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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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nicht einfach aus dem Nichts kamen.
    Ich öffnete einen Vitamindrink mit Traubengeschmack, den Meghan mitgebracht hatte, und schluckte eine Viertelpille. Dann legte ich mich neben der Couch auf den Boden und schloss die Augen.
    Ohne jede Warnung, ohne jede Ankündigung setzte die Wirkung der Tablette ein.

     
    Sekunden später fand ich mich auf dem Boden des dunklen, leeren Büros wieder. Meine zwei Finger fehlten immer noch. Draußen rumpelte die Hochbahn vorbei.
    Ich hatte mir vorgenommen, diesmal im Büro zu bleiben, aus dem irgendwann die Wohnung meines Großvaters werden würde. Wie Blaise Pascal mal geschrieben hat: »Das Unglück des Menschen rührt daher, dass er unfähig ist, mit sich selbst in einem Zimmer zu sein.«
    Stattdessen zog ich ein Stück Karton zur Seite, warf einen Blick aus dem Vorderfenster und beobachtete, wie der Regen sanft auf die Autos aus den frühen 1970ern herabrieselte, die die Frankford Avenue hinunterfuhren. Ich lauschte den nassen Reifen auf dem Asphalt, ein beruhigendes Geräusch, das alle paar Minuten vom Dröhnen der ankommenden Hochbahn unterbrochen wurde; jedes Mal schüttelte es mich unweigerlich durch, während ein Schatten über mein Gesicht huschte.
    Außerdem war irgendwo im Haus Gemurmel zu hören. Eine Frauenstimme. Dann ein wütendes Kind, das sagte, es verstehe nicht, es sei doch still. Und erneut die Frauenstimme, die erklärte, sie habe die Nase voll, jetzt sei endgültig Schluss, sie ertrage das nicht länger. Ah, ein ganz normaler beschaulicher Abend in Frankford um 1972 herum.
    Oder? Es war doch 1972?
    Doch ich hatte nicht vor, das Zimmer zu verlassen, um mich zu vergewissern. Ich wollte auf dieser seltsam
harten Psychiatercouch sitzen und alles auf mich wirken lassen. Mich davon überzeugen, dass ich mich tatsächlich in der Vergangenheit befand.
    Alles kam mir vollkommen real vor. Ich konnte den verbrannten Staub in der Luft riechen, der von dem Heizkörper in der Ecke geröstet wurde. Ich konnte das Gerumpel der Hochbahn draußen hören. Das Kreischen der Bremsen. Das dumpfe Knallen der Türen, die sich öffneten und wieder schlossen. Ich konnte die Fasern des Polsters unter mir spüren, das weiche, polierte Holz des Sofagestells. Ich konnte blinzeln und atmen. Ich war in der Lage, mir mit der Zunge durch den Mund zu fahren.
    Aber das konnte doch nicht mein richtiger Körper sein, oder? Meghan hatte erzählt, dass sie meinen Körper in der Gegenwart beobachtet hat - murmelnd und zuckend, aber sonst völlig in Ordnung.
    Welcher Teil von mir saß also jetzt gerade hier? Meine Seele? Mein Geist? Meine Lebensenergie? Was auch immer, dieses andere Ich war in der Lage, nach unten zu laufen, Türen zu öffnen und Zeitungen aufzuheben. Ja, wenn man mal den Umstand außer Acht ließ, dass es für die meisten Leute unsichtbar war und dass es sich bei Tageslicht auflöste, verhielt sich dieses andere Ich wie mein richtiger Körper.
    Vielleicht sollte ich aufstehen, um meine Grenzen auszutesten. Um etwas zu finden, was dieser Körper konnte und mein richtiger nicht.
    Doch zu spät; die Zeit war um. Ich spürte, wie ich
von dem vertrauten Schwindelgefühl erfasst wurde, und ein heftiges Kopfnicken später …
    War ich wieder zurück.
     
    Das Wochenende verbrachte ich damit, herumzuexperimentieren - allerdings nur nachts. Ich fand schnell heraus, dass die Tageszeit, zu der ich eine Pille einwarf, der Tageszeit entsprach, zu der ich in der Vergangenheit erwachte. Am frühen Sonntagmorgen nahm ich eine Vierteltablette, ganz scharf darauf, meine Experimente fortzusetzen, wurde in dem hellen, sonnigen Büro jedoch fast bei lebendigem Leib geröstet - trotz der Pappe vor den Fenstern. Ich krabbelte unter DeMeos Schreibtisch und rollte mich zitternd zu einem kleinen Häufchen zusammen, bis die Wirkung der Tablette nachließ.
    Tageslicht war also tödlich. Nach der Einnahme der Tabletten fühlte ich mich erschöpft und bekam Kopfschmerzen, während meine Körpertemperatur wild rauf- und runterging. Das Ganze erinnerte entfernt an eine Grippe. Um mich von den Schmerzen abzulenken, hörte ich die Alben meines Vaters.
    Die einzigen Körperteile, die nicht wehtaten, waren die zwei tauben Finger an meiner linken Hand. Im Arzneischrank fand ich etwas Leukoplast und fertigte daraus eine primitive Schiene an. Keine Ahnung, wie oft ich mit den Fingern auf dem Kirschholzschreibtisch oder der Couch umknickte, weil ich vergessen hatte, dass sie noch da waren.

    Hin und wieder klingelte mein

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