem wundervollen Leben gratulierten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon seit drei Monaten kein einziges Wort mehr gewechselt.
    Einige Wochen vorher saß ich auf dem knarzenden Frau-Anders-Sessel und sagte: »Ich will nicht zu dieser Feier gehen. Ich will nicht so tun, als wäre alles in Ordnung. Ist es nämlich nicht.« Frau Anders langweilte sich, glaube ich, gerade. Sie gab sich alle Mühe, mich das nicht spüren zu lassen, aber ich hatte oft das Gefühl, nur eine von Hunderten Patientinnen zu sein, die ihr jeden Tag immer die gleichen Probleme schildern. Sie blickte auf, vielleicht hatte sie gerade ein Einhorn gemalt, und fragte: »Warum sollten Sie denn hingehen?« »Na, weil man das so macht«, antwortete ich, »das ist meinen Eltern wichtig, und ich gehöre zur Familie. Sie rechnen doch mit mir.« »Aber wenn Sie nicht gehen wollen, dann sollten Sie auch nicht gehen. Letztlich ist es Ihre Entscheidung, wann Sie wo sind. Und bloß weil es eine gesellschaftliche Konvention ist, bei Familienfeiern aufzutauchen, heißt es nicht, dass Sie mit Ihrer Familie heile Welt spielen müssen.« Ich war sehr unsicher, was ich denken sollte und vor allem wie ich handeln würde. Ich wusste, dass es meine Eltern verletzen würde, wenn ich nicht komme. Aber es wäre tatsächlich verlogen gewesen, nach allem, was passiert war.
    Angefangen hat es, als ich aufgelöst auf einer Parkbank in Leipzig saß und meine Mutter durchs Telefon anschrie: »Hast du mich lieb?« Tränenüberströmt und völlig neben mir, wusste ich nicht mehr, wer ich war. »Hast du mich lieb? Du bleibst bei mir, stimmt’s?« Bei ihr haben alle Alarmglocken geläutet, sie und Stefan setzten sich sofort ins Auto und holten mich ab. Noch am gleichen Tag fuhren sie dann in den Urlaub und ließen mich bei meinen Großeltern. Zwar hatten sie mich damals gefragt, ob ich mitkommen wolle, aber zu der Zeit konnte ich nicht einmal entscheiden, welche Unterhose ich morgens anziehen sollte. Zwar haben wir ständig geredet, aber sie dachten berechtigterweise, dass ich alt genug sei, mich an sie zu wenden, wenn ich Probleme hätte. Ich weiß jetzt, dass sie die Sache unterschätzt haben und ihnen nicht klar war, wie schlecht es mir ging. Vielleicht war es die Distanz oder meine mangelnde Kommunikation.
    Jedenfalls entschied ich, dass es besser wäre, diesen Konflikt alleine zu bewältigen und nicht mehr darauf zu warten, dass meine Eltern für mich einspringen. Auch deshalb kam es dann drei Monate vor dem Glitzerfest zu einem Telefonat, das vermutlich vor allem meine Mutter schockiert hat. Ich wollte ihr irgendwie mitteilen, dass ich nicht mehr ständig mit ihr sprechen möchte. Meine Taktik: Reißaus nehmen. »Mama, ich plane eine Fahrradtour nach Israel.« »Wolltest du nicht mit der Uni nach Frankreich gehen?« Damals empfand ich beides als absolute Form der Selbstentfaltung. »Misch dich nicht in mein Leben ein. Du hast mir überhaupt nichts zu sagen.« Ich meinte das ernst. Das mit der Fahrradtour und das mit dem Einmischen. Ich fühlte mich von ihr unter Druck gesetzt, hatte das Gefühl, sie verlange von mir, jetzt endlich mal klarzukommen mit meinem Leben. Das wollte ich ja auch, es ging aber nur, wenn Anja mir nicht ständig dazwischenfunkte. Sie sagte: »Weißt du, Hanna, wir freuen uns erst, wenn du im Flieger nach Paris sitzt.« Ich wusste, sie macht sich Sorgen, sah aber auch, dass sie überhaupt nicht verstand, worum es ging. Um sie. Ich musste Abstand zu ihr gewinnen, mich selbst erkennen und lernen, selbst zu sehen, wohin ich meine Füße setzte. Bis dahin war meine Mutter immer versucht, mich bei sich zu behalten, sie hatte Angst davor, mich zu verlieren. Ich auch. Und durch diese Angst hätten wir uns auch beinahe verloren: »Ich will, dass du einfach wartest, bis ich dich das nächste Mal anrufe. Du hast im Moment in meinem Leben nichts verloren.«
    Für mich waren die drei Monate der Funkstille eine Machtdemonstration. Ich hatte das Gefühl klarzumachen, dass ich nicht einfach so und jederzeit verfügbar bin, sondern meine eigenen Bedürfnisse habe, die Anja zu respektieren hatte. Ich weiß, dass es ihr schlecht ging in der Zeit, aber ich war plötzlich ganz bei mir. Und auch bei meinem schlechten Gewissen. Der Tag der Feier war da. Nach Berlin zu fahren wäre kein großer Aufwand gewesen, ich hätte es tun können. Aber ich wollte nicht. Genau deswegen. Um zu demonstrieren, meine Stärke zu zeigen und meine Mutter spüren zu lassen, dass

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