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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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und war in ein riesiges Gebiet vorgedrungen, in das seit dem Sturm kein Pan einen Fuß gesetzt hatte. Was war aus Kanada geworden? Gab es dort auch Überlebende? Matt erinnerte sich nicht, jemals einem begegnet zu sein oder auch nur von jemandem gehört zu haben, der jenseits von Chicago gelebt hatte.
    Nachdem er ein wenig Wasser über seine Füße hatte laufen lassen, schlüpfte er wieder in die Schuhe und beschloss, sich eine wind- und regengeschützte Stelle zu suchen, wo er mindestens zwei Tage bleiben konnte.
    Bis zur Dämmerung blieben ihm noch gut vier Stunden.
    Die Gegend war bewaldet, und hier und da ragten zackige Felsen in die Höhe, manchmal sogar über die Wipfel der Nadelbäume hinaus, die den Zähnen eines Riesen ähnelten.
    Er marschierte, bis er unter einem Felsen eine kleine Aushöhlung entdeckte, die breit genug war, um ihm Unterschlupf zu gewähren. Er legte seinen schweren Rucksack ab und behielt nur das Schwert, das in dem Futteral zwischen seinen Schulterblättern steckte. Dann zog er los, um trockenes Holz für ein Feuer zu sammeln.
    Er hatte die Arme voller toter Äste, als er plötzlich etwas in einem dichten Gestrüpp schimmern sah. Ein rotes Licht, wie das einer kleinen Lampe, weniger als dreißig Meter entfernt.
    Da flammte ein weiteres Licht hinter einer Wand aus Dornenranken zu seiner Rechten auf. Matt wurde von einer bösen Ahnung gepackt und drehte sich einmal im Kreis. Er stellte fest, dass er von roten Scheinwerfern umgeben war.
    Er ließ das Holz fallen und zog sein Schwert.
    Mehrere rote Scheinwerfer brachen aus den Büschen hervor. Wie die zahllosen Augen einer zusammenhängenden Masse, die ihn einkreiste. Matt konnte nicht erkennen, welche Form sie hatte. Er sah nur ein pulsierendes rotes Licht inmitten einer hohen, menschenartigen Gestalt. Sie stand vor ihm, hinter ihm und neben ihm. Oder waren es mehrere?
    Eine grauenhafte Sirene heulte im Wald los, schrecklicher als ein Nebelhorn, und die Lichter wurden greller.
    Matt wurde von einem plötzlichen Schmerz durchzuckt und musste sein Schwert loslassen. Er hörte sich aufschreien. Dann wurden seine Arme und Beine in alle Richtungen gerissen. Ein furchtbares Knacken durchfuhr seinen Leib, und der Schmerz endete abrupt.
    Matt brach zusammen.
    Er war auf der Stelle tot.

    Draußen war es schon hell.
    Ambre lag keuchend und mit aufgerissenen Augen in ihrem Bett. Eine eiskalte Hand umklammerte ihr Herz.
    Ein Alptraum! Es war nur ein Alptraum!
    Ihre Brust hob und senkte sich mit großer Geschwindigkeit und wollte einfach nicht zur Ruhe kommen. Matt war nicht wirklich tot, es war nur ein schrecklicher Traum.
    Dennoch konnte sie sich nicht beruhigen.
    Seit drei Monaten hatte sie keinen Alptraum mehr gehabt, genauer gesagt hatte sie gar nicht mehr geträumt. Seit sie das Herz der Erde absorbiert hatte.
    Das hier war der erste.
    Und er hinterließ einen besonders üblen Nachgeschmack, weil er der Wirklichkeit sehr nah kam. Ambre setzte sich auf die Bettkante. Ihr Nachthemd war vollkommen durchgeschwitzt.
    »Es ist nicht wahr«, sagte sie laut, um ihre Angst zu verscheuchen. »Es ist nicht wahr.«
    Dennoch konnte sie sich des sonderbaren Eindrucks nicht erwehren, dass ihr Traum der Wirklichkeit entsprach. Die Geräusche waren so lebensecht gewesen, dass sie eher einer Erinnerung glichen als einem Ausdruck des Unterbewusstseins. Der Wind, die Kälte und …
    Matts Schmerz!
    Der war echt. Ambre hatte ihn gespürt. Das Phänomen ähnelte keinem normalen Alptraum. Eher einer Vorahnung.
    Plötzlich wusste Ambre eins mit Sicherheit: Matt durfte nicht weggehen, er durfte Eden auf keinen Fall verlassen.
    Sie stand auf, wusch sich hastig und verließ das Holzhaus am Fluss, in dem sie wohnte, um zu dem großen Platz zu gehen, wo Matt und Tobias lebten. Sie durchquerte die weite Ebene, ohne auf die freundlichen Grüße der Pans zu reagieren, die bereits bei der Arbeit waren, und eilte in das hohe Haus mit dem Spitzdach.
    Ambre wusste genau, wo Matt schlief. Sie hatten in den Wochen nach dem Abschluss des Bündnisses viele Stunden in seinem Zimmer verbracht und sich eng aneinandergeschmiegt unterhalten, sich geküsst oder gedöst.
    Sie klopfte an die Tür und trat ein, als Matt rief, es sei offen.
    Er trug eine Jeans und zog sich gerade ein graues T-Shirt über. Seine Haare waren noch nass vom Duschen.
    Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Ambre? Ich … Was …«
    »Du darfst nicht weggehen«, sagte sie und baute sich vor ihm

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