ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
war und andere Mitglieder des STEA gefunden hatte.“
„Ich bin so froh.“ Radu lachte schwach auf, doch sein Blick blieb nachdenklich. Er sah mich nicht an, sondern starrte zu Boden. Ich konnte endlich wieder klar sehen und überprüfte erst einmal, ob er unverletzt war. Zumindest konnte ich auf den ersten Blick keine Verletzungen sehen. Das beruhigte mich ein wenig. Die ganze Zeit hatte ich Angst, er wäre verletzt oder tot. Endlich konnte ich diese Gedanken abschütteln.
„Ich war so ein Idiot, Milla. I-Ich war so… überzeugt von allem, dass ich mich wie ein Arsch aufgeführt habe. Dieser Streit… das-das hätte gar nicht zwischen uns kommen dürfen!“ Ich sah Radu seine Verzweiflung an, aber ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte also schwieg ich. „Du hättest sterben können und ich wäre nicht einmal in deiner Nähe gewesen, um dagegen etwas zu unternehmen.“
Er legte frustriert das Gesicht in die Hände und grub kurz danach seine Finger in die Haare. Es nahm ihn mit. Sehr. Und ich konnte nicht länger schweigen.
„Du bist mein Bruder. Ich hätte dir mehr vertrauen sollen. Mit dir reden sollen. Aber ich hatte immer Angst vor deiner Reaktion. Diese ewige Streiterei… ich konnte das einfach nicht mehr.“ Gestand ich schuldbewusst. Er hob den Kopf und sah mich an.
„Und du bist meine Schwester. Verdammt, du bist meine Familie! Mein Vater und ich standen uns nie sonderlich nahe. Nach dem Selbstmord meiner Mutter hatte ich das Gefühl niemanden mehr zu haben. Das hat sich erst wieder geändert, als ich dich kennengelernt habe. Es war, als hätte man mir einen Spiegel vorgehalten…da begriff ich erst, wie ich mich gefühlt hatte. Das hat alles geändert.“
Radu sagte nichts mehr und ich war völlig überwältigt. Er hatte die letzten Sätze mit so viel Emotion gesagt, dass er nun regelrecht erschöpft wirkte. Als hätte er sich tatsächlich etwas von der Seele geredet.
„Das hast du mir noch nie erzählt. Das deine Mutter-.“
„Ist schließlich auch keine schöne Geschichte...“ Unterbrach er mich „Und auch nicht wichtig. Sie hat mich im Stich gelassen. Und auch, wenn du es nicht so siehst und ich es vielleicht nicht sagen sollte, aber dein Vater hat dich auch im Stich gelassen.“ Radus Worte versetzten mir einen kurzen Stich, doch ich konnte es nicht leugnen. Manchmal hatte es sich wirklich so angefühlt. „Er hätte für dich da sein müssen, aber er hat andere Dinge über dich gestellt. Und meine Mutter hat sich einfach feige aus der Affäre gezogen. Ich wollte es nicht genauso machen. Ich wollte die Familie beschützen, die für mich da war, als ich sie brauchte: Dich.“
Radu war noch nie so ehrlich mit seinen Gefühlen gewesen und ich war wieder einmal sprachlos. Minuten vergingen, bevor ich wieder etwas sagen konnte.
„Bist du ihr böse? Deiner Mutter, meine ich.“ Fragte ich leise. Vorsichtig. Radu atmete tief ein bevor er antwortete.
„Nein. Damals, aber das hat nicht lange angehalten. Wütend auf einen toten Menschen zu sein, kam mir irgendwann wie eine bloße Zeitverschwendung vor.“ Er atmete lange aus „Bist du wütend auf deinen Vater?“ Fragte er nun seinerseits.
„…Nein. Was er getan hat war sehr mutig, auch wenn er meine Mutter und mich allein gelassen hat. Und… ich bin auch nicht wütend auf dich.“ Ich sah ihm fest in die Augen. „Aber ich will, dass du eines begreifst: Ich bin wie mein Vater. Es fällt mir nicht immer leicht das zuzugeben oder damit umzugehen, aber ich kann es auch nicht leugnen. Ich bin bereit die gleichen Dinge tun. Ich bin kein Kind, das man beschützen muss. Du musst meine Entscheidungen respektieren. Wenn ich mein Leben für meine Ideale einsetzte, dann will ich darauf vertrauen können, dass du mich unterstützt und nicht bevormundest. Verstehst du das?“
Ich wartete auf eine Reaktion. Radu sah zu Boden und dann wieder in meine Augen, bevor er erneut tief einatmete.
„…Es war Aljoscha, der dich hergebracht hat.“
Ich drehte mich weg und Wut grub sich in mein Gesicht.
„Warte!“ Er packte meine Hände und ich hielt völlig still, überrascht von seiner Geste. „Es ist nicht was du denkst. Ich meine, ich wollte etwas anderes sagen…“ Radu begann den Kopf zu schütteln, als konnte er selbst nicht fassen, was alles
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