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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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einfach nicht zu deuten. Wollte er mich verunsichern? Nichts an ihm gab preis, was er dachte, wenn er mich einfach nur so ansah. In diesen Momenten wirkte sein Verhalten irgendwie ferngesteuert. Ich stand auf und sah ihn direkt an. Sofort erhöhte sich mein Puls und ein Kloß bildete sich in meiner Kehle. Immer noch keine Reaktion von ihm. Mein Blick wanderte runter zu seinem Brustkorb. Ich wollte sehen, wie er sich hob und senkte. In seiner vollkommenen Bewegungslosigkeit hatte ich das Gefühl, es wäre der einzige Indikator für seine Gedanken oder Emotionen. So, wie bei Aljoscha.
             „Bist du fertig?“ Fragte er.
    Ich sah wieder zu ihm auf. Ibrahim wartete auf eine Antwort.
             „Ja.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich zur Tür und ging los. Ich folgte ihm einfach. Es war ohnehin zwecklos mit ihm zu reden. Er würde mir nur dann eine Antwort geben, wenn er es wollte oder es unausweichlich war, soviel hatte ich schon begriffen. Ich rechnete fest damit, dass er mich wieder zu den anderen bringen würde, jedoch schlugen wir diesmal einen ganz anderen Weg ein.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    4

 
    Nach einer weiteren Sicherheitstür veränderte sich der Gebäudekomplex merklich und mir dämmerte es langsam. Er brachte mich tatsächlich an einen mir unbekannten Ort, nur wusste ich nicht wohin und wozu. Alles um mich herum erinnerte mich immer mehr an ein Krankenhaus. Der Geruch von Desinfektionsmittel in der Luft und Personen in weißen Kitteln. Etliche Türen, die breit genug waren, um ganze Betten hindurch zu schieben und von Zeit zu Zeit stand eine leere Liege am Seitenrand des Flures. Es war wirklich die perfekte Nachbildung eines Krankenhausflügels mitten in einer Militärbasis. Nur eines fehlte: Patienten. Ich sah weder Kranke noch Verletzte. War ich wirklich hier aufgewacht? Das alles bereitete mir großes Unbehagen. Ich war noch nie gerne in Krankenhäusern gewesen. Sie strahlten so etwas Trauriges aus und an kaum einem anderen Ort war der Tod so präsent.
    Ibrahim brachte mich in einen Raum ganz am Ende des Flures. Es war kein Patientenraum sondern ein Behandlungszimmer. Ich fühlte mich auf der Stelle noch etwas unwohler. Ich hatte nicht wirklich Vertrauen zu Ärzten, abgesehen von Gry, und Räume wie dieser weckten zusätzlich böse Erinnerungen. Das letzte Mal, als ich mich bewusst in einem aufhielt, hatte man mich zusammengeflickt, nur um mich noch grausamer sterben zu lassen. Bei diesem Gedanken musste ich mich unweigerlich schütteln. Nicht nur mein Verstand, auch mein Körper erinnerte sich scheinbar noch gut daran. Ich drehte mich zu Ibrahim und bekam einen Schreck, als ich jemanden neben ihm stehen sah. Völlig lautlos hatte ein Mann im weißen Kittel den Raum betreten. Er war deutlich kleiner als Ibrahim, aber das waren die meisten Männer. Er hatte dunkles, fast schwarzes Haar und einen in Form rasierten Bart. Er wirkte gepflegt und seriös aber auch distanziert. Er machte keine Anstalten mich zu begrüßen oder auch nur anzusehen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, hatte er den Blick schon auf das Tablet in seiner Hand gerichtet. Er fing an zu sprechen, ohne den Blick wieder zu heben und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu erfassen, dass er mit mir sprach.
             „Ich werde Sie jetzt untersuchen. Dafür müssen Sie sich bis auf die Unterwäsche ausziehen... Bitte.“ Sagte der Arzt. Seine Stimme wirkte nervös aber vor allem waren es seine Worte, die mich verwirrten.
             „Bitte was?“ Fragte ich ungläubig und wartete darauf, dass der Arzt mich ansah. Als er es endlich tat, schien er nur verwundert darüber zu sein, dass ich mich noch immer nicht ausgezogen hatte. Hatte er überhaupt mitbekommen, was ich gesagt hatte? Er schien mit jeder Sekunde, die verging, nervöser zu werden und ich wurde verwirrter.
             „Sie können ihre Sachen dort auf dem Stuhl ablegen.“ Sagte er, als wenn dies die Lösung für das offensichtliche Kommunikationsproblem wäre. Er streckte eine Hand leicht aus, ohne jedoch wirklich auf etwas zu deuten und umklammerte dann wieder das Tablet mit beiden Händen. Er wich meinen Blicken aus und wirkte jetzt überhaupt nicht mehr seriös. Das war falsch. Diese ganze Situation war einfach falsch.
             „Warum   soll   ich   mich   ausziehen…?“ Ich machte eine merklich Pause nach jedem

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