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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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silbernen Technics-Plattenspieler.
    Das Ding sah aus, als wäre es dreißig Jahre alt. Ich drückte auf den Einschaltknopf des silbernen Tuners darunter, dann fuhr ich mit dem Zeigefinger über die Nadel, worauf ein Kratzgeräusch, ein Knacken ertönte. Er funktionierte noch.
    Ich zog eine der Platten meines Vaters aus einer Kiste - Sweets Desolation Boulevard - und hörte mir »The Six Teens« an, während ich das warme Yuengling austrank, das ich vor ein paar Stunden geöffnet hatte.
    Es war das erste Mal, dass ich mir eines dieser Alben anhörte.
    Die LPs hatten meinem Dad gehört. Meine Mom hat sie mir zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag in die Hand gedrückt. Sie erzählte mir, dass ich sie mir als kleines Kind gerne angeschaut hätte. Nun, den letzten Plattenspieler hatte ich mit acht Jahren besessen - eine Spider-Man-Anlage mit abnehmbaren Lautsprechern voller Spinnweben. Ich hatte also seither keine Möglichkeit gehabt, mir diese Alben anzuhören. Doch
hin und wieder hatte ich die drei Kisten mit alten LPs geöffnet und sie durchgeblättert, um die Bilder auf mich wirken zu lassen.
    Eure winzig kleinen CD-Cover können mir gestohlen bleiben, und erst recht eure mikroskopisch kleinen iPod-jpegs. Ich stehe auf LP-Cover wie George Hardies schlichtes Schwarz weiß-Bild eines in Flammen aufgehenden Luftschiffs von Led Zeppelin I. Oder die schwebenden Röhrenglocken auf der Vorderseite von Mike Oldfields Tubular Bells. Den irren Löwenkopf in Schwarz-weiß auf dem Cover von Santana, was ich fälschlicherweise immer wieder als Satan gelesen habe. Oder die Stones, die sich auf Metamorphosis in Kakerlaken verwandeln. Grand Funk Railroad, Iron Butterfly, The Stones, Lou Reed, Styx - alles Bands, die ich schon wegen ihrer Covergestaltung mochte.
    Was die Musik im Innern betraf … na ja, das war etwas anderes. Man kann »In-a-Gadda-Da-Vida« nur eine bestimmte Anzahl von Malen hören, falls ihr wisst, was ich meine.
    Doch ich betrachtete die Cover und stellte mir vor, wie mein Dad mit ihnen vom Plattenladen - wahrscheinlich Pat’s auf der Frankford Avenue - nach Hause zurückkehrte, seine Kopfhörer aufsetzte und der Musik lauschte, während er ebenfalls die Cover betrachtete, seiner Fantasie freien Lauf ließ und davon träumte, eines Tages selbst eine Platte aufzunehmen.
    Doch das hat er nie getan. Er wurde getötet, bevor er Gelegenheit dazu hatte.

     
    Während mein Handy geladen wurde, ging ich unter die Dusche, zog mir ein T-Shirt und eine Jeans über und wagte mich vor die Tür, um was zu essen zu kaufen. Zunächst brauchte ich jedoch Geld. In der Nähe des Sav-N-Bag am anderen Ende der Frankford Avenue, kurz vor dem Ende der Hochbahn, gab es einen ramponierten Geldautomaten. Der Weg dorthin war genauso deprimierend, wie ich ihn mir ausgemalt hatte. Verrammelte Schaufenster. Die verlassenen Gebäude von Fast-Food-Filialen, in der eine Zeit lang Arztpraxen untergebracht gewesen waren, bevor diese ebenfalls dichtmachten.
    Am Geldautomaten hielt ich kurz Ausschau nach möglichen Straßenräubern, dann schob ich rasch meine Karte in den Schlitz und drückte die entsprechenden Tasten. Ich forderte 60 Dollar an - gerade genug, um etwas Aufschnitt, vielleicht ein paar Suppendosen und ein paar Schachteln Frühstücksflocken zu kaufen. Die Grundnahrungsmittel eines Junggesellen.
    Meine Anfrage wurde zwar bewilligt, doch auf meinem Beleg stand, dass ich nur noch 47 Dollar auf meinem Konto hatte.
    Halt, halt, halt. Das konnte nicht sein. Es mussten noch mehr als 675 Dollar sein! Was war mit meiner letzten Überweisung von der Zeitung? Heute war Freitag. Zahltag. Mein letzter. Vielleicht für immer.
    Durch ein Wunder kriegte ich den stellvertretenden Leiter der Personalabteilung ans Telefon. Komisch, dass die Zeitung es sich leisten konnte, Autoren und Grafikdesigner zu feuern, aber niemanden aus der Geschäftsführung.
Derzeit bestand die Personalabteilung der Zeitung aus drei Mitarbeitern; und nach meiner Kündigung gab es exakt noch einen festangestellten Nachrichtenreporter. Welches Personal wollte die Personalabteilung eigentlich verwalten?
    Der stellvertretende Leiter der Personalabteilung - Howard - erklärte mir, dass die letzte Zahlung durch die Krankentage, die ich der Zeitung noch schuldete, bereits abgegolten sei.
    »Nein. Nein. Das kann nicht stimmen.«
    Howard versicherte mir, dass es stimmte.
    »Ich war keinen einzigen Tag krank. Ich bin Reporter - ich war oft draußen unterwegs. Also, auf

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