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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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musste nicht mal einbrechen. Ich konnte ja irgendwas im Garten umstoßen. Das wäre am einfachsten. Hinter der Häuserzeile unseres Blocks verlief eine Gasse. Als Kind hatte ich dort oft gespielt, obwohl sie fast vollständig von Unkraut überwuchert war und die Betonplatten immer mehr Risse und Spalten bekamen, so dass die Erde sich die Zwischenräume zurückeroberte. Ich tat so, als verliefe hinter unserem Haus ein gigantischer Highway und als könnten mich meine Spielzeugautos überall hinbringen.
    Ich hatte also Folgendes vor: Ich wollte von der Gasse aus über den ein Meter hohen, rostigen Metallzaun springen und im Garten nach einem Gegenstand suchen, den ich umwerfen konnte. Ich erinnerte mich, dass meine Eltern damals dort einen kleinen Holzkohlegrill aufbewahrten. Den konnte man leicht umkippen.
    Dann würde mein Vater vor die Tür treten, und ich würde ihn sehen.
    Alles, was ich wollte, war, ihn ein letztes Mal sehen.
     
    Wenn ich durch die Vergangenheit spazieren wollte, musste ich allerdings einige Schutzmaßnahmen ergreifen. Da ich weiterhin nur bei Nacht loszog, war das Tageslicht kein Problem. Doch Straßenlaternen und normale Haushaltslampen taten ebenfalls weh. Leuchtete jemand mit einer Taschenlampe in die falsche Richtung,
konnte er mich womöglich köpfen. Also durchstöberte ich den Wandschrank meines Großvaters.
    Jeder Quadratzentimeter darin war mit Button-Down-Hemden und Hosen, mit Anzugjacken, Anoraks und Plastiktüten voller Skimützen, Handschuhe und Socken vollgestopft. So als hätte sich ein besoffener Gebrauchtwarenladen in seinem Innern übergeben. An den Nägeln einer Wand hingen rissige Ledergürtel, Strumpfhalter und Krawatten, so schrill, dass man erblindete, wenn man seine Augen nicht schützte. Auf dem Boden des Wandschranks stapelten sich weitere Schachteln voller Papiere, als hätte er noch nicht genug Zeug im Apartment verstreut. Bei diesem Anblick fühlte ich mich, als wäre ich nicht in das Apartment meines Großvaters gezogen, sondern in einen Lagerraum.
    Ich zog die Bügel auseinander, um die Kleidungsstücke besser begutachten zu können. Sie schienen aus keinem bestimmten Jahrzehnt zu stammen. Es waren die Kleidungstücke eines alten Mannes; und das wären sie auch schon vor dreißig oder sechzig Jahren gewesen.
    Wenigstens trug ich die richtigen Klamotten. Bei der City Press waren T-Shirt und Jeans angesagt gewesen. Sicher, wenn ich eine Audienz beim Bürgermeister oder einem Mitglied des Stadtrates gehabt hätte, hätte ich ein Hemd angezogen. Ich besaß genau eine schwarze Anzughose, die wer weiß wie alt war, einen dunkelblauen Blazer und ein einziges Paar Schuhe, die keine Turnschuhe waren, sondern schwarze Slipper.

    Nachdem ich etwa zwanzig Minuten herumgewühlt hatte, fand ich in Grandpas Wandschrank einen hellbraunen Trenchcoat - das einzige Herrenaccessoire, das nie ganz aus der Mode kam. Wie ein Bart konnte ein Mantel eine beliebige Anzahl Sünden verbergen.
    Und er schützte neunzig Prozent meines Körpers vor der Lichteinwirkung.
    An einem Nagel hing außerdem ein zerbeulter Filzhut. Bei seinem Anblick musste ich zunächst lachen. Doch Lichtschutz ist Lichtschutz. Und angesichts der Tatsache, dass ein einzelner Lichtstrahl unter Umständen mein Hirn durchtrennen konnte, war es nur klug, in der Vergangenheit dieses Ding zu tragen.
    Er passte sogar.
     
    Es dämmerte bereits. Es war Zeit. Ich hatte das Hemd zugeknöpft und den Mantelgürtel zugeschnallt. Ich versuchte, den Hut à la Gene Kelly über meinen Arm rollen zu lassen, doch er segelte zu Boden.
    Nachdem ich drei Tabletten eingeworfen hatte, legte ich mich, den Mantel um den Körper gewickelt, auf die Couch. Handschuhe an den Händen, Filzhut auf dem Kopf - obwohl im Apartment eine Bullenhitze herrschte, versuchte ich, mich zu entspannen und die Wirkung der Tabletten abzuwarten. Die Frage war nur, würden der Mantel, die Handschuhe und der Hut immer noch an meinem Körper sein, wenn ich zu mir kam?
    Meine Augenlider wurden schwer, und eine Sekunde später befand ich mich im Jahr 1972. Und ich trug immer
noch Hut, Mantel und Handschuhe. Ich betrachtete mich im Badezimmerspiegel, nahm sogar den Hut vom Kopf, um mich zu vergewissern, dass er nicht verschwand. Doch ich hatte Angst, ihn loszulassen. Wenn ich das tat, löste er sich vielleicht auf, wie der Ringfinger und kleine Finger meiner linken Hand. Ich wollte den Hut nicht verlieren, nur Minuten nachdem ich ihn gefunden hatte.
     
    In der

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