Alte Feinde Thriller
wirklich sicher, ob das tatsächlich passiert war. Ich wollte nur nicht, dass das Gespräch noch unangenehmer wurde. Also log ich.
»Das Letzte, woran ich mich erinnern kann«, sagte
ich, »war, wie ich mit dir im Bett war. Halt … ich meine … wie ich neben dir auf der Couch lag. Irgendwann bin ich eingenickt, und dann? Was hab ich verpasst?«
Meghan sah mich an.
»Du hast im Schlaf gemurmelt. Und irgendwas gesagt wie, du kannst mich nicht hören, du kannst mich nicht sehen. Und dann, dass das alles nur ein Traum ist.«
»Wie bin ich im Krankenhaus gelandet?«
»Kurz vor sieben hast du angefangen zu zucken. Das hat mir tierisch Angst eingejagt. Ich habe versucht, dich zu wecken. Vergeblich. Dann hast du angefangen, mit geschlossen Augen zu schreien, also habe ich den Notruf gewählt. Die wollten von mir wissen, ob du irgendwelche Drogen genommen hast, und ich hab ihnen gesagt, dass ich es nicht weiß.«
Während sie mir das erzählte, ging ich in meinem Kopf noch einmal den Traum von letzter Nacht durch. Als Meghan beobachtete, wie mein Körper zuckte, warf ich mich wahrscheinlich mit der Schulter gegen eine imaginäre Tür und versuchte, sie einzurennen. Und als meine imaginären Finger abfielen, stieß ich einen Schrei aus.
Meghan packte mich an den Schultern. Blickte mir tief in die Augen.
»Mickey, ich weiß, du bist auf Jobsuche und so weiter, aber wenn du jemand zum Reden brauchst, kann ich dir helfen.«
»Ich brauche keine Hilfe. Ich bin nur ein bisschen müde.«
»Man trinkt nicht ein Sixpack und fällt dann fast ins Koma. Das kann nicht sein. Ständig scheinst du pleite …«
»Halt, halt - glaubst du etwa, dass ich auf Droge bin?«
»Ich werfe dir doch nichts vor. Ich bin nicht hier, um zu urteilen. Mein Gott, ich klinge wie eine Therapeutin … hör zu, im College war ich mit’nem Typen zusammen, der ein ernsthaftes Problem hatte, und wir haben ihm Hilfe beschafft. Es brauchte zwar seine Zeit, doch inzwischen geht es ihm wieder gut.«
»Meghan, ich schwör dir, es sind keine Drogen. Ich bin zu pleite, um mir Drogen leisten zu können. Ich habe nur ein paar Biere getrunken und zwei Aspirin eingeworfen. Mehr nicht. Du warst die ganze Zeit hier bei mir, vergessen?«
»Aspirin, ja?«
»Aus dem Arzneischrank meines Großvaters. Es sei denn du glaubst, er hat Drogen genommen und sie in der Tylenol-Flasche versteckt.«
Meghan berührte mein Gesicht, als könnte sie mit ihren Fingerspitzen Gedanken lesen. Ich war zwar wütend, doch ihre Berührung besänftigte mich ein wenig.
»Okay, Mickey. Vielleicht brauchst du nur ein bisschen Ruhe.«
»Ja. Vielleicht.«
Sie stand auf und begann in ihrer Handtasche nach ihren Schlüsseln zu suchen. So sehr ich mir auch wünschte, dass sie noch blieb - ich brauchte etwas Zeit, um zu rekapitulieren, was ich gerade geträumt
hatte. Alles war so verdammt real, so lebendig gewesen.
»Ich bring dich zu deinem Wagen.«
»Ich komm schon zurecht - ich parke direkt vor der Tür. Du tust, als wäre das hier Beirut oder so.«
»Hey, ich weiß schon, dass das hier nicht Beirut ist. In Beirut stehen noch mehr Gebäude.«
Meghan beugte sich nach unten und strich mir mit den Lippen über die Stirn. Ich streckte die Hand aus und fasste nach ihrem Arm, als könnte meine Berührung sie zum Bleiben bewegen. Doch plötzlich wich sie zurück und lief zur Tür. Mit einem Lächeln sagte sie mir, dass sie später noch einmal nach mir schauen würde.
Ich rappelte mich hoch und ging ins Badezimmer, um mir erneut etwas Tylenol einzuwerfen. Die zwei Tabletten, die ich vorhin genommen hatte, hatten überhaupt nicht geholfen …
Moment mal.
V
Zeuge im Uhrzeigersinn
Während ich mit einem Buttermesser eine einzelne Tablette in Viertel zerteilte, stellte ich ein paar Berechnungen an. Letzte Nacht hatte ich vier 250-Milligramm-Pillen eingeworfen. Worauf ich einen total durchgeknallten Traum von Autos, Frauen in gesprenkelten Kleidern und fetten, verschwitzten Ärzten hatte, der fast die ganze Nacht dauerte.
Heute Abend hatte ich zwei Pillen genommen, und der total durchgeknallte Traum dauerte drei, vielleicht vier Stunden.
Also ergäbe eine Vierteltablette was … eine halbe Stunde?
Okay, im schlimmsten Fall schluckte ich sie, und sie hatte keinerlei Wirkung. Dann wusste ich wenigstens, dass etwas anderes für meine Träume vom Februar 1972 verantwortlich war. Doch wenn es die Tabletten waren, würde das eine Menge erklären. Nämlich, dass all diese verrückten Träume
Weitere Kostenlose Bücher