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Alte Meister: Komödie (German Edition)

Alte Meister: Komödie (German Edition)

Titel: Alte Meister: Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Museum die ganze Zeit in den Katalog, während sie durch die Säle gehen, und kaum auf die an den Wänden hängenden Originale, sie folgen dem Katalog und kriechen, während sie durch das Museum gehen, immer tiefer in den Katalog hinein, so lange, bis sie auf der letzten Katalogseite angelangt und also wieder aus dem Museum draußen sind. Österreicher, insbesondere Wiener, gehen nur wenige ins Kunsthistorische Museum, wenn ich von den Tausenden von Schulklassen absehe, die jedes Jahr ihren Pflichtbesuch im Kunsthistorischen Museum absolvieren. Die Schulklassen werden von ihren Lehrern oder Lehrerinnen durch das Museum geführt, was auf die Schüler eine verheerende Wirkung ausübt, denn die Lehrer würgen bei diesen Besuchen im Kunsthistorischen Museum jede Empfindsamkeit in diesen Schülern der Malerei und ihren Schöpfern gegenüber mit ihrer schulmeisterlichen Beschränktheit ab. Stumpfsinnig, wie sie im allgemeinen sind, töten sie in den ihnen anvertrauten Schülern sehr bald jedes Gefühl nicht nur für die Malkunst, und der von ihnen angeführte Museumsbesuch ihrer sozusagen unschuldigen Opfer wird durch ihre Stumpfsinnigkeit und dadurch stumpfsinnige Geschwätzigkeit meistens zum letzten Museumsbesuch jedes einzelnen Schülers. Einmal mit ihren Lehrern in das Kunsthistorische Museum hineingegangen, gehen diese Schüler dann ihr ganzes Leben nicht mehr hinein. Der erste Besuch aller dieser jungen Menschen ist zugleich ihr letzter. Die Lehrer vernichten bei diesen Besuchen das Kunstinteresse der ihnen anvertrauten Schüler für immer, das ist eine Tatsache. Die Lehrer verderben die Schüler, das ist die Wahrheit, das ist eine jahrhundertealte Tatsache, und die österreichischen Lehrer insbesondere verderben in den Schülern vor allem von Anfang an den Kunstgeschmack; alle jungen Menschen sind ja zuerst aufgeschlossen allem gegenüber, also auch der Kunst, aber die Lehrer treiben ihnen die Kunstgründlich aus; die in der Überzahl stumpfsinnigen Köpfe der österreichischen Lehrer gehen auch heute immer rücksichtslos vor gegen die Sehnsucht ihrer Schüler nach Kunst und überhaupt nach dem Künstlerischen, von welchem alle jungen Menschen von Anfang an auf die natürlichste Weise fasziniert und begeistert sind. Die Lehrer sind aber durch und durch kleinbürgerlich und gehen instinktiv gegen die Kunstfaszination und Kunstbegeisterung ihrer Schüler vor, indem sie die Kunst und überhaupt alles Künstlerische auf ihren eigenen deprimierenden stupiden Dilettantismus herunterdrücken und in den Schulen die Kunst und das Künstlerische überhaupt zu ihrem ekelhaften Flöten- und genauso ekelhaften wie stümperhaften Chorgesang machen, was die Schüler abstoßen muß. So versperren die Lehrer schon von Anfang an ihren Schülern die Zugänge zur Kunst. Die Lehrer wissen nicht, was Kunst ist, also können sie es auch ihren Schülern nicht sagen und ihnen nicht beibringen, was Kunst ist und sie führen sie nicht auf die Kunst zu , sondern drängen sie von der Kunst ab in ihr widerliches, sentimentales gesangliches und instrumentales Kunstgewerbe , das ihre Schüler abstoßen muß. Es gibt keinen billigeren Kunstgeschmack, als den der Lehrer. Die Lehrer verderben schon in der Volksschule den Kunstgeschmack der Schüler, sie treiben ihren Schülern von Anfang an die Kunst aus, anstatt ihnen die Kunst und insbesondere die Musik aufzuklären und zu einer Lebensfreude zu machen. Aber die Lehrer sind ja nicht nur, was die Kunst betrifft, die Verhinderer und die Vernichter, die Lehrer sind alles in allem ja schon immer die Lebens- und Existenzverhinderer gewesen, anstatt die jungen Menschen das Leben zu lehren, ihnen das Leben aufzuschlüsseln, ihnen das Leben zu einem tatsächlich unerschöpflichen Reichtum ihrer eigenen Natur zu machen, töten sie es in ihnen ab, sie tun alles, um es in ihnen abzutöten. Die meisten unserer Lehrer sind armselige Kreaturen, deren Lebensaufgabe darin zu bestehen scheint, den jungen Menschen das Leben zu verrammeln und schließlichund endlich zu einer fürchterlichen Deprimation zu machen. In den Lehrerberuf drängen ja auch nur die sentimentalen und perversen Kleinköpfe aus dem unteren Mittelstand. Die Lehrer sind die Handlanger des Staates und wo es sich wie bei diesem österreichischen Staat heute um einen geistig und moralisch total verkrüppelten handelt, um einen, der nichts als die Verrohung und Verrottung und das gemeingefährliche Chaos lehrt, sind naturgemäß auch die Lehrer

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