Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
streifte mich eine Erinnerung.
    »Darf ich mal in Ihre Tasche schauen?«, fragte ich.
    Frau Weißenburg sah mich an. »Wie bitte?«
    »Ich habe da gerade etwas gesehen, was mich auf eine Idee gebracht hat.«
    In diesem Moment vollzog sie eine Wandlung. Plötzlich war sie nicht mehr die schockierte Ehefrau, die feststellt, dass ihr Mann ermordet wurde, sondern eine resolute ältere Dame, der man zu nahe getreten war.
    »Was fällt Ihnen ein? Ich verstehe nicht…«
    »Sie haben mich gut verstanden, Frau Weißenburg.«
    »Das kommt gar nicht in Frage, junger Mann. Wir müssen jetzt die Polizei benachrichtigen.«
    »Lassen Sie mich nachsehen.«
    »Tun Sie doch etwas«, wandte sie sich an Wonne.
    »Zunächst mal tue ich etwas«, sagte ich und zog meine Pistole.
    »Remi, was machst du?«, rief Wonne erschrocken.
    »Keine Sorge, ich weiß genau, was ich tue.«
    Ich hielt Hermine Weißenburg die Waffe vor die Nase und wiederholte: »Holen Sie raus, was Sie in der Tasche haben.«
    Sie ließ sich durch die vorgehaltene Waffe nicht beeindrucken.
    »Sie sind übergeschnappt«, sagte sie ruhig. »Ein Grund mehr, die Polizei zu verständigen.«
    »Genau das werden wir tun«, versprach ich. »Aber erst wenn ich weiß, was in der Tasche ist.«
    »Remi, jetzt hör schon auf«, jammerte Wonne.
    »Ruhe«, rief ich, ohne Frau Weißenburg aus den Augen zu lassen. »Wenn Sie das, was in der Tasche ist, nicht rausholen wollen, dann übernimmt das meine Kollegin.«
    Sie sah einen Moment zu Wonne hinüber, und ich nutzte die Chance. Ich griff in die Jacke.
    »Und was soll das?«, rief sie.
    Ich versuchte, in Frau Weißenburgs Gesicht zu lesen. Sie war nicht die trauernde Witwe, die davon überrascht wird, dass ihr Mann getötet wurde.
    »Ach du Schande«, sagte Wonne, als ich einen Filmstreifen mit Tabletten in der Hand hielt. »Novalgin.«
    »Sind Sie wahnsinnig ? Ich …« Hermine Weißenburg versuchte aufzustehen, doch jetzt war es Wonne, die eingriff. Sie drückte sie an der Schulter zurück aufs Bett.
    »Das habe ich schon mal gesehen. Und ich weiß auch, wo. Am alten Bahndamm in Wermelskirchen-Tente, wo Sie vorigen Samstag am frühen Morgen auf die Gelegenheit gewartet haben, Frau Hackenberg zu ermorden.«
    Hermine Weißenburg deutete ein Lächeln an. »Wie kommen Sie auf so etwas? Das muss ein Zufall sein. Viele nehmen dieses Medikament.«
    »Klara Hackenberg war kurz davor, einen lange zurückliegenden Mord aufzuklären. Den Mord an Gabriele Scherf. An der Frau, die die Geliebte Ihres Mannes war, als er gerade nach Salzburg gehen wollte, um mit Ihrer Hilfe seine Karriere zu starten.«
    Sie spielte immer noch die Ahnungslose. »Noch ein Mord? Also bitte, Herr Rott. Wofür halten Sie meinen Mann und mich? Für ein mörderisches Ehepaar? Für eine Art Bonnie und Clyde? Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Sie machen sich lächerlich, Frau Weißenburg. Sie sitzen hier, trauern kein bisschen um Ihren Mann, der gerade umgebracht wurde und hier vor uns liegt, sondern spielen die Hartgesottene.«
    Ihre Augen schossen Blitze ab. »Was erwarten Sie denn? Dass ich in Tränen ausbreche? Dass ich die Kontrolle verliere, während Sie mich hier mit einer Pistole bedrohen? Was glauben Sie, was in dieser absurden Situation angemessen ist?«
    »Frau Weißenburg, gestehen Sie. Sie waren es.«
    Sie antwortete nicht, feuerte einen weiteren Giftpfeil ab und hatte plötzlich ihr Handy in der Hand.
    »Schießen Sie doch, wenn Sie mich hindern wollen. Mir ist das egal. Sie haben für Ihre wirre Räuberpistole nicht den geringsten Beweis. Und deshalb werde ich jetzt die Polizei alarmieren.«
    Wonne reagierte blitzschnell. Sie entwand Hermine Weißenburg das Telefon.
    Ich steckte die Waffe weg. Es gab keine andere Chance, als die Strategie zu ändern.
    »Gut«, sagte ich. »Wir verlassen jetzt diesen Raum, bevor wir noch mehr Spuren vernichten, und rufen die Polizei an.«
    »Werden Sie endlich vernünftig?«, sagte sie.
    »Ich habe allerdings ein paar Fragen an Sie und möchte, dass Sie sie mir detailliert beantworten.«
    »Warum sollte ich das tun? Ich spreche nur mit der Polizei, mit sonst niemandem.«
    »Wer könnte Ihrer Meinung nach Ihren Mann ermordet haben?«, fragte ich unbeirrt.
    Sie blickte mich prüfend an. »Sie lassen nicht locker, oder?«
    »Sehe ich so aus?«
    In ihr schien es zu arbeiten. Sie dachte angestrengt nach. »Vielleicht war es dieser Matze …«, murmelte sie schließlich.
    »Matze? Matthias Büchel? Was soll der mit Ihrem Mann zu

Weitere Kostenlose Bücher