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Altern verboten

Altern verboten

Titel: Altern verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Mannschaftsgleiter der Exekutivverwaltung. Und das Geheule der verdammten Sirenen wollte nicht abreißen.
    »Kann es sein, daß sie eines einzigen Mannes wegen so ein Theater machen?« Yaku auf dem Beifahrersitz richtete den Gewehrlauf auf seinen alten Freund an der Steuerkonsole. Er tat es für den Fall, daß man sie aus einem Exekuter-Gleiter heraus beobachtete oder gar filmte.
    »Was bildest du dir ein, Yaku?« entgegnete Holm gereizt. Er flog dicht über dem Flugfeld. »Sie werden dich jagen, bald schon. Aber dazu werden sie weder Lösch- noch Ambulanzgleiter brauchen. Du und ich, wir sind nur kleine Nummern. Der Unterschied: Ich lebe, und du bist schon so gut wie tot …«
    »Wenn ich mich in meinem Apartment vollaufen lassen würde, wäre ich erst recht so gut wie tot.« Mit einer Geste deutete Yaku auf die grelle Hektik jenseits der Cockpitkuppel. »Was bedeuten die Sirenen und das Chaos da draußen, wenn es nicht um mich geht?«
    »Ein Havarist. Ich habe die Kommunikation der Raumfahrtbehörde angezapft.« Keine vierhundert Meter mehr bis zur JERUSALEM. Die Ortung meldete drei Objekte mit Kurs auf den neuen Frachter. Holm drosselte die Geschwindigkeit und hoffte, daß sein durchgeknallter Chef es nicht bemerkte. »Er ist notgelandet und hat es versäumt, sich zuvor zu identifizieren. Wahrscheinlich sind sie an Bord alle in einem Zustand, in dem man nicht nur den Namen seines Schiffes vergißt …«
    Er redete wie ein Wasserfall. Auf dem kleinen Sichtfeld der Ortung zählte er jetzt acht Objekte im Anflug auf den Standplatz der JERUSALEM. Er hoffte, daß es Exekutivkräfte waren. Irgend jemand mußte Tellim doch von seiner Wahnidee abbringen. Abhauen, nur weil man seinen Termin gekriegt hatte! So etwas Verrücktes! Dabei wußte man doch sein Leben lang, das es eines Tages soweit sein würde. Man konnte sogar ziemlich genau kalkulieren, wann es soweit sein würde.
    »… am Ende lebt an Bord nicht mal mehr eine Mücke. Hat jedenfalls eine Menge Wirbel gemacht, die Notlandung, wie du merkst. Siehst du den Feuerschein dort hinten?«
    Der Gleiter setzte auf, Yaku spähte in die von Lichtpunkten erhellte Nacht. Tatsächlich, da flackerte ein rotes Licht über dem Horizont. Norge Holm löste seinen Gurt und machte Anstalten, einen bestimmten Sensor auf der Armaturenleiste zu drücken – die Fernsteuerung der Frachterbeleuchtung.
    Yaku schlug seine Hand weg. »Laß das!« Er zog den Adapter mit der Fernsteuerung für Außenscheinwerfer, Lifte und Schotte seines neuen Frachters aus der Leiste. Am rechten Rand berührte er den Sensorrand und blickte aus dem Seitenfenster zum Unterboden der JERUSALEM hinauf. Der Teleskoplift schob sich aus dem Rumpf. Yaku griff in die Innentasche seiner Jacke, zog seine ISK-Kappe heraus und streifte sie sich über das weiße Haar. »Schade, Norge. Ich würde mir wünschen, du könntest mich begleiten.«
    »Du spinnst ja!« Holm schielte auf das kleine Sichtfeld: fünfzehn Objekte. Das nächste war nur noch sechshundert Meter entfernt. Die anderen allerdings noch gut drei Kilometer. Merkwürdig eigentlich. »Ich lasse doch meine Frau nicht sitzen! Außerdem bin ich der erfahrenste Pilot von Tellim TransKonzept . Deine Tochter ist aufgeschmissen ohne mich …!«
    »Schon in Ordnung. Und was mache ich jetzt mit dir?«
    »Gib mir halt eins auf die Rübe.« Der Liftschacht berührte den Boden, das nächste Objekt auf dem Ortungssichtfeld war noch knapp hundertfünfzig Meter entfernt. »Ich werd's dir schon irgendwann verzeihen …«
    »Scheiße«, flüsterte Yaku. »Bist mir ein guter Freund gewesen, Norge … all die Jahre …. Warum nur bist du ein solcher Hosenscheißer …?« Blitzartig rammte er dem anderen den Gewehrkolben gegen die Schläfe. »Verdammte Scheiße … tut mir leid …« Holm sackte auf dem Sitz zusammen. Moses flatterte auf und schimpfte krächzend.
    »Raus hier!« Yaku stieß die Klappenluke hoch, schnappte sich den Koffer und kletterte aus dem Gleiter. Aus den Augenwinkeln nahm er heranfliegende Scheinwerfer wahr. Er rannte los. Der Rabe flog über ihn hinweg und verschwand im offenen Schott des Teleskopschachts. Das Scheinwerferpaar sackte in steilem Sinkflug aus dem Nachthimmel, kaum vierzig Meter entfernt landete ein Sparklancer. Yaku entdeckte noch mindestens ein Dutzend heranrasende Scheinwerferpaare. Er sprang in den Lift, schwebte nach oben. In diesen Sekunden war er überzeugt davon, daß Norge Holm ihn belogen hatte: Einzig und allein auf ihn hatten sie es

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