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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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seinen Mund verließ. „Ich weiß, bei unserem letzten Gespräch habe ich dir gesagt, dass man ihm nicht trauen kann und du hast ihn in Schutz genommen... du hattest Recht.“ Ich starrte Radu weiter verwundert an „Das bedeutet nicht, dass ich ihm für seine Taten verziehen habe! Aber er hat dich vor seinen eigenen Truppen hierher in Sicherheit gebracht. Er ist auf unserer Seite und er ist vertrauenswürdig.“
             „Ihr wisst also Bescheid… über die Pläne der russischen Armee.“
    Radu gab einen verächtlichen Laut von sich.
             „Es war nicht gerade eine große Überraschung. Wir haben mit so etwas gerechnet. Deshalb haben wir diesen Rückzugsort, von dem eigentlich nur unsere Mitglieder wissen.“
             „Veit hat es Anna gesagt, aber sie ist auch auf unserer Seite. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen.“ Sagte ich schnell, um ihn nicht zu beunruhigen, doch diese Information schien Radu nicht zu überraschen.
             „Lange können wir sowieso nicht mehr hier bleiben. Früher oder später findet man uns. Schließlich werden sie Europa jetzt Kilometer für Kilometer befreien. Wenn die Satellitenverbindung wieder steht, ist es längst zu spät.“ Seine Worte weckten in mir Gedanken, die mich sofort wieder verzweifeln ließen. Ich spürte, wie Tränen meine Augen zu füllen begannen. Ich wischte sie sofort weg.
             „Was habe ich nur getan?“ Flüsterte ich leise. Radu drehte mein Gesicht zu sich.
             „Du hast getan, was jeder von uns getan hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.“
             „Da draußen sterben Menschen.“ Sagte ich gequält.
             „Ja, da hast du Recht, aber das ist nicht deine Schuld. Das alles ist der allererste Schritt in einem sehr, sehr langen Prozess der Veränderung. Die Menschen haben Jahrhunderte der Gefangenschaft überstanden. Wir werden auch überstehen, was jetzt kommt und was auch immer danach kommt. Wahre Freiheit ist noch in weiter Ferne.“
             „Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht.“ Gab ich zu.
    Radu lachte schwach und ich konnte nicht fassen, dass ich tatsächlich einmal die Optimistin war, wenn auch nicht absichtlich. Ich schlug die Decke weg und hob mich langsam von der Liege. Ohne jeden Zweifel waren wir in dem alten Kraftwerk. Die Ziegelwände waren weiß gestrichen, doch die Farbe hatte bereits einen Schleier aus Schmutz bekommen. Der Boden war nur nackter Beton, in den seltsame Rillen gefräst waren, die sich durch den gesamten Raum zogen. An der Seite, auf Betonblöcken aufgebockt, standen riesige Maschinen. Jede hatte mehrere spiralförmige Teile, die über Kabel mit einer Konstruktion an der Decke verbunden waren. Ich war mir nicht ganz sicher, aber es konnten Trafos, oder etwas ähnliches sein. Hinter ihnen, weit oben, waren kleine Fenster, die man abgedichtet hatte. In einer Ecke, vor einem großen Metalltor, standen Ersatzteile herum, die vor sich hin rosteten. Auch die grüne Farbe des Metalltors war bereits von Roststreifen durchzogen. Das Licht kam von Lampen an den Wänden, da die Decken scheinbar zu hoch waren. Außer der Metalltür führten noch zwei Treppen aus dem länglichen Raum, in dem mehrere Liegen aufgestellt worden waren. Es war ein provisorisches Nachtlager oder Krankenzimmer. Es war so kalt, dass man kaum das Gefühl hatte in einem Gebäude zu sein. Ich sah auf meine Schulter und schob die Kleidung ein Stück zur Seite. Danach hob ich den Verband ein wenig an. Die Wunde war kaum noch zu sehen und ich fühlte nicht mehr die geringsten Schmerzen.
             „Unser Arzt hat dich untersucht. Er sagte du warst gar nicht richtig verletzt.“
             „Doch, das war ich.“ Sagte ich leise. „Aber es ist sehr schnell verheilt.“ Ich sah die Fragen in seinen Augen und wollte auch darauf antworten.
             „Es ist eine Nebenwirkung der Immunisierung.“
    Er legte die Stirn in Falten.
             „Aber die haben mich, Veit und Gry auch immunisiert und ich kann sagen, dass das bei mir nicht schneller geht als sonst.“
    Er zeigte auf meine Wunde und schien völlig aus der Fassung. Seine Augen wanderten hin und her, als wollte er jeden Moment der letzten Tage noch einmal durchgehen.
             „Es… sie wirkt bei jedem etwas anders.“ War alles, was ich dazu sagen konnte.
             „Okay. Aber muss ich mir Sorgen machen?“

        

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