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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Gebiet wollen?«
    Der Unschuldstrinker zuckte die Achseln.
    »Es ist nur eine Erlaubnis ohne jegliche Verpflichtung. Natürlich würde diese für beide Lager gelten. Unsere Soldaten, die besser bewaffnet und zahlreicher sind, könnten euch hin und wieder im Kampf gegen gefährliche Kreaturen zur Seite stehen. Ich habe gehört, dass bei euch Nachtschleicher eine ziemliche Plage sind, wir könnten euch beispielsweise helfen, sie zurückzudrängen.«
    Zelie verzog das Gesicht.
    »Das will genau überlegt sein.«
    »Solltet ihr noch nicht dazu bereit sein, uns auf euer Gebiet zu lassen, wird der König das natürlich verstehen. Er wird zwar sehr enttäuscht sein, aber wir haben Geduld.«
    Zelie zögerte. Da ergriff Maylis das Wort:
    »Wenn es sich bei den Patrouillen nicht um langfristige Truppenbewegungen handelt und sie unser Gebiet nur von Zeit zu Zeit betreten, gibt es keinen Grund, uns dem zu widersetzen.«
    »Wunderbar! Das wird den König freuen.«
    Der Unschuldstrinker zwang sich zu einem Lächeln, bei dem seine dünnen Lippen lange Zähne und verkümmertes Zahnfleisch entblößten. Dann wandte er ihnen den Rücken zu und verließ den Saal der Eintracht.
    Zelie seufzte tief.
    »Ich mag diesen Kerl nicht!«, sagte sie genervt. »Warum hast du zugestimmt? Wir haben nicht einmal darüber diskutiert!«
    Maylis packte ihre Schwester am Arm und zog sie zum Ausgang.
    »Nicht jetzt. Komm, wir unterhalten uns in unserem Trakt.«
    »Glaubst du, dass uns hier jemand belauscht?«
    »Ich glaube, dass alles möglich ist. Los, komm.«
    Sie stiegen mehrere Stockwerke hinab und begaben sich in eine kleine Bibliothek, deren Regale mit Büchern in vielfarbigen Einbänden gefüllt waren.
    »Ich habe zugestimmt, weil wir uns derzeit kein Misstrauen anmerken lassen dürfen«, erklärte Maylis.
    »Denkst du, dass er etwas im Schilde führt?«
    Maylis zuckte die Achseln.
    »Jedenfalls traue ich ihm nicht über den Weg.«
    »Warum warnen wir dann nicht den Rat von Eden?«
    »Was sollen wir sagen? Mein Gespür sagt mir, dass wir den Botschafter der Großen im Auge behalten müssen? Nein, vielleicht leide ich nur unter Verfolgungswahn. Aber Matt hat uns geraten, vorsichtig zu sein. Ich habe das Gefühl, dass er etwas im Schilde führt.«
    »Wir könnten wenigstens Matt und Melchiot benachrichtigen.«
    Maylis schüttelte entschieden den Kopf.
    »Ich habe auch kein Vertrauen in unser Nachrichtensystem mehr.«
    »Wen von unseren Boten verdächtigst du? Es sind mehrere!«
    »In erster Linie Colin. Ein Großteil unseres Briefverkehrs geht durch seine Hände, und ich halte ihn nicht für hundert Prozent vertrauenswürdig.«
    »Na sauber! Sag mal, wem traust du überhaupt noch?«
    »Außer dir? Kaum jemandem. Schau, wir müssen auch in Friedenszeiten wachsam bleiben, Zwist entsteht durch Unachtsamkeit. Ich will lieber etwas zu viel Vorsicht walten lassen als zu wenig. Seien wir auf der Hut vor dem Unschuldstrinker, und versuchen wir herauszufinden, ob er sich verdächtig benimmt.«
    »Willst du etwa, dass wir uns als Spione betätigen?«
    Maylis trat von einem Bein auf das andere und schwieg. Zelie gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie aufhören sollte.
    »Du kannst dich auf mich verlassen. Wenn er irgendetwas ausheckt, werde ich Beweise dafür finden.«
    »Aber Achtung, wir müssen vorsichtig zu Werke gehen. Wir müssen um jeden Preis einen Zwischenfall vermeiden, der schwerwiegende Folgen haben könnte.«
    »Vertrau mir«, sagte Zelie und zwinkerte ihrer Schwester zu. »Ich mache mich unsichtbar.«

3. Die Entscheidung
    D ie feinen Risse in Matts Fußsohlen brannten höllisch. Seit mehr als einem Monat marschierte er ohne Pause, und sein Körper war am Ende.
    Er musste es sich eingestehen, ein fester Wille allein genügte nicht, er war zu weit gegangen, er konnte nicht mehr. Nach den Blasen an den Füßen und dem Muskelkater, den Rückenschmerzen von den Nächten auf dem harten Boden, der von den schweißnassen Klamotten wundgescheuerten Haut und den Blutergüssen unter den Riemen seines Rucksacks waren die Risse der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Er musste einen Unterschlupf finden, wo er sich ein paar Tage ausruhen und wieder zu Kräften kommen konnte. Doch Matt wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Sein Instinkt, seine Intuition, jede Faser seines Körpers trieben ihn voran.
    Er musste nach Norden.
    So schnell wie möglich.
    Sein Ziel kannte er nicht. Mittlerweile hatte er die Vorposten hinter sich gelassen

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