Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
Vom Netzwerk:
Wort, um sicher zu gehen, dass er mich auch verstanden hatte.
             „Ich kann Sie sonst nicht untersuchen.“ Entgegnete er mir ruhig.
             „Das habe ich schon verstanden. Ich meine, was soll das? Wozu diese Untersuchung und warum hat man mir Nichts davon gesagt?“ Der junge Arzt legte das Tablet auf einen Tisch neben der Tür und sah kurz zu Ibrahim, bevor er mir dann zum ersten Mal direkt in die Augen sah. Er sprach mit gelassener Stimme, aber seine Worte klangen nicht vollkommen überzeugend.
             „Das ist reine Routine. Sie waren schwer verletzt und ihr Körper war extremen Belastungen ausgesetzt. Wir wollen sicher gehen, dass alle Verletzungen gut verheilt sind. Außerdem sollen Sie sehr bald ein Training bekommen. Ich muss überprüfen, ob Sie dafür schon wieder voll belastbar sind. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir haben auch die anderen Untersucht.“ Seine Worte klangen logisch aber ich war nicht überzeugt. Meine Instinkte sagten mir, dass es nicht die ganze Wahrheit war.
             „Kann ich diese Untersuchung verweigern?“ Fragte ich trotzig.
             „Nein.“ Schmetterte Ibrahim mir entgegen und antwortete damit, bevor der Arzt es tun konnte. „Diese Nachuntersuchungen sind Pflicht für alle. Es gibt weder Ausnahmen davon, noch werden wir mit Sonderbehandlungen anfangen. Dieser Mann ist Arzt und Dient dem Militär. Seinen Anweisungen ist Folge zu leisten.“
    Ich hatte das Gefühl, es war die längste Zeit, die er am Stück gesprochen hatte und seine Worte trieften vor Feindseligkeit. Scheinbar konnte ich mich nicht auf einem Kontinent befinden ohne einen Mann zu finden, der mich mit Leidenschaft hasste. Aber er hatte Recht. Mich zu verweigern war keine kluge Idee. Ich wollte nicht untersucht werden, aber bis hierher hatte mich mein Wille zur Kooperation gebracht und nicht das Gegenteil. Ich nahm einen tiefen Atemzug und sah dem Arzt direkt in die Augen.
             „Er bleibt aber nicht hier im Raum.“ Stellte ich so entschlossen klar, wie es mir meine Stimme erlaubte. Jeder Muskel in meiner Körper spannte sich an, während ich diesen Satz aussprach. Es war mein erster Versuch, mich gegen Ibrahims unterdrückende Präsenz zur Wehr zu setzten. Ich würde mich nicht entkleiden, solange er im gleichen Zimmer war. Der Arzt war durch meine Forderung zur Salzsäule erstarrt. Scheinbar war es ihm unmöglich ein Wort des Widerspruchs, oder gar eine Anweisung an den großgewachsenen Soldaten neben ihm zu richten. Sekunden vergingen und mein Herz fing an schneller zu schlagen als Ibrahim plötzlich ein verächtliches Schnauben von sich gab. Mein Blick traf auf seinen und da war sie. Die kleinste Falte zwischen seinen Augenbrauen, die so etwas wie eine Emotion ausdrückte und sein eisernes Gesicht aufbrach. Er war wütend. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es ihm darum ging, mich halbnackt zu sehen. Er wollte nur nicht das kleinste bisschen Kontrolle an mich abgeben, denn er setzte diese Kontrolle wie eine Waffe ein. Ich senkte den Blick wieder und stemmte die Hände in die Hüften, damit er nicht sehen konnte, wie meine Hände zitterten. Im nächsten Moment verließ er den Raum und ich atmete erleichtert auf. Mir war nicht einmal aufgefallen, dass ich die Luft angehalten hatte. Der Arzt rührte sich noch immer nicht. Ich ging zum Stuhl und fing an mich auszuziehen. Dabei fühlte ich mich so komisch und unbehaglich, wie schon lange nicht mehr. Vermutlich sollte ich an diesem Punkt keine Scham mehr haben, immerhin war ich keine Dreizehn mehr, doch das hier war in meinen Augen ein extremer Verlust von Deckung, die ich einfach brauchte um mich nicht angreifbar zu fühlen. Das betraf nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Gedanken und Gefühle. Dass es ein männlicher Arzt war, machte es für mich noch schlimmer. Erst, als ich nur noch die Unterwäsche an hatte, drehte ich mich wieder zu ihm. Er legte die Hände vorsichtig, fast gar nicht spürbar, an meine Schulter und navigierte mich wieder in die Mitte des Raumes. Ich atmete langsam ein und aus und versuchte ganz ruhig zu bleiben. Diese Situation würde mich nicht aus der Fassung bringen. Ich war stark, ich kam damit klar. Es war nur nackte Haut.
    Er ging einmal ganz um mich herum und berührte mich hier und da kurz mit den Fingerspitzen. Das war keine Untersuchung. Er betrachtete mich bloß. Ich kam mir vor, wie ausgestellt. Bevor ich wütend darüber werden

Weitere Kostenlose Bücher