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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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drückte mich mit dem Rücken gegen die Tür. Hatte sich gerade tatsächlich ein Lichtstrahl wie ein Laserschwert durch meine Finger gefräst?
    Ich zwang mich, nach unten zu schauen. Am Boden, zu meinen Füßen, lagen mein Ringfinger und mein kleiner Finger.
    Sie waren nicht abgetrennt worden. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Es waren weder Blutspritzer noch Hautfetzen oder freiliegende Knochen zu sehen. Dort lagen Knetfinger, die von einer Knethand abgetrennt worden waren.
    Nach ein paar Sekunden fingen sie an zu verblassen und verschwanden schließlich ganz.

III
    Das Ding mit den drei Fingern

    Auf einer Krankenhaustrage kam ich wieder zu mir; mein Schädel war kurz davor zu platzen, und mein Hals war ganz rau. Hin und wieder stieß eine Person im blauen Kittel gegen mein Bett, das dicht an der Wand eines belebten Flurs stand. Jeder Ruckler versetzte dem Stachel, der sich Zentimeter für Zentimeter ins Innere meines Gehirns vorarbeitete, einen brutalen Schlag. Im Mund hatte ich den Geschmack von dreckigen Pennies. Am liebsten hätte ich mich übergeben.
    Schließlich rollte ich mich auf die Seite und zog mich am Metallgestell in die Sitzposition. Ich fuhr mir über meinen Fünf-Tage-Bart, tätschelte mir Brust und Bauch. Alles noch da. Ich trug immer noch meine kurzen Nylonhosen und das T-Shirt. Und Ringfinger und kleiner Finger der linken Hand waren auch noch dran.
    Doch sie fühlten sich beide völlig taub an, als wäre ich darauf eingeschlafen. Sie ließen sich auch nicht krümmen. Zumindest nicht ohne unerlaubterweise meine andere Hand zur Hilfe zu nehmen, in der, wie ich jetzt bemerkte, eine Infusionsnadel steckte. Mein Gott, was war letzte Nacht passiert?
    Jemand eilte an meiner Trage vorbei und blätterte Unterlagen auf einem Klemmbrett durch.

    »Hey«, rief ich, und der Typ blieb unvermittelt stehen.
    »Ja?«
    »Wo bin ich?«
    »Im Frankford Hospital, Mensch. Sie hatten eine Überdosis.«
    »Eine was? Wie bin ich hierhergekommen?«
    »Ihre Freundin hat Sie hergebracht. Sie war völlig verängstigt. Ich an Ihrer Stelle würde mal darüber nachdenken, mir Hilfe zu suchen. Aber ich bin bestimmt nicht der Erste, der Ihnen das sagt.«
    Und dann lief er weiter den Flur hinunter.
    Eine Überdosis?
    Ich musste dringend hier raus. Mit den drei gesunden Fingern meiner linken Hand packte ich die Infusionsnadel, riss sie heraus und setzte mich auf. Es spritzte ein wenig Blut heraus, also zog ich das Klebeband hoch und bedeckte damit das Einstichloch.
    Das hier war also das Frankford Hospital. Es war schon ein paar Jahre her, dass ich das letzte Mal hier gewesen war - und das war im alten Gebäude gewesen, das man abgerissen und durch dieses ersetzt hat.
    Mein Großvater lag hier, auf irgendeinem dieser Stockwerke. Für einen Moment dachte ich daran, noch etwas zu bleiben und ihn zu besuchen, um mich endlich dieser Pflicht zu entledigen. Auf diese Weise konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: mich von der Überdosis erholen - erledigt; Großvater besuchen - erledigt. Doch dann fiel mir ein, dass ich keine
Schuhe anhatte, dass ich verkatert und verwirrt war. Ich musste dringend duschen und ein Nickerchen machen. Ein Nickerchen von zwei Wochen.
    Und ich musste mich vergewissern, dass es Meghan gutging, und dass sie mich nicht für ein komplettes Arschloch hielt.
    Sobald ich halbwegs sicher war, das ich nicht kotzen musste, schwang ich meine Beine über den Rand der Trage und rutschte herunter. Zunächst war ich noch etwas wacklig auf den Beinen, aber es ging. Und so marschierte ich aus dem Krankenhaus. Niemand versuchte, mich aufzuhalten. Warum auch? Ich war bloß ein Junkie in Nylonshorts und abgewetztem T-Shirt. Verdammt, ich tat ihnen einen Gefallen.
    Während ich die vier Blocks zum Apartment zurücklief, achtete ich darauf, nicht in die Glassplitter auf dem Gehweg zu treten. Eine alte Frau, eingehüllt in einen schmutzigen alten Schal und ein zerrissenes Kleid voller Flecken, starrte mich aus dem Eingang eines Lebensmittelgeschäfts an, das vor langer Zeit dichtgemacht hatte. In ihrem Blick lagen Erschütterung und Wut.
    »Da bist du ja! Lässt du dich also endlich hier blicken?«
    Willkommen zu Hause, Mickey Wade.
    »Du Scheißkerl!«
    Ich lief einfach weiter.
     
    Meghan hatte die Tür abgeschlossen. Doch sie hatte daran gedacht, den Schlüssel unter die Fußmatte zu
legen, die gute Seele. Ich konnte nur erahnen, was sie letzte Nacht meinetwegen durchgemacht hatte. Kein Wunder, dass sie

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