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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Ich gehe davon aus, dass sie einiges zu vererben hat.«
    »Wobei wir beim Motiv wären«, warf ich ein.
    Die Rechtsanwältin nickte. »Ganz genau.«
    Ich biss mir auf die Lippen. Da passte wirklich alles gut zusammen. Bis auf die Tatsache, dass sich Hackenberg, wenn er schuldig war, ziemlich dämlich angestellt hatte. Aber das entlastete ihn natürlich keineswegs. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass man bei jedem Computerspiel ein Promille seines Intelligenzquotienten verlor. Machte bei zehn Stunden täglich …
    »Wie alt ist Hackenberg eigentlich?«, fragte ich.
    »Vierzig.«
    Viel Zeit, um sich eine Menge Intelligenz wegzuballern.
    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Frau Dr. Rath, Sie erwarten von mir, angesichts dieser Indizienlage Hackenbergs Unschuld zu beweisen?«
    Es tat mir richtig leid, das zu sagen. Aber da ließ sich kaum etwas machen.
    »Können Sie es denn nicht wenigstens versuchen? Er selbst streitet alles ab.«
    »Aber das heißt doch nichts. Wenn ich nur einen Anhaltspunkt hätte. Einen einzigen.«
    »Aber es gibt Anhaltspunkte! Dinge, die gegen Reinholds Schuld sprechen. Zum Beispiel die Uhrzeit. Reinhold ist ein ausgesprochener Langschläfer. Warum sollte er morgens seiner Mutter zum Dom nachfahren, um sie zu töten?«
    »Vielleicht war er nicht schon auf, sondern noch? So wie Sie das schildern, könnte er nachts unterwegs gewesen sein. Am Abend vorher hat es Streit gegeben, er ist runtergefahren und hat voller Hass dort auf sie gewartet.«
    Sie seufzte. »Ja, das klingt plausibel …« Sie suchte nach Worten, schien fieberhaft nachzudenken. In diesem Moment bewunderte ich sie. Sie setzte sich wirklich für ihren Mandanten ein. »Auch das wäre aber erst mal zu überprüfen.«
    »Wann haben Sie mit Reinhold gesprochen?«
    »Gestern Abend. Ganz kurz. Da kannte ich aber das Vernehmungsprotokoll noch nicht. Und ich wusste noch nicht, dass er immer wieder in alle mögliche kriminelle Machenschaften verwickelt und bereits einmal in Haft war.«
    »Was die Sache für ihn nicht besser macht.«
    »Er selbst ist der Ansicht, dass man ihn reinlegen will. Und das wäre ein weiterer Ansatz für Ihre Ermittlungen.«
    »Was meint er damit? Hat er das näher erklärt?«
    »Da gibt es allerlei Gestalten aus seiner Vergangenheit. Leute, die immer noch irgendwelche Dinger drehen. Reinhold sagt, er habe damit nichts mehr zu tun, aber seine Mutter glaubte ihm nicht. Darum ist es bei dem erwähnten Streit gegangen. Seine Theorie ist, dass sie irgendetwas herausgefunden hat und diesen Leuten gefährlich wurde.«
    »Das ist alles sehr unkonkret.«
    »Wenn Sie die Akten kennen, werden Sie mehr darüber wissen.«
    »Das heißt, Sie wollen von mir eine Überprüfung dieser sogenannten Kumpels. Weil die Polizei dieser Spur nicht nachgeht?«
    »So ist es.«
    Ich dachte nach. Weniger über Hackenberg. Mehr darüber, wie ich hier wegkam.
    Ich unterdrückte den Wunsch, einfach aufzustehen und zu gehen. In was für eine Geschichte war ich hier geraten? Und was bezweckte eigentlich Wonne damit?
    Wenn ich etwas schärfer darüber nachdachte, wurde die Sache klar: Sie war Journalistin. Sie war hinter einer Story her. Und die hatte sie jetzt. Mit einem Privatdetektiv auf Mörderjagd. Wo würde diese Reportage erscheinen? In irgendeinem dieser Boulevard -Schmierblätter?
    »Entschuldigen Sie, Frau Dr. Rath. Ich muss das überdenken.«
    Ihr Gesicht wurde hart. Offensichtlich hatte ich sie enttäuscht. Wer weiß, was Wonne ihr für Wunderdinge über mich erzählt hatte.
    »Dauert es lange? Ich meine, bis Sie es überdacht haben?«
    »Gibt es irgendein Faktum, das ich noch kennen muss?«, fragte ich. »Irgendetwas, was Hackenberg deutlich entlastet?«
    »Wenn ich es hätte, wüssten Sie es schon.«
    »Also gut. Ich verstehe, dass Sie unter Zeitdruck stehen. Ich werde mich mit meiner Mitarbeiterin beraten. In spätestens zehn Minuten sind wir wieder hier. Ist das ein Wort?«
    Sie nickte. »Das ist es. Ich danke Ihnen, Herr Rott.«
    Kurz darauf stand ich mit Wonne auf der Vorstadtstraße neben der Nussschale.
    »Remi, bitte tu mir den Gefallen. Du musst diesem Hackenberg helfen …«
    »Jetzt hörst du mir erst mal zu«, unterbrach ich sie. »Wie kommst du dazu, dich als meine Mitarbeiterin auszugeben? Du hast sie wohl nicht alle!«
    »Schrei mich nicht an. Und wie redest du eigentlich mit mir?«
    »Ich rede mit dir, wie es mir passt. Das ist wirklich das Letzte. So funktioniert das nicht. Ich komme mir vor wie ein Idiot.«
    »So

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