Alter Sack, was nun
machen. Da wären: Die Sachen sitzen nicht, die Farben beißen sich, die Stoffe sind Mist, die Schnitte out, die Hosen zu kurz, die Kombinationen ein Unding.
WENN MANN NICHT AUFPASST, KANN MAN SO WAS VON SCHEISSE AUSSEHEN.
Und wie gesagt: Im Alter wird das immer schlimmer. Denn plötzlich, mit über fünfzig, heißt es auf einmal: »Das trägt man in deinem Alter nicht mehr.« Die sicheren Bänke von früher sind auf einmal vermintes Gelände: Jeans oder Sweatshirts, zum Beispiel. Lederjacken, coole Blousons. Man reißt uns die Prospekte von »Young Fashion Shops« aus den Händen, als ob wir Pornos hätten anglotzen wollen. Man verbietet uns Cowboystiefel und T-Shirts mit lustigen Aufdrucken (vorn: »Ich bin schizophren«. Hinten: »Ich auch«), damit wir uns »nicht lächerlich machen«.
ES IST SCHWER, MÄNNER.
Wir müssen hier mehr Selbstbewusstsein entwickeln, dazu lernen, verloren geglaubtes Terrain zurückerobern. Wer sagt denn, dass wir keine Jeans mehr tragen sollten? Wer sagt, dass wir öde Anzüge tragen müssen, die das Sackartige unserer Figuren noch betonen?
LASST UNS MEHR WAGEN. WAS NEUES PROBIEREN.
Lasst uns ruhig Rat von unseren Frauen annehmen. Aber am Ende sollten wir uns wohlfühlen in unseren Klamotten. Aber nicht nur. Sonst droht der Jogginganzug. Nein! Kleider machen Leute. Es hebt auch das Selbstbewusstsein, schicke Sachen zu tragen. Lasst uns also mal einen Euro mehr ausgeben für einen coolen Mantel, einen gut geschnittenen Anzug, ein schönes, passendes Hemd und gute Schuhe.
SCHUHE SIND BESONDERS WICHTIG.
Da gucken die Damen als Erstes drauf, wenn sie einen Herren »kleidertechnisch« analysieren. Ungeputzte, abgelatschte Schluffen sind wie ein Schild mit der Aufschrift »Ich bin so was von daneben und habe auch dreckige Füße«.
Also: Wir müssen mit klassischem Schick überzeugen. Lasst uns Adieu sagen zu weißen Tennissocken, der grünen Cordhose, dem Holzfällerhemd. Und lasst uns »Bonjour« sagen zum angemessen lässigen »Casual-Look«.
Poker-runden
ZOCKEN UND RITUALE
Ich habe ja in diesem Buch schon häufiger das Pokern erwähnt bzw. meine Pokerrunden. Ja, ich habe mehrere, und ich möchte keine von ihnen missen. Pokern ist ja sozusagen eine Trendsportart geworden, nicht nur in Deutschland, es gibt Weltmeisterschaften und Promipokern, selbst der unsägliche Boris Becker pokert. Aber von diesem halbprofessionellen Pokern rede ich nicht.
UM DAS GELDGEWINNEN GEHT ES MIR UND MEINEN KUMPELS NICHT, SONDERN UM EINE GANZ SPEZIELLE RITUALISIERTE FORM DES ZUSAMMENSEINS.
Ich bin Mitglied in insgesamt drei Pokerrunden. Die eine besteht schon seit ungefähr zwanzig Jahren. Es ist die bei meinem Freund Jan. Dort treffen sich die ehemaligen Mitglieder unserer legendären Band The Sadoboys plus deren Unterstützer und Freunde. Und dann gibt es noch zwei Runden, die in eher unregelmäßigen Zeitabständen stattfinden, mit Arbeitskollegen und Freunden. In allen drei
Gruppen spielen wir die Variante »Texas Hold’em«, und - das ist mir wichtig zu sagen - es geht nie um viel Geld. Aber es muss ein bisschen um Geld gehen. Wenn man richtig schlecht spielt, verliert man vielleicht zehn oder zwanzig Euro an einem Abend.
(Oops! Während ich das hier schreibe, fällt mir gerade auf, pokern um Geld ist ja verbotenes Glücksspiel. Ich korrigiere also, was ich gerade gesagt habe.) In diesen Runden spielen wir nur um Chips und nicht um Geld. Ja? Nur, damit das klar ist. Man kann theoretisch die Chips natürlich hinterher in Geld eintauschen, was man vorher
eingezahlt hat, in eine gemeinsame Kasse, aber das ist nicht erlaubt und deshalb machen wir das auch nicht.
Also, wo war ich? Pokern ist ja ein Glücksspiel, aber in gewisser Weise auch ein Strategiespiel. Man braucht Menschenkenntnis, muss sich konzentrieren, Wahrscheinlichkeiten ausrechnen. Aber darum geht es mir hier eigentlich gar nicht.
WAS SPASS MACHT, IST, MIT ANDEREN ALTEN SÄCKEN ZUSAMMENZUSITZEN, EIN BIER ZU TRINKEN, SPRÜCHE ZU KLOPFEN UND SICH AN DIESEN ABENDEN IM GRUNDE WIEDER SO WIE FRÜHER ZU FÜHLEN.
Das wird mir besonders klar bei der Runde bei Jan, die, wie gesagt, schon seit zwanzig Jahren pokert, alle vierzehn Tage. Ich bin nicht jedes Mal dabei, aber immer wieder, wenn ich hingehe, dann ist es, als wenn die Zeit stehengeblieben wäre. Wir sitzen bei Jan, und Buddy, Ulf, der Perser, Ducken und ich sind wieder zwanzig, spielen in einer Band und haben das Leben noch vor uns. Ja, das klingt jetzt sentimental, das weiß
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