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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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sich anzuhören - eines der wenigen aus seiner Sammlung. Mein Vater hatte bei einem Plattenversand das Album des Monats abonniert, und es lag (zusammen mit Phil Seymours Phil Seymour ) einen Monat nach seinem Tod in der Post. Meine Mutter war zu sehr durch den Wind, um mitzukriegen, dass ich das Album einsackte. Und vergesst nicht, das war zwei Jahre, bevor es dank »Mr. Roboto« peinlich wurde, Styx zu mögen.
    Ich leerte mein Bier und fragte mich, ob ich womöglich den Verstand verlor und mir das alles nur einbildete. Vielleicht war ich derjenige, der im Koma lag, Opfer einer Drogensucht, der ich mir nicht mal bewusst war.
    Am Boden einer Plastikkiste stieß ich auf ein Fotoalbum. Der dicke Samteinband und die steifen, zerknitterten Seiten wurden von scheußlichen Messingringen zusammengehalten. Es war eines dieser Fotoalben, bei denen man eine Plastikfolie abziehen muss, das Foto auf den weißen, klebenden Untergrund legt und die Folie wieder glattstreicht. Ohne die Geduld und die ruhige Hand eines stoischen Mönchs hatte man am Ende
immer Falten. Offensichtlich war Grandpa Henry besoffen, als er dieses Ding zusammenstellte.
    Ich blätterte ein paar Minuten darin, bis ich begriff, dass ich, was den Tod meines Vaters betraf, völlig falsch gelegen hatte.

VI
    This could be the last time

    Mein Vater, Anthony Wade, die Menschliche Jukebox, spielte bei Brady’s drei Sets, von 9.00 bis etwa 11.40 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt betrat laut Zeugenaussagen der zwanzigjährige William Allen Derace - alle Mörder haben drei Namen - die Bar, setzte sich und bestellte einen Krug Budweiser und ein Lendensteak.
    Er hockte alleine in einer Nische und sah meinem Vater, der Menschlichen Jukebox, dabei zu, wie er ein paar Songs von den Stones, The Doors und Elvis coverte. Derace rührte sein Steak nicht mal an; es lag immer noch in seinem roten Plastikkorb auf dem Wachspapier, nachdem die Cops aufgetaucht und wieder verschwunden waren. Er trank auch nichts von seinem Bud. Und dann, ungefähr um 11.45 Uhr, fünf Minuten bevor mein Vater eine Pause machen wollte, mitten in einem Gitarrensolo von »The Last Time« der Rolling Stones, marschierte Billy Allen Derace auf die Bühne, zeigte meinem Vater lächelnd das Steakmesser in seiner Hand, murmelte irgendetwas und begann, auf seine Brust einzustechen.
    Beim zweiten Stich wurde die Hauptschlagader meines Vaters durchbohrt, und wahrscheinlich erlitt er einen Schock, trotzdem schaffte er es noch, seine Guitorgen hochzureißen und den dritten Stich zu parieren.
Die Daily News veröffentlichte ein Foto der Gitarre, über deren schwarz lackierten Körper eine Messerkerbe bis ins Griffbrett verlief. Derace stach auf meinen Vater ein viertes, fünftes, sechstes Mal ein und schließlich zum siebten und letzten Mal, bevor ihn zwei Feuerwehrleute außer Dienst von der Bühne zerrten und überwältigten. Derace schaffte es jedoch, sich aus ihrer Umklammerung zu winden und durch eine Seitengasse zu entkommen.
    Das Ganze dauerte dreißig Sekunden.
     
    Billy Derace war nicht betrunken. Er hatte nicht mal am Bier genippt. Der Krug, den er bestellt hatte, stand noch unberührt auf dem Tisch.
    Der Tod meines Vaters war also kein »Unfall« infolge einer Schlägerei gewesen. Verschiedene Zeugen, die von der Polizei, vom Philadelphia Bulletin und von der Philadelphia Daily News befragt worden waren, sagten aus, dass der irre Billy Derace einfach zu der winzigen Bühne geschlendert war und angefangen hatte, mit dem Steakmesser auf seine Brust einzustechen. Mein Vater hatte nicht die geringste Chance, ihm einen Schlag zu verpassen. Sekunden später wurde Billy Derace zu Boden geschleudert.
    Und kurz darauf war er irgendwie verschwunden.
    Die Polizei fand Billy Derace schließlich in seiner damaligen Unterkunft - in der Nähe des Adams Institute, das bis heute eine der besten psychiatrischen Kliniken des Landes ist. Sie existierte bereits seit 1813, zunächst
unter dem Namen Asylum for Persons Deprived of the Use of Their Reason - Anstalt für Personen, die des Gebrauchs ihrer Vernunft beraubt sind -, später dann als Frankford Asylum for the Insane - Irrenanstalt - und schließlich als politisch korrekteres Adams Institute, benannt nach einer wohlhabenden Familie, die in der Nähe einen Arsch voll Ackerland besessen hatte und Namensgeber für eine angrenzende Avenue war.
    Zwei Cops betraten mit Pistolen und Handschellen sein Zimmer im Institute, doch Billy Derace war bereits an Handgelenken und Fußknöcheln

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