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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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auf.
    Wasserperlen rannen von Matts Stirn über seine Wangen, und er roch angenehm nach Vanille.
    »Wie bitte?«
    »Schlag dir die Idee aus dem Kopf, unbekannte Gebiete zu erkunden!«
    Bei Matt wich die Überraschung einer gereizten Miene.
    »Ambre, du kannst mich nicht wochenlang ignorieren, so tun, als wäre zwischen uns nichts passiert, als wäre ich ein Fremder, und dann auftauchen und mir vorschreiben, was ich tun und lassen soll!«
    »Ich bitte dich inständig darum.«
    »Ist dir klar, was du da sagst?« Matt blinzelte ein paar Mal, als käme ihm eine neue Idee. »Und warum bittest du mich darum? Willst … willst du mir etwas sagen?«
    Ambre schüttelte verlegen den Kopf. Sie wich zurück und stellte sich ans Fenster. Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch die dicken Wolken und wärmten Eden.
    »Nein … ich … nein, es ist nur so, dass …«
    »Warum sollte ich dann auf dich hören?«
    Ambre dachte an den grauenhaften Traum von Matts Tod zurück und fasste sich ein Herz.
    »Ich hatte diese Nacht einen Alptraum! Du bist nach Norden gezogen und wurdest dabei getötet, irgendwelche … sehr seltsamen Gestalten haben dich umgebracht. Und es war mehr als ein Traum, glaube mir, es war eine Art Vorahnung. Bitte bleib hier.«
    Matt winkte verächtlich ab.
    »Wenn ich ständig nach den Träumen und Alpträumen aller anderen handeln würde, käme ich zu nichts mehr!«
    »Aber ich bin nicht alle anderen, Matt!«
    Er baute sich vor ihr auf:
    »Ach ja? Bist du dir da so sicher? Denn bei unserer letzten Begegnung hast du dich wie alle anderen benommen.«
    Ambre verkniff wütend und verwirrt das Gesicht. In ihr brodelten widersprüchliche Gefühle. Dann schüttelte sie leicht den Kopf und blickte Matt fest in die Augen. Mit zusammengepressten Lippen machte sie auf dem Absatz kehrt und ging.
    Als die Haustür unten ins Schloss fiel, sank Matt niedergeschlagen auf sein Bett. In seiner Brust stauten sich Wut und Enttäuschung.

    Mitten durch Eden führte ein Fluss, eine breite Diagonale zwischen dem bewohnten Gebiet – dem Westen und Süden – und dem wilderen Bereich mit Obstbäumen, Gehölzen und einem riesigen Feld – dem Norden und Osten. Das Ganze wurde von einer Befestigung aus Holzpfählen umfasst, die auf der Spitze einer Anhöhe errichtet war. So konnte sich jeder Pan zu beiden Seiten des Flusses sicher fühlen. Die bewachte Verteidigungsanlage schützte ihn, und in der Stadt trug niemand eine Waffe.
    Am wilden Ufer des Flusses striegelte Matt Plusch im Schatten dreier neu erbauter Silos. Die Hündin, die inzwischen fast so groß wie ein Pferd war, blickte hechelnd in die Ferne und genoss diesen Augenblick, in dem er sich ganz und gar ihr widmete.
    Tobias kaute auf einem langen Grashalm herum und beobachtete die beiden Gefährten.
    »Jedes Mal, wenn ich sie sehe, habe ich den Eindruck, dass sie wieder ein Stück gewachsen ist!«, rief er.
    »Das stimmt. Seit der Großen Schlacht ist sie noch größer geworden.«
    »Glaubst du, das hört nie auf?«
    »Alle Hunde, die im Sommer plötzlich bei uns aufgetaucht sind, wachsen unaufhörlich. Ich weiß nicht, wieso. Ich hoffe aber, dass Plusch so bleibt, wie sie jetzt ist, sonst wird ihre Größe irgendwann ein Problem.«
    Plusch drehte sich zu ihrem Herrchen um und betrachtete ihn mit ihren braunen Augen.
    »Also, ich meine …«, stotterte Matt. »Komm schon, Plusch! Wenn du so weiterwächst, kannst du nicht bei uns in der Stadt bleiben. Schau dich mal an! Du kommst ja nicht mal mehr ins Haus rein!«
    Die Hündin wandte den Blick ab.
    Tobias trat heran und sagte leise:
    »Versteht sie wirklich, was wir sagen?«
    Matt zuckte die Achseln.
    »Es scheint so. Ich jedenfalls verstehe sie. Nicht wahr, Plusch, wir verstehen uns?«
    Die Hündin erhob sich und drückte ihm ihre feuchte Schnauze ins Genick. Matt lachte auf. Dann ließ sie sich ein Stück weiter seufzend nieder.
    Die beiden Jungen blieben eine Weile schweigend im Gras sitzen, bis Tobias fragte:
    »Willst du wirklich fortgehen?«
    »Ja.«
    »Warum denn? Fühlst du dich bei uns nicht wohl?«
    »Ich bin schon zu lange hier. Man muss seinen Platz in der Gesellschaft finden, und meiner ist gewiss nicht hier, wo ich nur darauf warte, dass mich jemand fragt, ob wir einen neuen Wachturm bauen sollen, oder wo ich entscheiden muss, ob die allgemeine Wehrpflicht eingeführt werden soll.«
    »Du bist der General unserer Armee, da ist doch verständlich, dass man dich um deine Meinung –«
    »Das sage ich ja: Es

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