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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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konnte, trat er ganz nah an mich heran und legte die Hände auf meine Wangen. Dann zog er mit seinen Daumen und Zeigefingern meine Augenlider auseinander und betrachtete meine Augen eindringlich. Ich war davon so verwirrt, dass ich gar keinen Punkt fixieren konnte und sie begannen sofort zu tränen. Nach ein paar Sekunden ließ er wieder los.
             „Sie können sich wieder anziehen.“ War alles, was er sagte.
             „Das war's?“
    Das ganze hatte vielleicht zwei Minuten gedauert. Was für eine Art von Untersuchung sollte das gewesen sein?
             „Noch nicht ganz aber für die Blutabnahmen können Sie angezogen sein.“ Er ging zu einem Waschbecken und begann sich die Hände zu waschen, während ich mich wieder anzog. Danach setzte ich mich auf die Liege im Raum und beobachtete jeden seiner Handgriffe genau.
             „Hatten Sie in den letzten Tagen irgendwelche Beschwerden? Schmerzen?“ Die Frage traf mich völlig unvorbereitet.
             „Nein... doch. Kopfschmerzen heute Morgen aber sie sind schon wieder weg.“ Gab ich zu. Er sah nicht mal auf. Ich hatte mir schon gedacht, dass er wohl nicht so eine Art von Beschwerden meinte aber es war alles, was ich sagen konnte.
             „Haben Sie irgendwelche Veränderungen an sich bemerkt?“ fragte er weiter ohne mich anzusehen.
             „Zum Beispiel?“ Unter Veränderungen konnte ich mir vieles vorstellen, aber nichts davon betraf meinen physischen Zustand.
             „Schon gut. Nicht so wichtig.“
    Er kam mit einer leeren Spritze wieder zu mir. Sie sah genauso aus wie ein Injektionsgerät, nur war der Druckknopf an der Seite und nicht am Ende. Von ihrem Anblick wurde mir schlecht. Jahrelang wurde ich Woche für Woche mit solch einer Nadel traktiert und scheinbar würde das nie so richtig ein Ende nehmen.
             „Bitte lehnen Sie ihren Kopf leicht zur Seite.“ Ich tat es aber nur widerwillig und schloss sofort die Augen. Ein kurzer Schmerz zuckte durch meine Hals und ich konnte hören, wie sich die kleine Kanüle mit meinem Blut füllte. Als ich die Augen wieder öffnete, legte der Arzt sie in einen Metallbehälter und verließ damit den Raum ohne sich zu verabschieden. Warum auch jetzt mit den Höflichkeiten anfangen? Ich dachte noch einmal über seine letzte Frage nach. Warum stellte er sie, wenn sie medizinisch nicht relevant war? Was für eine Antwort hatte er erwartet? Diese Situation wandelte sich von falsch zu faul. Die ganze Zeit über hatte ich mein Misstrauen nicht verloren, auch wenn mir Rubinov bis jetzt keinen Anlass gegeben hatte übertrieben vorsichtig zu sein. Aber diese Untersuchung war für mich ein Anlass zu höchstem Misstrauen.
    Ich wartete einige Minuten in dem Behandlungszimmer, in der festen Erwartung von Ibrahim abgeholt zu werden aber die Tür blieb zu. Es gab, wie so oft, nirgends eine Uhr also stand ich nach einer Weile auf und verließ den Raum. Ich sah den Gang hinunter und da war er. Mit schnellen, festen Schritten kam er auf mich zu und blieb nur wenige Zentimeter vor mir stehen.
             „Sie verlassen nie wieder einen Raum ohne Aufforderung oder Begleitung!“ Grollte er mich an. Es war eine deutliche Ansage, die bis in den letzten Winkel meines Verstandes hallte. Ich wich nicht zurück, konnte aber auch nichts darauf erwidern. Meine Stimme versagte mir den Dienst. Er blieb noch einen Moment vor mir stehen und sah auf mich runter, bevor er sich umdrehte und wieder in die Richtung marschierte, aus der er gerade gekommen war. Wie immer folgte ich ihm wortlos. Das Gefühl eine Gefangene zu sein, war mit einem Mal wieder sehr präsent.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    5

 
    Es war so weit. Wir würden in Kürze aufbrechen, um Hyper-City zu sehen. Ibrahim hatte mich wieder in den Konferenzraum gebracht, in dem wir gestern alle zusammen waren. Wie schon am Tag zuvor, waren bereits alle da als ich den Raum betrat. Es blieb kaum Zeit uns auszutauschen, denn nur kurze Zeit später wurden wir durch das Tunnelsystem der Basis in einen Fuhrpark gebracht. So viele Fahrzeuge hatte ich noch nie auf einen Schlag gesehen. Nicht einmal auf den Straßen meiner Heimatstadt zur Hauptverkehrszeit sah man so viele zur gleichen Zeit an einem Ort. Sie sahen ganz anders aus, als die europäischen Modelle. Ihr Design war schlicht, doch sie waren größer und

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