Als unser Kunde tot umfiel
Keiner der Emporkömmlinge aus seinem Bereich kann auch nur ansatzweise hoffen, jemals an den Primus heranzureichen. Konsequenterweise werden alle Aufgaben dann auch am besten von ihm erledigt. Dass die Mitarbeiter daneben stehen, sich langweilen oder mit Minesweeper-Turnieren bei Laune halten, ist irrelevant. Denn eigentlich sind sie ja ohnehin nur Komparsen, die dazu dienen, den Star des Teams in Szene zu setzen. Das ist alles nicht schlimm – solange Sie damit leben können, 24 Stunden am Tag zu arbeiten, aber irgendwie muss man die Zeit ja totschlagen, oder?
„Beschützerinstinkt.“ Wie ein Security-Posten zwischen unerwünschten Gästen und dem Einlass zum Nachtclub steht, stellt sich dieser Chef zwischen unangenehme Situationen und seine Mitarbeiter. So können sie sicher und behütet in seinem Schatten ihr Dasein fristen. Was gut gemeint ist, führt aber dazu, dass Sie sich Mitarbeiter erziehen, die es mit der Realität ohne Sie nicht aufnehmen können oder wollen. Das schmeichelt natürlich, schließlich will jeder gebraucht werden. Aber Ihren Freiraum minimieren Sie mit dieser Methode todsicher.
„Gestörte Leitung.“ Das Team beschwert sich über unklare Weisungen. Einem Mitarbeiter wird etwas zugesagt, nur um die Ansage im nächsten Moment einem anderen Mitarbeiter gegenüber zu revidieren. Manche Mitarbeiter hören auch nur ganz gezielt das, was sie hören wollen. Schließlich ist das Kommunikationschaos da – und die Verwirrung komplett. Mitarbeiter sind verunsichert und machen das, was sie für richtig halten. Leider ist das in den seltensten Fällen das, was Sie eigentlich wollten. Aber wen stört das schon, das lässt sich ja alles regeln. Schade nur um Ihre Freiräume, die gehen nämlich flöten.
Die Lösungsfinder-Methode
Vielleicht ertappen Sie sich immer wieder dabei, wie Sie um 20 Uhr noch kurz Ihr Budget machen oder Ihre E-Mails lesen, weil Sie bisher noch nicht dazu gekommen sind, während Ihre Mitarbeiter und Ihre Kollegen aus der Führungsetage schon längst zu Hause sind. Möglicherweise ärgern Sie sich mit schöner Regelmäßigkeit darüber, dass Sie schon wieder für Ihre Leute die Kohlen aus dem Feuer holen müssen, weil die einfach nichts richtig machen können. Egal was der Auslöser sein mag, wenn Sie mehr Freiraum schaffen wollen, können nur Sie dafür sorgen, dass Sie ihn auch bekommen. Als Chef sind Sie nämlich in der einmaligen Position, sehr viel gestalten zu können. Sie haben die Freiheit, Aufgaben zu verteilen, Arbeitsspielräume festzuzurren, und können Ihr Umfeld so einrichten, wie Sie es haben möchten. Glauben Sie nicht? Es trifft aber zu, wenn Sie sich trauen.
Nehmen Sie Ihre Führungsrolle an!
Dabei balanciert man mitunter auf einem schmalen Grat. Viele Chefs neigen dazu, sich mit operativen Tätigkeiten so vollzupacken, dass sie ihre Führungsrolle nicht oder nur eingeschränkt wahrnehmen können. Andere haben die Bodenhaftung total verloren und haben keinen Plan, was ihre Abteilung eigentlich macht. Beides ist in extremer Form wenig hilfreich. Wenn Sie sich Freiraum schaffen möchten, egal ob Sie mehr Zeit für Führungsaufgaben oder die Kundenbetreuung haben wollen, werden Sie auf Widerstand stoßen. Vielleicht sind Ihre Mitarbeiter gewohnt, dass Sie ihnen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Eventuell stehen Sie bei vollem Haus selbst am Tresen oder kümmern sich grundsätzlich selbst um komplizierte Fälle. In allen diesen Situationen wird es Mitarbeiter geben, die das gerne annehmen – warum sollten sie sich denn den Kopf zerbrechen, wenn Sie das für sie übernehmen? Aber es wird auch andere geben, die sich wünschen, selbständiger zu arbeiten. Lassen Sie sich von den Faulenzern nicht in die Irre führen – Sie sind nicht das beste Mitglied im Team, sondern der Chef.
Die Gründe, sich auf das Operative zu konzentrieren und Führungsaufgaben zu vernachlässigen, sind vielfältig. Egal ob Sie glauben, Sie könnten es am besten, oder ob Sie Ihre Mitarbeiter aus falsch verstandener Fürsorgepflicht aus der Schusslinie nehmen, Sie tun weder Ihrem Team noch dem Unternehmen und schon gar nicht sich selbst einen Gefallen damit. Ihre Mitarbeiter werden an der Entwicklung gehindert und letzten Endes enthalten Sie der Unternehmung die Leistung vor, für die Sie eingestellt wurden: Nämlich Chef zu sein.
Finden Sie Ihren Weg zwischen Kontrollwahn und Laissez-faire !
Manche Chefs sagen, dass sie ihre Kontrollpflicht nur ausführen können, wenn sie ganz nah
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