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Als unser Kunde tot umfiel

Als unser Kunde tot umfiel

Titel: Als unser Kunde tot umfiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Hinrichsen , Boris Palluch
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Mitarbeiter eines Kernkraftwerks dabei waren. Das war damals keine leichte Situation. Aber sie haben sehr positiv über ihre Firma gesprochen. Nur einer war gar nicht so überzeugt von der Atomkraft. Das hat er aber öffentlich nie zugegeben. Im Konzern hat er sich für alternative Energien stark gemacht.
    H: Aber findest du das nicht etwas verlogen? Die eigenen Ideale zu verraten? Als Chef bekommt man da sofort ein Glaubwürdigkeitsproblem. Wie will man denn andere von etwas begeistern, wenn man selbst nicht daran glaubt? Der Stolz auf die eigene Arbeit ist doch eine Bedingung für den Erfolg. Wenn man nicht stolz auf das sein kann, was man tut – und sich vielleicht sogar insgeheim dafür schämt –, kann das doch nicht gut gehen.
    P: Gut, ich kann nachvollziehen, dass das zum Problem werden kann. Dein Mitarbeiter hatte aber keine Gewissenskonflikte, sondern schlicht mangelndes oder besser: gar kein Interesse. Warum hat er den Job dann überhaupt gemacht?
    H: Naja, ein toller Job, Entscheidungsfreiheit, Reisen und Kontakt mit Menschen. Und was kann es Schöneres geben, als Ferien für andere zu organisieren? Bloß weil ich andere Vorlieben habe, heißt das doch nicht, dass ich mich nicht in die Situation von anderen hineinversetzen kann.
    P: Ja, schon. Dennoch finde ich es erschreckend, wie häufig ich höre, dass Menschen das, was sie beruflich machen, eigentlich ablehnen und im Geschäft dann so tun, als wäre alles super.
    H: Andererseits, wenn ich bei jeder Gelegenheit allen von unseren Produkten vorschwärme, ist das vielleicht auch übertrieben. Trotzdem finde ich es nicht leicht, immer zu allem zu stehen, auch wenn ich Entscheidungen oder Strategien innerlich vielleicht ablehne.
    P: Wenn man sich einen solchen Zwiespalt nicht klarmacht und überlegt, wie man damit umgehen will, kann das ein echtes Problem werden. Da muss es gar nicht erst beim Mitarbeitergespräch zum Eklat kommen. Es reicht schon, wenn man ständig mit einem komischen Gefühl zur Arbeit geht. Oder wenn sich in Meetings eine spitze Bemerkung an die andere reiht. Das kann das ganze Arbeitsklima gefährden.
    H: Manchmal kann es schon reichen, abfällige Bemerkungen im Bekanntenkreis zu machen. Schließlich sind das ja potenzielle Kunden meines Arbeitgebers. Ich ertappe mich manchmal selbst dabei, dass ich nach so einer Schimpftirade von Seiten meiner Bekannten denke: „Na, dort kaufe ich ganz sicher nichts mehr.“
    P: Ja, so etwas kann zum Glaubwürdigkeitsproblem für die Firma werden. Und Fakt ist auch: Um als Chef einen guten Job zu machen, muss man sich dieser Situation stellen. Da gibt es eine Menge Gelegenheiten, auf Tretminen zu steigen.
Houston, wir haben ein Problem – Wie Sie bei unterschiedlichen Ansichten den maximalen Schaden anrichten
    Wenn Sie als Chef von einem Produkt oder einer ganzen Firma nicht wirklich überzeugt sind, gibt es eine ganze Reihe von Fettnäpfen, in die Sie treten können. Dabei spielt es keine Rolle, ob das bewusst oder unbewusst passiert.
    „Ich mach hier bloß die Buchhaltung.“ Das mag objektiv gesehen richtig sein, ist aber keine Entschuldigung, sich nicht mit den Produkten der Firma zu beschäftigen. Es ist ziemlich peinlich, von Bekannten auf Missstände beim Arbeitgeber angesprochen zu werden. Nur wenn Sie wissen, wie Zusammenhänge funktionieren oder was bei Ihnen gerade los ist, können Sie auch bereichsübergreifende Vorschläge machen und Probleme aufzeigen. Außerdem haben Ihre Mitarbeiter ein Recht darauf, von Ihnen auf dem Laufenden gehalten zu werden.
    „Heute hier und morgen da.“ Als moderner Söldner gilt für Sie: Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing! Was die Firma, bei der Sie gerade Führungskraft sind, macht, ist Ihnen egal. Bei uns ist alles super. Sie motivieren Menschen und zaubern mit Zahlen. Wer wird sich da mit schnödem Alltäglichem belasten? Dummerweise funktioniert das so nur eine begrenzte Zeit, denn die Leidtragenden werden Ihre Mitarbeiter sein, denen Sie alles ungefiltert aufbürden, was von oben diktiert wird. Also schauen Sie, dass Sie rechtzeitig den Absprung zum nächsten Brötchengeber schaffen, bevor man Sie durchschaut und es zur Meuterei kommt.
    „Vor Nutzung wird gewarnt.“ Die armen Irren, die das ausprobieren müssen. So mancher Chef, der mit dem Produkt abgeschlossen hat, flüchtet sich in Galgenhumor. Dabei müssen Mitarbeiter und Kunden – freiwillig oder unfreiwillig – als Publikum herhalten. Das Problem: Dieses Theater lebt von

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