Altenberger Requiem
eine Route zu unserem Ziel zu finden.
»Wir müssen nach Wermelskirchen-Dhünn«, sagte ich zu Wonne. »Weißt du, wo das ist?«
»Wahrscheinlich etwas abseits der Wermelskirchener Innenstadt«, sagte sie. »Hier gibt’s übrigens ein Navi.« Sie hatte offenbar irgendeinen Knopf gedrückt, denn plötzlich erhob sich ein kleiner Bildschirm aus der Armatur.
Ein Navi. Damit sparten wir eine Menge Zeit. Ich war nicht auf die Idee gekommen, dass der Mietwagen über so etwas verfügte.
»Dhünn ist in der Datenbank«, erklärte Wonne.
Sehr gut. Aber wie hieß die Straße, in der sich die Knochenmühle befand? Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass Georgi dazu nichts gesagt hatte. Besaß so eine Straße überhaupt einen Namen?
»Schau mal, ob du die Bezeichnung Knochenmühle findest«, sagte ich. »Oder Knochenmühlenweg oder so was.«
Während Wonne weiterfuhr, probierte sie Verschiedenes aus.
Wir ließen die Häuser der Stadt hinter uns und kamen ins Grüne. Ein Ortsschild näherte sich: »Hoffnung«. Na, wenn das kein gutes Zeichen war.
Plötzlich meldete sich Frau Weißenburg. »Sie haben nichts bewiesen, wenn Sie Gabriele Scherfs Leiche finden«, sagte sie, als hätte sie die ganze Zeit nur darüber nachgedacht. »Falls Ihnen das überhaupt gelingt. Und das haben Sie doch vor, oder nicht? Wenn es stimmt, was Sie glauben, ist sie vor mehr als zwei Jahrzehnten dort versteckt worden. Was denken Sie, was von ihr noch übrig ist?«
»Sie wissen ja ziemlich gut Bescheid«, sagte ich. »Wonne, hast du das gehört? Ich glaube, Frau Weißenburg könnte uns noch viel mehr erzählen, wenn sie wollte.«
»Wenn sie wollte«, echote Hermine Weißenburg. »Sie will aber nicht.«
»Ach, da fällt mir ein - dafür wollten Sie ja, dass wir die Polizei verständigen. Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, Ihrem Wunsch nachzukommen.« Ich behielt die Waffe in der Hand, zog mein Handy hervor und wählte die eins eins null.
Eine Frauenstimme meldete sich. Ich meldete einen Leichenfund in einem Kölner Hotel. »Verständigen Sie bitte auch Hauptkommissar Kotten von der Polizei in Bergisch Gladbach«, fügte ich hinzu. »Und viele Grüße von einem befreundeten Privatdetektiv.«
»Wie ist Ihr Name?«, fragte die Beamtin auf der anderen Seite der Leitung. Ich legte auf.
»Na, zufrieden?«, fragte ich Hermine Weißenburg. »Jetzt geht alles seinen Gang. Die Polizei wird sicher Spuren von Ihnen in Mathisens Zimmer finden.«
Sie schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, Herr Rott. Ich bin seine Frau. Es wäre seltsam, wenn sich keine Spuren von mir dort finden lassen würden.«
»Apropos Spuren«, sagte ich. »Wir haben eine leere Folie Ihres Medikaments ganz in der Nähe des Hauses von Klara Hackenberg gefunden. Genauer gesagt an dem stillgelegten Bahndamm. Ich erwähnte das bereits. Ein perfekter Ort, um ungesehen abzuwarten, bis Klara Hackenberg das Haus verließ, um wie jeden Morgen exakt zur selben Uhrzeit in den Altenberger Dom zu gehen. Ich frage mich nur, wie Sie das so genau gewusst haben … Ich nehme an, Sie sind mit dem Bus hingefahren und hatten dann noch Zeit. Sie brauchten also einen Ort, um sich so lange zu verstecken, bis Klara Hackenberg ging. Sie haben dort unten gewartet, sind zum Haus gegangen, haben Reinholds Auto geholt und sind ihr nachgefahren. War es nicht so?«
»Hören Sie auf.«
»Die Frage nach dem Motiv ist allerdings noch offen. Ihre Ehe schien nicht die beste gewesen zu sein, Frau Weißenburg. Warum war es so wichtig für Sie, Ihren Mann vor dem Gefängnis zu bewahren?«
»Jetzt halten Sie endlich den Mund!«, schrie sie. »Sie haben ja keine Ahnung!«
Wieder herrschte ein paar Minuten Stille im Wagen. Aber das Rad hatte sich ein Stück gedreht.
Wonne lenkte uns durch grüne Hügel, vorbei an Fachwerkhäusern und Kuhweiden.
»Die Knochenmühle ist nicht im Navi«, sagte sie. »Aber dieser kleine blaue Strich müsste die Kleine Dhünn sein. Ich finde den Weg schon.«
Wir erreichten Dhünn. Bogen links ab. Es ging ein Stück den Berg hinauf zum Ortskern. Rechts erschien der Gasthof »Zur Post«.
Tente, Dellbrück und jetzt dieses hier: Wie viele Gasthäuser, die die Post im Namen führten, mochte es im Bergischen Land geben?
Wonne lenkte den Wagen ein Stück bergab, eine schmale asphaltierte Straße entlang, an Glascontainern vorbei. Hier begann wohl das Dhünntal.
Ein Wanderparkplatz. Dann ein Schild, auf dem etwas von einem »Angelparadies« zu lesen war. Ein Sportplatz hinter
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