Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
greifbares Monster war, hatte dieses Wesen etwas von einem Menschen.
Es ähnelte dem Tod.
Fehlte nur noch die Sense.
Rasselnde Atemgeräusche drangen unter der Kapuze hervor.
Einer der Handschuhe streckte sich nach Matt aus. Ihm war, als bedecke das Leder nicht die Hand, sondern als sei es die Hand mit hervorstehenden Adern und pulsierender Hautoberfläche. Längliche Metallplättchen bedeckten jedes Fingerglied, und an der Spitze zeichneten sich scharfe Krallen ab.
Matt stellte sich vor Ambre.
»Auf ein Zeichen von mir rennst du los, so schnell du kannst«, sagte er über die Schulter.
»Ich lass dich nicht allein.«
»Tu, was ich dir sage. Vielleicht schaffe ich es, ihn aufzuhalten, bis du im Wald bist. Dann kannst du ihn in Richtung Osten durchqueren, an den Befestigungsanlagen entlang zurück in die Stadt laufen und Verstärkung holen.«
»Das ist ein Riesenumweg! So lange hältst du nicht durch!«
Die Kreatur stapfte langsam auf die beiden zu.
»Uns bleibt keine Wahl!«, entgegnete Matt und bereitete sich darauf vor, mit aller Kraft seiner Alteration zuzuschlagen.
Auf den letzten Metern beschleunigte das Wesen.
»Jetzt!«, brüllte Matt.
Er machte einen Satz zur Seite, um seinen Angreifer zu überraschen, holte mit aller Kraft aus, warf seinen Körper herum und legte all sein Gewicht in den Schlag.
Matts Faust traf das Monster mitten auf die Brust.
Seine Hand fuhr durch den Umhang und krachte auf eine harte metallische Oberfläche, die unter der Wucht nachgab. Der Schlag hätte jedem normalen Menschen die Wirbelsäule gebrochen. Und ihn in kürzester Zeit getötet.
Doch die Kreatur wich nur einen Meter zurück. Der Schlag schien ihr kaum etwas auszumachen. Sie wirkte lediglich etwas verwirrt, dann richtete sie sich wieder auf und trat Matt gegenüber.
Ein rotes, kaum wahrnehmbares Licht leuchtete unter der Kapuze auf, aber Matt konnte nicht erkennen, ob es sich um Augen handelte. Das Monster streckte die Hand nach ihm aus. Ein graues Band schoss daraus hervor.
Matt wurde von einem unsichtbaren Faustschlag in den Magen getroffen und sank stöhnend in die Knie.
Das graue Band wickelte sich wie eine Peitsche um ihn und zog sich blitzschnell zusammen. Matt schrie auf. Seine Haut schmerzte, als ob das Band in Flammen stünde. Er hatte das Gefühl zu verbrennen und bekam kaum noch Luft. Die Schmerzen wurden unerträglich. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Ambre langsam zurückwich. In ihren Augen lag blankes Entsetzen. Sie war nicht in den Wald gelaufen, sie hatte sich geweigert, ihn im Stich zu lassen.
Das Wesen näherte sich mit einem zufriedenen Grunzen.
Matt mobilisierte all seine Kraft, die trotz der Schmerzen stärker und stärker wurde, und spannte seine Muskeln, um das Band zu zerreißen, das seine Schultern und seine Arme verbrannte.
Doch nichts geschah.
Das Monster öffnete die Hand, um Matts Kopf zu packen, und der Junge begriff, dass es ihn zerquetschen würde wie eine Orange.
Er konnte nichts tun.
Nur zusehen, wie ein roter Blitz von der Spitze des Amphitheaters herabfuhr und die Kreatur mitten in die Brust traf.
10. Foltergeist
F unken sprühten in der Dunkelheit, und das Monster wich einen Schritt zurück.
Drei weitere Blitze trafen ihn am Rumpf und zwangen ihn noch ein Stück weiter von Matt weg. Plötzlich erhellte ein helles Feuermeer das Brachland: Ein langer Strom glühender Flammen schoss aus dem Himmel auf das Monster herab.
Das Band, das Matt fesselte, lockerte sich ein wenig, bevor es auf einen Schlag zu Staub zerfiel. Da erblickte Matt über hundert Pans auf dem Rand des Amphitheaters. Jeder beteiligte sich an dem Angriff und sorgte dafür, dass ein Gewitter aus Feuer, Eis, Blitzen, Wind und Schlägen auf den wankenden Eindringling einhagelte.
Ein Dutzend weiterer Pans griffen ihn von hinten an. Einer näherte sich mit seinem Bogen und zielte aus nächster Nähe auf den Kopf. Matt erkannte Elric, den Chef der Wachen von Eden und einen ihrer besten Bogenschützen.
Die Kreatur fuhr herum und legte ihren Handschuh auf das Gesicht des Jungen.
Elric konnte es nicht verhindern.
Seine Haut ergraute innerhalb eines Augenblicks. Dann ließ ihn das Monster los. Elric stand reglos mit gespanntem Bogen da, jegliches Leben war aus ihm gewichen. Zwei weitere Geschosse trafen die Kreatur. Da geschah das Unfassbare: Elric explodierte. Wie eine Statue aus Asche, die sich im Wind auflöst, verwandelte er sich in eine Wolke aus grauem Staub, die seinen Kameraden die Sicht raubte
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