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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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langweilt mich! Ich fühle mich dabei nicht wohl. Ambre hat Spaß daran, in der Akademie den Pans dabei zu helfen, an ihren Alterationen zu arbeiten, und den Einwohnern von Eden schlaue Worte beizubringen, damit sie sich besser ausdrücken! Melchiot leitet den Rat, Floyd unterstützt ihn tatkräftig, Tania und du leistet tolle Arbeit mit den Bogenschützen, kurz gesagt, jeder hat seinen Platz gefunden. Außer mir. Ich glaube, dass ich jemand bin, der ständig auf Achse sein muss. Ich bin nicht dafür gemacht, eingeschlossen in einem Ratssaal irgendwelche politischen Entscheidungen zu treffen. Mein Platz ist jenseits dieser Mauern, draußen in der Natur.«
    »Willst du allein los?«
    »Warum, willst du mitkommen?«
    »Könnte sein.«
    »Nur unter einer Bedingung! Und zwar, dass du dir die Haare schneidest! Wenn du damit ankommst, sehen uns die Raubtiere schon von weitem!«
    Die beiden Freunde mussten laut lachen. Tobias hatte sich seit mehreren Monaten nicht mehr die Haare geschnitten. Auf seinem Kopf türmte sich eine krause Mähne, die fast einem Motorradhelm glich.
    »Bloß kein übles Wort über meinen Look!«
    »Man könnte meinen, du hast dir den Schädel in einer Bowlingkugel eingeklemmt!«
    Erneute Lachsalve.
    »Das ist eine Hommage an die Jackson Five aus den Siebzigern! Und überhaupt, du musst gerade reden! Mit deinen langen Haaren siehst du aus wie ein alter Spinner! Wenn du so weitermachst, kannst du dir bald einen Pferdeschwanz binden.«
    Matt verpasste seinem Freund einen kleinen Hieb gegen die Schulter. Ihr Lachen verklang.
    »Meinst du das ernst?«, fragte er. »Würdest du tatsächlich mitkommen?«
    Tobias senkte den Blick und musterte seine Hände. Nach den vielen Übungsstunden mit dem Bogen waren sie von einer dicken Hornhaut überzogen.
    »Ich kann nicht behaupten, dass mich der Gedanke vom Hocker reißt, aber … zu wissen, dass du weit weg bist und ich dich nicht beschützen kann, nein danke! Ich würde mir schreckliche Vorwürfe machen!«
    Matt lächelte.
    »Gib zu, dass du dich auch langweilst.«
    Tobias verzog das Gesicht.
    »Nein, das kann ich nicht behaupten, ich habe inzwischen meine Gewohnheiten …«
    »Den Salon der Erinnerungen, wo du jeden Abend deine Heldentaten schilderst?«, fragte Matt grinsend.
    »Den Leuten gefällt das! Und meine Narbe beeindruckt sie!«
    »Ich weiß, ich nehme dich doch nur auf den Arm.«
    »Und … und was ist mit Ambre?«
    »Was soll schon sein?«
    »Hast du mit ihr gesprochen? Wenn wir beide losziehen, will sie vielleicht dabei sein, die Gemeinschaft der Drei, du weißt schon.«
    Matt schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nicht nötig. Sie hat mit der Akademie für Alteration schon genug am Hals.«
    »Seid ihr immer noch zerstritten?«
    »Sie kommt nicht mit, und damit basta.«
    Tobias ahnte, dass er besser nicht weiterbohrte, und wechselte das Thema.
    »Wohin gehen wir?«
    »Gen Westen in Richtung Ozean. Wir erforschen die Gegend, verzeichnen jede Neuentdeckung und suchen nach dem besten Weg von Eden zum Pazifik.«
    »Warum nicht nach Norden? Hat dich das, was wir letzte Nacht beobachtet haben, nicht neugierig gemacht?«
    »Mir ist der Ozean lieber. Wenigstens haben wir dann ein genaues Ziel. Das neulich war nur eine Naturerscheinung, nicht mehr.«
    »Trotzdem, es war schon seltsam, und wir haben überhaupt keine Erklärung dafür …«
    »Die Lichter sind auch nicht ungewöhnlicher als die Hitze und das schöne Wetter der letzten Zeit, obwohl schon der 22. Dezember ist!«
    »Stimmt«, antwortete Tobias und dachte eine Weile nach. »Wann brechen wir auf?«
    »In ein paar Tagen, sobald wir alles vorbereitet haben.«
    Fast hätte Matt hinzugefügt: »Und nachdem wir uns von den Menschen verabschiedet haben, die wir lieben«, aber er biss sich im letzten Moment auf die Zunge.
    Das hätte allzu sehr nach einem Abschied ohne Wiederkehr geklungen.

4. Ein Problem
    D er Schleifstein drehte sich rasend um seine Achse und kreischte jedes Mal schrill auf, wenn das Stahlschwert ihn berührte. Matt betätigte regelmäßig den Hebel, damit der Stein nicht langsamer wurde, und goss ab und zu ein wenig Wasser darauf.
    Die Klinge wurde immer schärfer. Er fuhr sachte mit der Spitze des Daumens darüber, und seine Haut öffnete sich wie durch Zauberkraft und ließ eine dunkelrote Perle austreten.
    »Perfekt«, sagte er und steckte den Finger in den Mund.
    Auf dem Boden vor seinen Füßen zeichnete sich plötzlich ein Schatten ab, und er wandte sich um. Floyd, der

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