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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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steif, sein Körper ungewohnt schwer. Als er schließlich wieder ruhig dalag, waren seine Hände in dem kleinen Spalt zwischen ihren Körpern gefangen. Seine Knöchel berührten Antoneys Rücken. Der Atem strömte aus seinen Rippen und schwoll in der schläfrigen Hitze des Zimmers an. Antoney gab einen langen, lauten Seufzer von sich, und in Rileys Ohren klang er sinnlich. Er öffnete die Hand auf seinen Rücken, doch sie zog sich zögernd wieder in sich selbst zurück. Bevor er traurig in den Schlaf glitt, flüsterte auch er: »Du bist der Einzige.«
    Mitten in der Nacht – eine Minute, eine Stunde später, er hatte kein Zeitgefühl – schlug er die Augen auf. Ihm war eingefallen, dass er etwas noch vor dem Morgen tun wollte, und ohne weiter nachzudenken, nahm er Antoney in seinem träumerischen Zustand in den Arm. Mit einem Mal war er frei. Der Schatten verschwand. Freude durchströmte ihn. Obwohl sich Zweifel sammelten, als ihm allmählich bewusst wurde, was er da tat, hatte er dennoch das Gefühl, dass er eine Schwelle übertreten hatte und es nun kein Zurück gab. Sanft fuhr er mit der Hand über Antoneys Oberarm und staunte, wie weich seine Haut war. Sein Herz raste so sehr, dass er glaubte, es müsse zerspringen. Er kam an die Taille, das weiche Baumwolloberteil wurde zu Antoneys weichem, erschlafftem Fleisch. Rileys Hand ruhte dort und fasste Mut. Antoney seufzte erneut, als Riley es wagte, seinen Bauch zu streicheln, seine Brust. Dies geschah über sehr lange Zeit, die Berührung war so langsam und zart, es gab sie kaum. Du bist einzigartig, ich liebe dich, dachte er. Mit einem Mal bewegte sich Antoney. Sein Atem wurde flacher und schließlich ganz leise, als ob er aufgehört hätte. Es war eine neue, eine reine, eine intensive Stille im Zimmer. Riley spürte, dass Antoney wach war. Er war ebenfalls still. Aber er schob ihn nicht weg. Antoney sprang nicht aus dem Bett, voller Entsetzen und Ekel. Er blieb bei ihm, warm und empfänglich. Und darum berührte Riley ihn weiter.
    Während all dessen blieb Antoney reglos. Er tat, als würde er schlafen, als Riley sich unter sein Oberteil vorwagte, an seine Brustwarzen, ihn dort erregte. Selbst als die Hand tiefer wanderte, über das dichter werdende Haar, hielt Antoney sie nicht auf. Riley küsste seinen Rücken, ermutigt, zitternd. Antoney schien ihm sogar zu helfen, als er sich unter dem Bund der Pyjamahose an den heißen Ort in deren Innerem hindurchschob. Er rieb, zunächst sanft, dann fester, vorne über sein Bein, dann glitt die Hand nach innen, bis ihre Kante gegen den Ansatz des sich versteifenden Penis rieb. Riley spürte eine geschwollene Ader und hielt flüchtig inne vor Angst. Dann fuhr er mit dem Zeigefinger die Ader entlang. Antoney drehte sich leicht, er öffnete sich. Doch als Riley ihn sanft und beinahe ganz in die Hand nahm, zog er rasch ein Bein hoch und sperrte sich. Riley stöhnte. Entsetzen und Schrecken überwältigten ihn. Seine Hand lag vereinsamt auf Antoneys Bein.
    Beidseitige Beschämung ließ sich im Zimmer nieder. Die schleichende Dämmerung verriet es, lähmte sie beide. Als Riley endlich den Mut fand, seine Hand wegzuziehen und sich zurück auf den Rücken zu drehen, traf ihn ein brutaler Hass auf sich selbst, der ihn nie wieder verlassen sollte. Nie wieder würde er einen anderen so berühren. Nie wieder in seinem Leben sollte er den Mut dazu aufbringen. Die Frage, wie er Antoney am nächsten Morgen gegenübertreten sollte, machte ihn wahnsinnig, aber seine Nöte waren umsonst, denn am Morgen war Antoney fort. Riley wurde, weit nach zehn, in einem leeren Bett wach. Antoney hatte seinen Wäschebeutel gepackt und das Haus verlassen. Sie sollten sich niemals wiedersehen.
    Am Sonntag, den 5. August, gingen Carla und Simone mit den Kindern zur Sommerkirmes von Shepherd’s Bush. Denise freute sich schon seit Tagen darauf und hatte beschlossen, ihr Lieblingsetwas zu tragen, obwohl es dafür eigentlich zu warm war: Carlas alte, rosafarbene Federboa, die hochzuhalten ihre Mutter sie immer wieder ermahnte, weil die Federn über den Boden schleiften und schmutzig wurden. Carla trug einen großen Sonnenhut aus Stroh und einen Faltenrock. Ihre Knöchel waren zurückgekehrt. Ihr Mund zeigte nur ein ganz klein wenig nach unten.
    Sie stiegen an der Barlby Road in den Bus und fuhren über die Wood Lane. Simone nahm hin, dass ihre Gespräche in Gegenwart der Kinder umständliche Windungen nahmen – ihre Unterhaltung kreiste um den erstaunlichen

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