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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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fast hätte das nicht mal ausgereicht! Wir mussten uns echt ins Zeug legen!«
    »Wenn eine Patrouille ihm dort draußen begegnet, hat sie keine Chance«, schlussfolgerte Melchiot düster.
    »Er kam mit dem Gewitter«, erklärte Ambre.
    »Wie der Torvaderon«, murmelte Matt.
    »Wir müssen unsere Soldaten warnen«, sagte Melchiot mit einem Nicken. »Ihnen sagen, dass sie um jeden Preis Gewitterwolken meiden sollen.«
    Ambre legte Matt die Hand auf die Schulter.
    »Für dich muss das die reinste Folter sein«, sagte sie leise.
    Matt nahm ihre Hand.
    »So werden wir ihn nennen«, griff Melchiot ihre Worte auf. » Foltergeist . Das passt irgendwie. Ich hoffe, dass es der einzige seiner Art ist, denn wenn es mehrere davon gibt, sitzen wir ganz schön …«
    »… in der Tinte«, ergänzte Tobias.
    Melchiot blickte ihn an. Er hatte ein weniger hübsches Wort im Kopf gehabt, aber der Gedanke war derselbe.
    Plötzlich wurde der Himmel fern im Norden von stummen Blitzen erhellt. Gleich darauf flammten erst im Nordwesten, dann im Nordosten weitere Blitze auf, und bald war der ganze nördliche Himmel von grellem Zucken erleuchtet. Ein halbes Dutzend örtlicher Gewitter schienen sich gegenseitig zu antworten.
    Der Donner brauchte über eine halbe Minute, bis er Eden erreichte.
    Doch als er dann einsetzte, erzitterte die Luft von finsterem Grollen, das bedrohlich über die Stadt hereinbrach.

11. In der Höhle des Löwen
    D ie Klänge hallten im Gewölbe des Saals und im gesamten Burgfried wider. Zahlreiche Kerzen in den Armleuchtern erhellten den Raum.
    Die Großen hatten einen Klavierflügel gefunden und repariert, und ein junger, knapp zwanzigjähriger Mann griff eifrig in die Tasten. Ein bärtiger Erwachsener begleitete ihn auf der Gitarre, und eine Jugendliche glänzte mit der Geige.
    Das Gemäuer der Festung im Pass der Wölfe bebte beim Klang der fröhlichen Melodie. Zu dem Fest anlässlich von Weihnachten, Silvester und dem ersten Jahrestag des Sturms hatten sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene im großen Ballsaal des Burgfrieds, der ursprünglich als Speisesaal für die Truppen gedient hatte, versammelt. Banner, Wimpel und bunte Fahnen schmückten den Raum und sorgten für eine heitere Atmosphäre.
    Etwa dreihundert Personen hatten einige Stunden lang gefeiert, gelacht, diskutiert, und obwohl alle zu Beginn bemüht gewesen waren, aufeinander zuzugehen, gesellten sich Pans und Große im Laufe des Abends doch zu ihresgleichen.
    Maylis schob ihren Teller weg. Sie hatte zu viel gegessen.
    »Ich kann nicht mehr! Ich glaube, wenn Peter mich zum Tanzen auffordert, werde ich ihm vor die Füße brechen!«
    Zelie lächelte zerstreut.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Maylis, die spürte, dass irgendetwas ihre ältere Schwester beschäftigte.
    »Jaja …«
    »Nein, ich sehe genau, dass du dir Sorgen machst. Was ist los?«
    Zelie winkte ab, doch als Maylis ihrem Blick folgte, sah sie am anderen Ende der festlichen Tafel den Unschuldstrinker.
    »Ach, der!«, zischte sie. »Willst du ihn immer noch ausspionieren?«
    »Ich habe schon damit angefangen.«
    »Was? Ohne mir was zu sagen?«
    »Wir haben doch darüber geredet. Du hast selber gesagt: Er ist nicht ganz koscher.«
    »Zelie, geh bitte kein Risiko ein. Du bringst dich selbst und den Frieden zwischen unseren Völkern in Gefahr. Wenn man dich dabei erwischt, wie du in seinen Sachen herumschnüffelst, könnte das eine diplomatische Krise auslösen.«
    »Das hängt davon ab, was ich finde … Und erteil mir gefälligst keine Lehren, du hast diesem miesen Kerl doch von Anfang an misstraut!«
    »Ich bin manchmal etwas vorschnell in meinem Urteil, das stimmt, aber im Gegensatz zu dir weiß ich mich zu beherrschen! Ich denke nach.«
    »Tja, und ich handle, während du dir das Hirn zermarterst! Ich war noch nicht in seinen Gemächern. Bisher beobachte ich nur, was er so treibt. Er bekommt viel Post aus Babylon.«
    »Klar, seine Anweisungen kommen von König Balthazar.«
    »Nur beruft er nicht oft ein Treffen mit uns ein. Und wir hören sehr selten direkt von Balthazar.«
    »Vielleicht diskutieren sie strittige Punkte. Mich macht das jedenfalls nicht misstrauisch. Allerdings würde ich gern sichergehen, dass der Unschuldstrinker uns nichts verbirgt, dass er hinter unserem Rücken keine böse Überraschung ausheckt.«
    Zelie zögerte, dann beugte sie sich zu ihrer Schwester und flüsterte:
    »Außer ein paar Wachposten und denen, die zur Arbeit in der Küche eingeteilt sind, sind heute

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