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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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plötzlich zwei Jahrzehnte jünger als ich. Und sie hatte geweint. Ihre Wangen waren immer noch feucht, ihre Augen gereizt und gerötet. Sie wirkte verloren. Allein. Verstört. Völlig verängstigt. Alles zugleich.
    Und ihr Ehemann war in Frankford irgendwo in einer Bar - oder in der Nähe von Kensington. Wahrscheinlich hatte sie ihm gesagt, dass es kein Problem für sie
sei, sich alleine um das Baby zu kümmern, doch was hatte sie schon für eine Wahl? Sie brauchten das Geld. Schließlich hatten sie jetzt ein weiteres Maul zu stopfen.
    Nach einer Weile trat sie vom Fenster fort und fing an, mit dem Baby zu reden, mit mir, in einem mechanischen, monotonen Tonfall. Okay, sagte sie. Okay, ich komme. Hör auf zu schreien, ich komme. Hör auf zu schreien.
     
    Erneut fühlte ich mich benommen und schwindlig. Ich hatte keine Ahnung, ob ich wieder dort aufwachen würde, wo ich eingeschlafen war, doch ich wollte es nicht riskieren, mitten in der Nacht auf der Darrah Street zu mir zu kommen.
    Auf dem Weg nach oben lief ich erneut dem rothaarigen Jungen in die Arme. Er hockte mit gespreizten Knien am oberen Absatz der ersten Treppe, die Hände zu kleinen Fäusten geballt. Seine grünen Augen durchbohrten mich mit ihrem wütenden Blick. Ich fragte mich, was ich falsch gemacht hatte.
    »Du kannst mich immer noch sehen, was?«, sagte ich.
    »Warum fragen Sie mich das ständig? Natürlich kann ich Sie sehen. Sie sind doch da, oder nicht?«
    »Wo ist deine Mom?«
    Er hielt inne, starrte auf seine Füße hinab, dann sagte er: »Unterwegs.«
    »Du solltest deiner Mutter sagen, dass sie nachts bei dir zu Hause bleiben soll, statt sich in Bars herumzutreiben.«

    »Ja? Sagen Sie es ihr.«
    Dann stand er auf, rannte die wenigen Stufen zum ersten Stock hoch und knallte die Tür hinter sich zu. Das Geräusch hallte wie eine Gewehrsalve durchs Treppenhaus.
    Ich wartete ein Weilchen, dann stieg ich so leise, wie ich konnte, in die zweite Etage hinauf. Ich rüttelte am Türknauf von 3-A. Immer noch verschlossen. Wahrscheinlich hatte DeMeo Feierabend gemacht.
    Doch plötzlich öffnete sich die Tür. Der Knauf glitt mir aus der Hand. Und DeMeo sprang aus der Türöffnung, in der Hand eine kleine silberne Pistole, die in seiner fleischigen Faust wie eine Spielzeugwaffe wirkte.
    Er konnte mich immer noch nicht sehen. Gott sei Dank. Einige Male wischte er mit dem Lauf der Pistole an meinem Gesicht vorbei, während er in den dunklen Flur spähte.
    »Wer ist da?«
    Ich trat ein paar Schritte zurück.
    »Ich hab gehört, wie du am Knauf gerüttelt hast! Ich weiß, dass du da draußen bist!«
    Ich drückte mich mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand.
    »Hier gibt es keine Drogen. Und auch kein Geld. Gar nichts! Wenn du dich nochmal hier blicken lässt, puste ich dir das Hirn weg.«
    Ich versuchte, die Luft anzuhalten. Und betete, dass ich nicht plötzlich sichtbar wurde.
    »Verdammte Hippiejunkies.«

    DeMeo blickte ein letztes Mal den Flur rauf und runter, bevor er mit eingezogenem Kopf ins Zimmer zurücktrat.
    Ich rutschte an der Wand hinunter, bis ich auf dem Flurboden hockte.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dort saß und ins Leere, in die Dunkelheit starrte. Schließlich hörte ich, wie unten mit einem lauten Knall die Tür aufgestoßen wurde; Stöckelschuhe klackerten über den Fliesenboden des Eingangsbereichs, und eine weibliche Stimme murmelte etwas vor sich hin. Fluchte. Dann Schlüsselgeklapper. Ich konnte mir schon denken, wer das war.
    »Geh heim zu deinem Kind«, sagte ich, dann wiederholte ich etwas lauter. »Geh heim zu deinem Kind.«
    Am liebsten wäre ich jetzt sofort zu Brady’s marschiert und hätte meinen Vater zur Rede gestellt, ihn aufgefordert:
    Geh heim zu deinem Kind.
     
    Der Name Anthony Wade sagt euch wahrscheinlich nichts. Dabei wäre das für einen kurzen Zeitraum durchaus möglich gewesen.
    Den Erzählungen meiner Grandmom Ellie zufolge hatte die Band meines Vaters, Flick, während einiger aufregender Wochen Anfang 1971 eine Aufnahmesession oben in New York, die ihnen einen Plattenvertrag bei einem der großen Labels verschaffen sollte. Sie klangen ein bisschen wie Chicago - die frühen Chicago. Die
guten Chicago. Kompakte Rhythmusgruppe, kraftvolle Bläser. Nur, dass sie aus Philadelphia kamen.
    Doch die Sache zerschlug sich, als jemand aus der Führungsetage, den Namen der Band auf der Basstrommel sah: FLICK.
    Schreibt man »L« und »I« sehr dicht zusammen, sieht es mehr oder weniger wie »U«

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