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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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anzurufen, um ihn aufzuhalten.
    »Oh Gott«, entfuhr es Wonne.
    Mathisen lag zwischen dem Bett und dem kleinen Schreibtisch an der linken Wand, auf dem sich ein Flachbildfernseher, ein Telefon und eine Schreibunterlage drängten.
    Er lag auf dem Bauch - die Arme mit den beiden Armbanduhren in Richtung Fenster ausgestreckt. Es wirkte, als wollte er die kleine Tischlampe ergreifen. Die längliche Birne ragte nackt aus der Fassung. Der grüne Glasschirm war zerbrochen, und auf dem breiten, schweren Messingfuß war eine dunkle Einfärbung zu erkennen.
    »Nichts anfassen«, sagte ich.
    »Schon klar.«
    »Bleib am besten draußen.«
    »Nichts lieber als das.«
    Ich machte einen großen Schritt, um zu Mathisen zu kommen. Kein Zweifel: Er war tot. Auf seinem Hinterkopf glänzte es dunkel. Auch auf den hellgrauen Teppich war Blut geflossen. Wahrscheinlich war er hinterrücks erschlagen worden.
    Auf dem ungemachten Bett lag ein geöffneter Koffer. Der Inhalt war akkurat gepackt. Es hatte ihn wohl kurz vor dem Aufbruch erwischt. Als hätte jemand verhindern wollen, dass er abreiste. Weil er danach nicht mehr zu fassen sein würde.
    Draußen auf dem Flur näherten sich Schritte. Zwei Leute unterhielten sich. Ich drehte mich um und gab Wonne ein Zeichen. Sie zog die Tür an sich heran. Die Personen gingen vorbei.
    Ich war mit Mathisen allein. Meine Gedanken überschlugen sich.
    Meine ganze Theorie war zum Teufel. Mathisen hätte mein Mörder sein sollen. Warum war er jetzt das Opfer?
    Gabriele Scherf. Klara Hackenberg. Zwei getrennte Geschichten, die sich an einem Punkt berührten. Wir waren den Wegen so weit gefolgt, wie wir konnten, aber irgendwo mussten wir falsch abgebogen sein …
    Hatten die beiden Fälle doch nichts miteinander zu tun?
    Immer noch Mathisen betrachtend, schüttelte ich den Kopf. Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein. Es musste einen Zusammenhang geben.
    Was würde die Polizei sagen?
    Ich stellte mir Kommissar Kotten vor, wobei mir sofort klar wurde, dass er gar nicht zuständig war. Nicht er, sondern die Kölner Polizei würde die Ermittlungen übernehmen. Und ich wusste bereits jetzt, was bei meiner Befragung als Zeuge herauskommen würde. Die Polizei würde alles zur Kenntnis nehmen, aber Mathisens Tod völlig unabhängig vom Mordfall Hackenberg behandeln.
    Natürlich, würde der zuständige Kommissar einräumen, war eine Verbindung der Personen nicht von der Hand zu weisen. Klara Hackenberg hatte Kontakt zu Mathisen gehabt, aber das war sehr lange her. Dabei war es um ihre Nichte gegangen, über deren Verbleib niemand etwas wusste.
    In Mathisens Fall würde die Polizei erst mal in alle Richtungen ermitteln, wie es so schön hieß. Mathisen war Geschäftsmann gewesen. Solche Leute hatten Feinde.
    Wenn ich Glück hatte, würden sie meine Theorie überprüfen, aber damit war immer noch nicht klar, wer Mathisen auf dem Gewissen hatte. Und Reinhold saß immer noch als Hauptverdächtiger im Knast.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Wonne. Sie war wieder hereingekommen und sah blass aus.
    Ich schrak aus meinen Gedanken. Wir mussten etwas unternehmen. Jeden Moment konnte ein Zimmermädchen oder sonst wer hereinkommen. Vielleicht auch Frau Weißenburg, die unten in der Bar saß und auf ihren Mann wartete. Sicher fragte sie sich längst, wo er blieb.
    »Müssen wir nicht die Polizei holen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Worauf wartest du dann?«, fragte Wonne.
    Wir drehten uns beide um, als die Tür aufging.
    »Siegfried?«
    Frau Weißenburg stand im Türrahmen. »Sie? Was machen Sie hier? Wo ist…«
    Sie senkte den Blick. »Siegfried!«, schrie sie und machte ein paar schnelle Schritte auf uns zu.
    »Frau Weißenburg«, rief ich und packte sie an den Armen. Ich spürte, wie sie in sich zusammensank. Wonne schob den Koffer ein Stück nach hinten in Richtung Kopfseite, damit sie sich setzen konnte.
    »Er ist tot, nicht wahr?«
    »Wir haben ihn gerade gefunden«, sagte ich.
    Sie starrte auf die Leiche. »Die Polizei … Haben Sie sie verständigt?«
    »Wir hatten es gerade vor. Frau Weißenburg, wir sollten uns hier nicht aufhalten. Wir müssen das Zimmer verlassen. Kommen Sie. Wir gehen hinunter. Meine Kollegin hilft Ihnen.«
    Sie nahm noch immer nicht den Blick von ihrem toten Mann.
    Ihre Hand griff in die Innentasche ihres Blazers. Sie zog etwas hervor und steckte es in den Mund. Aluminium blitzte. Sie hatte einen Tablettenstreifen in der Hand, wollte ihn zurückstecken.
    In dieser kurzen Zeit

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