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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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Gastfreundschaft wirklich überstrapaziert. Donnerstag. Der Donnerstag naht, mein Freund. Du willst doch nicht, dass ich ewig hier rumhäng.«
    Ein langes Schweigen legte sich auf die Musik. Riley litt still. Er würde ihn verlieren, und es gab nichts, was er tun konnte. Antoney trank den letzten Rest Wein.
    »Mann, ich hab echt alles versaut, was?«
    »Du bist ein Mensch. Und du hast mehr erreicht als die meisten – und könntest das auch heute noch.«
    »Aber du bist der Einzige, Riley, der an mich glaubt … Gott. Sieh mich doch an, ich darf nicht einmal meinen Jungen sehen. Wenn ich sie nicht zurückerobern kann, weiß ich nicht, was ich tun soll.«
    »Wie wäre es mit einem Brandy?« Riley stand auf und ging zum Sideboard.
    »Hast du jemals mit einer Frau geschlafen, Riley?«, fragte Antoney. »Nur so aus Neugierde.«
    »Ähem …« Beinahe wären ihm die Gläser aus der Hand gefallen. Auf das fremde, ferne Terrain seiner Mädchengeschichten hatten sie sich noch niemals vorgewagt, seine Homosexualität noch niemals offen angesprochen. Jetzt schwitzte Riley.
    »Ja, habe ich«, offenbarte er.
    »Ach ja? Mit wem?«
    Riley kehrte sichtlich beklommen an seinen Platz zurück.
    »Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst.«
    »Nein, ist schon in Ordnung.«
    »Also, wie viele?«
    »Zwei. Ich hätte mich sogar beinahe dazu hinreißen lassen, eine zu heiraten. Helen.«
    »Und was ist passiert?«
    »Sie hat mich zurückgewiesen. Gesagt, das sei eine Lüge. Ich habe mich vor sie gekniet, das ganze Theater – aber sie hat mich durchschaut.« Antoney trank seinen Brandy mit einer Pall Mall zwischen den Lippen. All das hatte Riley noch niemandem anvertraut.
    »Wenigstens gehörst du nich zu den Ehemännern, die allen was vormachen müssen«, erwiderte Antoney.
    »Nein. Glücklicherweise nicht.«
    »Hat’s dir denn gefallen?«
    »Was?«
    »Der Sex.«
    »Ich bin nicht dafür gemacht, dass mir das gefällt.«
    »Aber hat er? Manche mögen ja beides.«
    »Es war – wie soll ich sagen, wärmend. Aber auch seltsam, als wäre das nicht ich.«
    »Nichts ist so warm wie eine Frau. Carla ist warm «, schwärmte Antoney. »Und was ist mit Männern?«
    »Was?«
    »Warst du je mit einem Mann zusammen?«
    »Du denn?«
    »Ich? Scheiße, nein, da steh ich nicht drauf. Aber du? … Okay, okay, ich bring dich in Verlegenheit, tut mir leid.«
    Es gab eine Pause. Riley fuhr sich durch sein dickes, welliges Haar. »Ja«, sagte er.
    »Echt?«
    Antoney glaubte ihm nicht. Riley äußerte sich nicht weiter, und Antoney drängte ihn nicht. »Ich glaube, ein Kerl würde dir guttun«, sagte er. »Dann wärst du nicht so allein.«
    »Findest du denn, dass ich allein bin?«
    »Ja, allerdings.«
    Unter der Wirkung des Alkohols schlief Antoney einige Stunden lang tief und fest, doch dann weckte ihn ein Alptraum auf. Er wartete auf einer Brücke auf Carla. Als er nach unten ins Wasser schaute, sah er sie, sie schlug um sich und rief nach Lucas. Er sprang ins Wasser und suchte nach ihm, aber das Baby war ertrunken. An den Ufern ringsum erschienen Soldaten mit schweren Stiefeln. Er hörte Carlas Schreie nicht mehr, weil die Stiefel so sehr lärmten. Als er wach wurde, hörte er sie immer noch. Das Geräusch war um ihn herum, in der Dunkelheit. Zitternd stand er auf. Er hatte seit drei Tagen seine Medikamente nicht mehr genommen. Er fühlte sich auf entsetzliche Weise betrunken.
    Riley hörte, wie er in der Küche den Wasserhahn aufdrehte, dann im Arbeitszimmer das Licht anschaltete. Er selbst lag seit einer Stunde wach. Die französischen Fenster wurden geöffnet. Es regnete. Die Regenmusik schläferte ihn ein, doch bald wurde er von einem Klopfen aus seinem flachen Dämmer gerissen. »Riley? … Riley, bist du wach?« Er reagierte nicht.
    Antoney kam ins Zimmer und stellte sich an sein Bett. Riley war reglos vor Angst. »Bitte, wach auf.«
    »Was ist denn?«, fragte er.
    »Es geht nicht weg. Es lässt mich nicht los.«
    »Was?«
    »Das Marschieren.« Er weinte. »Es ist in meinem Kopf. Überall – selbst bei Regen. Ich halt das nicht mehr aus.«
    »Hast du die Tabletten genommen?«, fragte Riley und schaltete das Licht ein. Antoney schüttelte den Kopf.
    »Aha, verstehe.«
    »Wenn ich jetzt eine nehme, kann ich gar nicht mehr schlafen.«
    »Ich baue dir ein Bett auf dem Boden. Mach dich nicht verrückt, es wird schon alles gut.«
    Antoney half ihm, Decken und Kissen auf dem Teppich am Bettende auszubreiten. Riley hatte das verwirrende Gefühl,

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