Als unser Kunde tot umfiel
berichten“, sagte er. Oje, das hörte sich ja nicht besonders gut an.
„Ich trommelte heute mein ganzes Team zusammen“, fing er an zu erzählen. „Ich sagte ihnen, dass ich ihnen gerne über die Erlebnisse meiner letzten Ferienreise mit unserer Firma berichten möchte.“ „Wie war die Reaktion Ihrer Kollegen?“, wollte ich wissen. „Die blickten mich zunächst ganz ungläubig an“ sagte er. So wie ich jetzt, dachte ich bei mir. „Und weiter?“, fragte ich und war echt gespannt auf die Fortsetzung. „Ich habe alle Mitarbeiter dazu eingeladen, über ihre letzten Urlaubserlebnisse zu berichten, und habe sie gebeten, auch Fotos mitzubringen.“ „Das Ziel, so erklärte ich ihnen, sei, hinterher einen Überblick darüber zu haben, was bei unseren Reisen wirklich hervorragend läuft und wo wir gemeinsam noch Verbesserungspotenzial erkennen.“ „Na, da war bestimmt Leben in der Bude“, wollte ich wissen. „Und wie“, meinte Müller-Lembke mit einem breiten Grinsen. „Also haben wir pro Leistungsabschnitt unserer Reisen einen Informationsstand aufgebaut“, berichtete er von seinem Arbeitstreffen. „Wir hatten hinterher Info-Stände zu den Bereichen Buchung, Flug, Transfer, Hotel, Reiseleitung und Ausflüge. Eben den gesamten Reiseablauf, den wir unseren Gästen anbieten.“ „Wow“, entfuhr es mir, denn ich war wirklich beeindruckt von dieser Idee. „Jeder hat dann von seinen Erfahrungen mit unseren Produkten berichtet. Am Ende haben wir schriftlich festgehalten, wo wir unserer Meinung nach gut unterwegs sind und woran wir noch arbeiten wollen.“ Ich war baff. „Und wie haben es Ihre Mitarbeiter aufgenommen?“, wollte ich wissen. „Wir hatten eine tolle Zeit“, schilderte er seine Erlebnisse. „Als ich mich nach gut einer Stunde umsah, hatten wir bereits an jedem Infostand eine Menge Ergebnisse – und das Beste war, ich blickte durchweg in fröhliche Gesichter, die komplett vertieft in ihren Reiseerlebnissen schwelgten, und es wurde viel gelacht, was wir so schon lange nicht mehr hatten. Am Ende des Tages, als wir uns die Ergebnisse ansahen, waren wir total begeistert“, sagte er zufrieden, „und ich bin sicher, dass wir mit diesen Ergebnissen unser Produkt einen großen Schritt verbessern können.“
„Klasse“, sagte ich wieder – ein wenig sprachlos, aber wirklich beeindruckt von der ganzen Aktion. „Da hat sich Ihre Urlaubsreise ja doppelt gelohnt“, sagte ich. „Oder haben Ihnen die Ferien nicht gefallen?“, wollte ich unbedingt noch wissen, denn bisher hatte er darüber noch gar nicht gesprochen. „Doch – und wie!“, sagte er. „Ich glaube, wir müssen das jetzt sogar öfters machen, die Kinder waren absolut begeistert und dafür kann ich dann auch über meinen Schatten springen. Was mich aber wirklich beeindruckt hat, war unsere Zusammenarbeit hier im Team“, meinte er. „Ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir alle gemeinsam an etwas arbeiten, woran wir auch glauben.“ „Das glaube ich auch“, bestätigte ich, „und ich finde, was Sie hier gleich nach Ihren Ferien auf die Beine gestellt haben, ist wirklich bemerkenswert.“ „Danke“, sagte Müller-Lembke und verließ mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck mein Büro.
5. „Zu mir ins Büro, Tür zu, aber zack, zack!“ Wirkungslos oder schonungslos?
Wie Sie Ihre Mitarbeiter wirkungsvoll kritisieren ohne zu demotivieren
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„Das war jetzt das zweite Mal“, schoss es mir durch den Kopf und der Gedanke verursachte fast schon Schmerzen. „Jetzt habe ich es aber langsam satt“, fügte ich hinzu. Ich las die Mail noch einmal durch. „… leider kann ich die von Ihnen zugeteilte Aufgabe der Kundenakquise nicht annehmen, da mir nicht ausreichend Zeit bleibt, um meine restlichen Aufgaben zu erledigen.“ Schon wieder ließ mich Herr Rost im Stich und teilte mir mit, er könne seinen Job nicht machen. Dafür gab es eigentlich nur zwei Gründe: Entweder waren seine bisherigen Aufgaben wirklich so umfangreich oder es fehlte ihm an Antrieb. Verwunderlich war nur, dass ich Herrn Rost während des gesamten Arbeitstages deutlich seltener an seinem Arbeitsplatz antraf als im Raucherraum, der Kantine oder in der Cafeteria. Die neue goldene Regel der Geschäftsführung, dass 20 Prozent der Arbeitszeit für soziale Kontakte genutzt werden
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