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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Cannelle, dem Chow-Chow der Weitwanderin, los.
    Nachdem sie einen endlosen Anstieg erklommen hatten, ritten sie am Rand einer kleinen Schlucht entlang, der von toten Bäumen gesäumt war, und gelangten schließlich zur Spitze eines langen Felsens, von dem aus man mehrere Dutzend Kilometer weit nach Norden blicken konnte.
    Ringsum erstreckten sich dichte Nadelwälder bis zum Horizont, nur unterbrochen von einem silbrig glänzenden Streifen in der Ferne, einem breiten Fluss.
    Doch Matt starrte gebannt auf etwas, das knapp über dem Horizont zu sehen war: ein dunkler Streifen. Eine vertikale schwarze Wand, aus der hier und da grelle Lichter schossen, verdeckte den Himmel. Sie war so kompakt, dass Matt sich fragte, ob es sich nicht um die Aschewolke eines Vulkanausbruchs handelte. Hin und wieder durchbrachen Blitze die Mauer aus Rauch, die skelettartigen Armen und Händen ähnelten, die gierig nach allem griffen, was sie zu fassen bekamen.
    »Das ist der Norden«, verkündete Amy mit kleinlauter Stimme. »Wir sind kurz vor der kanadischen Grenze.«
    Plusch wich instinktiv zurück.
    Soweit Matts Auge reichte, wurde der Horizont von dem undurchsichtigen Wolkenberg versperrt.
    »Willst du noch immer dahin?«, fragte Amy.
    »Es muss sein«, antwortete Matt ernst. »Ich brauche Antworten.«
    »Wenn es sie gibt.«
    »Es gibt sie. Komm, reiten wir zurück, ich habe genug gesehen.«
    »Diese Wolke da, ich glaube, sie macht einen verrückt.«
    »Zum Glück sind wir es schon«, entgegnete Matt, um die Weitwanderin zum Lachen zu bringen, die, wie er merkte, am Ende ihrer Kräfte war.
    Auf dem Rückweg ließen sie das Unterholz um sie herum nicht aus den Augen. Zum Mittagessen waren sie wieder im Fort.
    »Wann brechen wir auf?«, fragte Chen beim Essen. »Diese Nacht in einem echten Bett hat mir gutgetan, eine zweite würde ich nicht verachten!«
    »Es hat keinen Sinn, noch länger hierzubleiben«, antwortete Matt. »Nach dem Essen beladen wir die Hunde.«
    »Es wird bald dunkel«, mahnte Floyd.
    »Bis Sonnenuntergang schaffen wir einige Kilometer.«
    »Hast du an die Angreifer gedacht, die das Fort überfallen haben? Draußen laufen wir ihnen vielleicht in die Arme.«
    »Wir können uns hier nicht auf ewig verschanzen. Wir müssen einfach vorsichtig sein.«

    Sie verließen das schützende Viereck aus Holzpfählen mit Bedauern und warfen einen letzten Blick auf die Gräber.
    Unterwegs gesellte sich Floyd zu Matt.
    »Bald erreichen wir zwei Flüsse, das weißt du, oder?«, fragte er.
    »Wir müssen einen Weg finden, sie zu überqueren.«
    »Die Leute aus Fort Strafe haben Erkundungstouren unternommen und weiter im Osten eine Brücke über dem ersten entdeckt«, erklärte Amy. »Danach müssen wir schauen, wie wir weiterkommen.«
    »Wir improvisieren«, meinte Matt optimistisch.

    Bei Einbruch der Dunkelheit hatten sie bereits mehr als zwanzig Kilometer zwischen sich und das Fort gebracht. Auf einer winzigen Lichtung schlugen sie ihre Zelte auf. Im größten schliefen die drei Mädchen, während die Jungen sich jeweils zu zweit eines teilten, Matt mit Tobias und Chen mit Floyd.
    Solange sie nicht wussten, wer das Fort angegriffen hatte, verbot Matt ihnen, Feuer zu machen. Er wollte kein Risiko eingehen, was Tobias beruhigte, aber dadurch waren sie gezwungen, ihre Mahlzeit kalt, fast gefroren zu essen. Sie beschlossen, ihre Nahrungsmittel am nächsten Tag in die untersten Säcke zu packen, damit die Körperwärme der Hunde sie vor dem Gefrieren schützte.
    Die Nacht war eisig und unheimlich still, der Boden hart, und beim Aufbruch am nächsten Morgen waren ihre Gesichter müde und ihre Gelenke steif.
    Sie liefen bereits vier Stunden, als Matt bemerkte, dass Amy immer wieder nach links blickte. Sie wirkte sehr beunruhigt.
    Er ging etwas schneller, um sie einzuholen.
    »Hast du etwas gesehen?«, fragte er leise.
    »Ich glaube, wir werden verfolgt.«
    Matts Eingeweide zogen sich zusammen.
    »Glaubst du es, oder bist du sicher?«
    »Die Büsche bewegen sich in der Ferne, und das schon seit einer ganzen Weile. Vorhin glaubte ich, eine Gestalt zu sehen, aber jetzt kann ich nichts mehr entdecken.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Manchmal täuscht mich meine Weitsicht, und ich sehe Dinge, die gar nicht da sind. Es könnte der Wind sein, der –«
    Vor ihnen blieb Floyd wie angewurzelt stehen.
    Matt bereitete sich auf das Schlimmste vor. Mit einem Schulterzucken rückte er das Futteral auf seinem Rücken gerade, in dem sein Schwert

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