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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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es unhöflich, sie warten zu lassen.«
    »Wie hast du das rausgekriegt? Woher weißt du, wer diesen Reinhold Hackenberg vertritt, und wie bist du so schnell an die Anwältin herangekommen?«
    »Es hat mit meinem Beruf zu tun.«
    »Verstehe. Bist du bei der Justiz tätig? Oder bei der Polizei?«
    Jetzt lächelte sie wieder. »Nein, das nicht.«
    Sie kramte in ihrem Handtäschchen, förderte eine kleine Mappe zutage und entnahm ihr etwas, das so groß wie eine Kreditkarte war. Etwas Dünnes, Transparentes. In Plastik gehüllt. Sie hielt es mir vor die Nase, so wie ich es immer tat, wenn ich meine Lizenz zeigte.
    Eine Sekunde lang befürchtete ich, dass Wonne Detektivin war wie ich.
    Doch die Lizenz war ein Presseausweis. Mit ihrem Foto, ihrem Namen: Yvonne Freier.
    »Du bist Journalistin?«
    »Richtig gelesen.«
    »Und für wen schreibst du?«
    »Gehen wir rein.«
    »Und wenn ich das nicht will?«
    Sie stieg aus und stellte sich neben den Wagen. »Nun komm«, drängelte sie.
    Was hätte ich tun sollen? Weggehen? Wegfahren konnte ich nicht. Auf einen Streit mochte ich es auch nicht ankommen lassen. Und alles in mir wollte mit dieser Frau zusammen sein - von mir aus auch in einer langweiligen Rechtsanwaltskanzlei. Es gab schlimmere Möglichkeiten, einen sommerlichen Sonntag zu verbringen. Sicher, schönere gab es auch. Aber vielleicht dauerte die Besprechung gar nicht so lange. Mir war schon klar, worauf das alles hinauslief. Was will ein Rechtsanwalt schon von einem Detektiv? Vielleicht konnte ich mit der suggestiven Überzeugungskraft eines Profis sagen, dass ich keine Chance sah, etwas Entlastendes gegen Hackenberg zu finden.
    Aber andererseits ging es doch nur darum, meiner neuen Freundin einen Gefallen zu tun. Und warum sollte ich mich dem verweigern?
    Ich stieg ebenfalls aus.
    Wonne klingelte. Es dauerte nur zwei Sekunden, bis der Summer ertönte.

9. Kapitel
    Als wir die erste Etage erreicht hatten, stand Dr. Sabine Rath bereits in der Tür. Sie war eine korpulente Brillenträgerin mit vollem braunem Haar, die sich in ein dunkelblaues Kostüm gezwängt hatte und dazu schwarze Strumpfhosen und Pumps trug. Von mir aus hätte sie auch leger zu unserem Termin kommen können, aber ich wurde den Eindruck nicht los, dass sie uns oder mich irgendwie beeindrucken wollte.
    »Guten Tag, Herr Rott. Ich freue mich, dass Sie es einrichten konnten, obwohl heute Sonntag ist.«
    Der Händedruck war fest. »Na ja«, erwiderte ich. Was sollte ich sagen? »Das hier ist…«
    »Ich weiß schon«, sagte Frau Dr. Rath. »Ihre Mitarbeiterin. Wir haben ja heute früh miteinander telefoniert. Darf ich Vorgehen?«
    Wie bitte?
    Mitarbeiterin?
    Und als solche hatte sie die Anwältin aus dem Bett geschmissen?
    »Nein, ich glaube, da liegt ein Missverständnis …« Ich wurde hart unterbrochen, als Wonne mir den Ellbogen in die Seite rammte.
    »Das ist kein Problem«, rief Frau Dr. Rath freundlich und ging einen kleinen Gang entlang vor uns her. »Die Sache mit Herrn Hackenberg ist ziemlich dringend. Da macht es mir nichts aus, sonntags zu arbeiten.«
    Mir schon, hätte ich am liebsten gesagt, aber ich spielte das Spiel mit. Wonne würde später etwas dazu zu hören bekommen.
    Die Kanzlei war in Räumen untergebracht, die sich der Architekt wohl ursprünglich als Wohnung vorgestellt hatte. Das Büro der Anwältin war das Wohnzimmer, das nach hinten hinausging. Hinter dem Schreibtisch gab ein breites Fenster den Blick auf eine Gruppe dunkelgrüner Fichten frei. Davor standen mehrere Stühle.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte die Anwältin. »Möchten Sie einen Kaffee? Ich muss mich leider selbst drum kümmern, meine Angestellte arbeitet heute natürlich nicht.«
    »Danke, wir haben gerade gefrühstückt«, lehnte Wonne für uns beide ab, dabei hätte ich ganz gerne noch einen Kaffee getrunken. Egal. Je eher wir hier wieder draußen waren, desto besser. Und so gut wie Wonnes Kaffee war der hier wohl kaum.
    »Worum geht es denn nun genau?«, fragte ich.
    Dr. Rath hatte Platz genommen. »Hat Ihnen das Frau Freier nicht erklärt?«
    »Doch, doch«, behauptete ich. »Es geht um den Mord an Frau Hackenberg. Wir haben ja die Leiche zufällig gestern gefunden.«
    »Ja, und Sie waren auch dabei, als Reinhold Hackenberg vorläufig festgenommen wurde. Ziemlich clever, Herr Rott, das muss man Ihnen lassen. Sie werden Ihrem Ruf wirklich gerecht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie legte die Unterarme auf den Tisch und beugte sich ein wenig vor. »Na, Herr Rott, keine

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