Altern verboten
schützen zu müssen, mein General.«
»Sie ist ein wenig übereifrig.« Das kahlköpfige Mondgesicht im VQ-Feld grinste verlegen und sog erneut an der Wasserpfeife. »Ich glaube, ich muß sie mal übers Knie legen.« Er lachte das meckernde Lachen, für das er so berüchtigt war und das jeder Kadett in jedem Offizierskasino auf Terra Tertia zum besten gab, wenn es galt, eine Horde berauschter Offiziere zu erheitern.
»Aber jetzt mal im Ernst, Kalderion …« Myrs fleischige Züge ordneten sich wieder zur Miene eines wichtigen Mannes. »… die Nachricht von PK zwölf macht mich hellhörig. Nicht einmal so sehr wegen der angeblichen Rebellion – sowas erleben wir alle zwei Jahre. Pipifax! Nein, der Name des Kommandeurs macht mich hellhörig.«
»Subgeneral Bergen?«
»Merican Bergen ist einer unserer wichtigsten Offiziere, wie Sie vielleicht schon gehört haben, Kalderion. Ob einer der besten, steht auf einem anderen Blatt. Wie auch immer: Auf höchster Ebene der Verwaltungsdirektion wird er bereits als Nachfolger von Vetian gehandelt.« Eurobal Vetian war der amtierende Primgeneral, der Oberbefehlshaber der Flotte also. »Dazu muß er zwar erst einmal General werden, aber sowas hat sich schnell.«
»Was Sie nicht sagen, mein General.« Kalderion fühlte sich plötzlich extrem müde. Viel zu dunkel war es in seinem Offizium, und die mittlerweile dreizehn Blondinen, die ihn umzingelten und mit ihren Kaskadenfaustern auf ihn zielten, machten ihn nervös.
»Wenn Bergen eine solche Lappalie ernst nimmt, sollten wir sie auch nicht ganz vernachlässigen«, sagte Myr. »Kurz und gut, mein lieber Kalderion: Bleiben Sie in dieser Sache in enger Tuchfühlung mit der Kommunikatorstation und halten Sie mich auf dem laufenden. Nicht daß wir den Punkt verpassen, an dem ich den Primgeneral informieren muß. Ich mache vorsichtshalber mal eine Aktennotiz und schicke sie an alle Stabsoffiziere. Sie wissen ja: Glaucauris ist nicht irgendein Dreck. Schönen Tag noch, Kalderion, und machen Sie mal ein bißchen Licht in Ihrem Offizium.«
General Lurenz Myr blies eine Rauchwolke aus, während sich das VQ-Feld mit seinem Abbild auflöste.
Kalderion warf sich unter seinen Schreibtisch und schoß auf die Blondinen. »Miststücke!« schrie er. »Bestien! Ins schwarze Universum mit euch!«
*
Auf dem Beifahrersitz lag seine letzte Flasche Whisky und ein großer Aktenkoffer. Er enthielt fast alles, was er brauchte: ein paar Dokumente, Waffen, die I-Ziffern von Hosea, ein bißchen Wäsche, ein Foto von Elsa, ein wenig Proviant für ihn und den Vogel und das Buch samt unvollendeter Abschrift. Den Rest würde er in der Geschäftsstelle der Reederei finden. Ein größeres Gepäckstück wäre aufgefallen. Über dem Koffer, auf der Lehnenkante, hockte Moses.
Nur einer der drei Exekutivgleiter folgte ihm. Sehr gut. Vermutlich ging man in der Exekutivabteilung der planetaren Verwaltungsdirektion davon aus, daß er aufgebrochen war, um die Angelegenheiten zu regeln, die Menschen zwanzig Stunden vor ihrem Ruhepark-Termin nun mal zu regeln hatten.
Yaku Tellim machte einen Umweg über den Wohnturm, in dem Mirjam mit ihrer Familie wohnte. Er wußte, daß sein Schwiegersohn heute mittag mit einer Ladung Maschinen und Lebensmittel zu einer Forschungsstation im Zentrumsbereich der Milchstraße aufgebrochen war.
Der weiße Gleiter parkte nur drei Reihen hinter ihm, als er auf der Terrasse im zweiundachtzigsten Stockwerk des Wohnturms landete. Unverhohlen neugierig beobachteten ihn die Uniformierten. Einer nickte ihm sogar zu, wie man einem guten Bekannten zunickt, wenn man ihn zufällig von weitem in einer Menschenmenge entdeckt.
Yaku zwang sich zu einem Mindestmaß an Höflichkeit und grüßte zurück. Mit dem schweren Koffer in der Rechten schlenderte er zu den Liftschächten. Er trug eine lange Jacke aus der Haut des roten Doxa-Warans über der Silberweste. Moses hockte auf seiner rechten Schulter.
Yaku staunte nicht schlecht, als Hosea ihm öffnete und im Eßzimmer Jesaja und seine drei Enkeln an einem gedeckten Tisch saßen. Mirjam kam mit einer Schüssel rotem Seetang aus der Küche. »Ihr erwartet Besuch?« Yaku fühlte sich plötzlich fehl am Platz.
»Ja.« Mirjam stellte die Schüssel auf einen Untersetzer. »Dich.« Sie küßte ihn und ging zurück in die Küche.
Jesaja zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor. »Setz dich, Paps. Ein Freund von mir hat die Ruheparkboten vor deinem Apartment stehen und dich sechs Stunden später
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