Alte Meister: Komödie (German Edition)
Staatsbauch auf die Welt und gehen in die Staatsschule, wo sie von den Staatslehrern in die Lehre genommen werden. Der Staat gebiert seine Kinder in den Staat, das ist die Wahrheit, der Staat gebiert seine Staatskinder in den Staat und läßt sie nicht mehr aus. Wir sehen, wohin wir schauen, nur Staatskinder, Staatsschüler, Staatsarbeiter, Staatsbeamte, Staatsgreise, Staatstote, das ist die Wahrheit. Der Staat macht und ermöglicht nur Staatsmenschen, das ist die Wahrheit. Den natürlichen Menschen gibt es nicht mehr, es gibt nur noch den Staatsmenschen und wo es noch den natürlichen Menschen gibt, wird er verfolgt und zu Tode gehetzt und / oder zum Staatsmenschen gemacht. Meine Kindheit war genauso eine schöne, wie eine grausame und grauenhafte Kindheit, denke ich, in welcher ich bei den Großeltern der natürliche Mensch sein durfte, während ich in der Schule der staatliche zu sein hatte, zu Hause bei den Großeltern war ich der natürliche, in der Schule war ich der staatliche, einen halben Tag war ich der natürliche, einen halben Tag der staatliche, einen halben Tag und also am Nachmittag war ich der natürliche und dadurch der glückliche, einen halben Tag und also am Vormittag war ich der staatliche und der dadurchunglückliche Mensch. Am Nachmittag war ich der glücklichste, am Vormittag aber war ich der unglücklichste Mensch, der sich denken läßt. Viele Jahre war ich am Nachmittag der allerglücklichste, am Vormittag der allerunglücklichste Mensch, denke ich. Bei den Großeltern zu Hause war ich der natürliche glückliche, in der Schule unten, in der Kleinstadt, war ich der unnatürliche unglückliche Mensch. Ging ich in die Kleinstadt hinunter, ging ich ins Unglück (des Staates!), ging ich auf den Berg zu den Großeltern nach Hause, ging ich in das Glück. Ging ich zu den Großeltern auf den Berg, ging ich in die Natur und in das Glück, ging ich in die Kleinstadt hinunter und in die Schule, ging ich in die Unnatur und in das Unglück. Ich ging in der Frühe direkt in das Unglück hinein und kehrte zu Mittag oder am frühen Nachmittag in das Glück zurück. Die Schule ist die Staatsschule, in welcher die jungen Menschen zu Staatsmenschen und also zu nichts anderem als zu Staatshandlangern gemacht werden. Ging ich in die Schule, ging ich in den Staat und da der Staat die Menschen vernichtet, ging ich in die Menschenvernichtungsanstalt. Viele Jahre bin ich aus dem Glück (der Großeltern!) in das Unglück (des Staates!) und wieder zurück gegangen, aus der Natur in die Unnatur und wieder zurück, meine ganze Kindheit war nichts anderes als dieses Hinundzurück. In diesem Kindheitshinundzurück bin ich aufgewachsen. Aber gewonnen hat in diesem teuflischen Spiel nicht die Natur, sondern die Un natur, die Schule und der Staat, nicht das Großelternhaus. Der Staat hat mich, wie alle andern auch, in sich hineingezwungen und mich für ihn, den Staat, gefügig gemacht und aus mir einen Staatsmenschen gemacht, einen reglementierten und registrierten und trainierten und absolvierten und pervertierten und deprimierten, wie alle andern. Wenn wir Menschen sehen, sehen wir nur Staatsmenschen, Staats diener , wie ganz richtig gesagt wird, keine natürlichen Menschen sehen wir, sondern durch und durch unnatürlich gewordene Staatsmenschen als Staats diener ,die ihr ganzes Leben dem Staat dienen und also ihr ganzes Leben der Unnatur dienen. Wenn wir Menschen sehen, sehen wir nur Staatsmenschen als unnatürliche Menschen, die dem Staatsstumpfsinn anheim gefallen sind. Wenn wir Menschen sehen, sehen wir nur dem Staat ausgelieferte und dem Staat dienende Menschen, die dem Staat zum Opfer gefallen sind. Die Menschen, die wir sehen, sind Staatsopfer und die Menschheit, die wir sehen, ist nichts anderes als das Staatsfutter, mit welchem der immer gefräßiger werdende Staat gefüttert wird. Die Menschheit ist nurmehr noch eine Staatsmenschheit und hat schon seit Jahrhunderten, also seit es den Staat gibt, ihre Identität verloren, denke ich. Die Menschheit ist heute nurmehr noch eine Un menschheit, die der Staat ist, denke ich. Heute ist der Mensch nur noch Staatsmensch und also ist er heute nurmehr noch der vernichtete Mensch und der Staatsmensch als der einzige menschenmögliche Mensch, denke ich. Der natürliche Mensch ist gar nicht mehr möglich, denke ich. Wenn wir die in den Großstädten zusammengerotteten Millionen von Staatsmenschen sehen, wird uns übel, weil uns auch, wenn wir den Staat sehen, übel wird.
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