Als Spiel fing es an
bitte ein Glas Wasser, Mickey?“
Sein besorgter Ton brachte sie nur noch mehr auf. Jetzt, da das Kind in den Brunnen gefallen war, war es wirklich zu spät für irgendwelche Besorgnis!
„Natürlich. Und hier ist ihr Hut. Sie hat ihn unterwegs verloren.“
Zu allem Überfluss auch noch diese Demütigung!
Als Mickey mit dem Glas Wasser zurückkam, fühlte sich Daisy wieder stark genug, um sich aufzusetzen und einige kleine Schlucke zu trinken. Befangen bedankte sie sich bei dem Mann, der ihr das Glas gereicht hatte – Mickey Bourke, noch so ein begehrter Junggeselle, der sich keine Gedanken darum machen musste, womit er seine nächsten Dollars verdienen sollte.
„Ich kümmere mich jetzt um sie“, entließ Ethan seinen Freund.
„Gut.“ Mickey grinste verschwörerisch. „Ich sag doch, immer die Gelegenheit beim Schopf packen. Also pack’s an, Junge!“
Die Gelegenheit beim Schopf packen? All ihre Gelegenheiten, ihr Job, eine sichere Zukunft für ihre Eltern waren sämtlich zunichte gemacht worden, weil Ethan Cartwright für sich die Gelegenheit beim Schopf gepackt hatte. Am liebsten hätte sie ihm das Wasser ins Gesicht geschüttet, um seinem blinden, aufgeblasenen Ego einen Dämpfer zu erteilen. Aber was wollte sie damit gewinnen?
Kalte Verzweiflung umklammerte ihr Herz.
„Fühlen Sie sich schon etwas besser, Daisy?“, erkundigte sich Ethan fürsorglich.
Wie sollte sie sich je wieder besser fühlen? „Gut genug jedenfalls, dass Sie Ihren Arm wegnehmen können“, erwiderte sie steif und setzte sich kerzengerade auf, um ihm zu beweisen, dass sie seine Unterstützung nicht länger brauchte.
„Okay, aber Sie sollten noch ein wenig sitzen bleiben. Und vielleicht etwas zu sich nehmen? Haben Sie schon zu Mittag gegessen?“
Nein, das hatte sie nicht – was möglicherweise ihren Schwächeanfall begünstigt hatte, obwohl sie es in diesem Job gewöhnt gewesen war, mit leerem Magen zu funktionieren. Nur, dass sie jetzt keinen Job mehr hatte. Was alles seine Schuld war!
Zornig wandte sie sich ihm zu. „Ein bisschen spät, sich um mich zu sorgen, Mr Cartwright. Der Schaden ist bereits angerichtet.“
Er verzog das Gesicht, betrachtete sie aber ohne sichtbare Reue. „Lynda Twiggley hat Ihnen geschadet, indem sie Sie gezwungen hat, vor ihr zu buckeln.“
„Damit wäre ich klargekommen. Wenn Sie sich nicht eingemischt hätten, hätte ich immer noch meinen Job.“
„Der Ihnen doch gar nicht gefallen hat“, warf er überzeugt ein.
„Was hat denn gefallen damit zu tun?“, rief sie ungehalten aus. „Es war der bestbezahlte Job, den ich jemals hatte, und ich brauche das Geld. Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr ich es brauche! Wahrscheinlich haben Sie sich noch nie in ihrem ganzen Leben um Geld sorgen müssen!“
Seine Mundwinkel zuckten ironisch. „Nun, genau genommen sorge ich mich täglich um Geld.“
„Um einen Haufen Geld!“, verbesserte sie ihn heftig. „Und nicht um ein kleines Einkommen, das man für den Lebensunterhalt braucht.“
Seine Miene wurde nachdenklich. „So schlimm wird es doch nicht sein.“
„Und ob es so schlimm ist!“ Rasch trank sie noch ein paar kleine Schlucke Wasser, denn der heftige Gefühlsausbruch machte sie schon wieder ganz benommen. Oder vielleicht lag es auch daran, dass Ethan Cartwright so dicht neben ihr saß und sie mit seiner männlichen Ausstrahlung verwirrte. In diesen hinreißenden grünen Augen konnte man sich als Frau verlieren.
„Das tut mir leid. Ich dachte ehrlich, Sie wären in einem anderen Job besser dran“, sagte er, was man als erste Andeutung einer Entschuldigung werten konnte.
„Sie haben überhaupt nicht nachgedacht“, widersprach Daisy ärgerlich. „Jedenfalls nicht auf meiner Ebene.“
„Was soll das heißen … auf Ihrer Ebene?“
Nur zu gern öffnete sie ihm die Augen für die Wirklichkeit. „Auf der Ebene, wo Menschen sich abmühen müssen, um über die Runden zu kommen. Wo der Arbeitsmarkt jeden Tag angespannter wird. Wo dein ganzes Leben abstürzen kann, wenn du deinen Job verlierst.“
„Haben Sie Schulden?“ Sein forschender Blick schien bis in ihre Seele zu dringen und weckte in ihr den Wunsch, sein Interesse wäre wirklich echt. Dieser Mann konnte für ihre Eltern alles zum Guten wenden, wenn er nur wollte. Und er war so sexy, dass sie die Wirkung, die er auf sie ausübte, nicht verleugnen konnte.
„Nein. Ja.“ Sie seufzte. „Meine Eltern sind verschuldet. Und wenn ich der Bank nicht die Raten pünktlich
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