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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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sanft. »Manche Orte sollte man in der Dämmerung meiden.«
    Matt beobachtete den Wald um sie herum.
    Es herrschte Stille. Die Natur schien wie versteinert.
    »Morgen zeige ich dir vom großen Felsen aus den hohen Norden«, fügte Amy hinzu. »Dann wirst du verstehen, warum ich diesen Ort nicht mag. Komm jetzt.«
    Matt warf einen letzten Blick in die Tiefen des Waldes.
    Die Finsternis kroch heran. Hier war der Winter nicht spät dran. Alles war seit langem in Kältestarre gefallen. Für einen flüchtigen Augenblick hatte Matt den Eindruck, dass er den Frühling nie wiedersehen würde.

26. Verfolgt
    A my meldete sich freiwillig zur ersten Wachschicht.
    Ambre leistete ihr Gesellschaft.
    Als die Weitwanderin Matt zur Ablösung weckte, hinderte sie ihn daran, Tobias wach zu rütteln. Sie war hellwach und bot an, seine Schicht zu übernehmen. Ambre hatte sich schon schlafen gelegt.
    Sie ließen sich unter dem Dach eines der beiden Holztürme nieder, von wo aus sie einen guten Blick über die Umgebung hatten, und hüllten sich in ihre Decken. Zu ihren Füßen stand ein Topf, in dem ein kleines Feuer brannte, über das Amy den ganzen Abend lang gewacht hatte.
    »Keine besonderen Vorfälle?«, erkundigte sich Matt.
    »Gar nichts. Alles ruhig.«
    »Mit deiner Nachtsicht konntest du auch nichts erkennen?«
    »Nur ein paar Tiere.«
    »Gut. Bist du sicher, dass du dich nicht hinlegen willst? Morgen früh wirst du –«
    »Ich weiß, dass ich kein Auge zumachen würde, da hat es keinen Sinn, jemand anderes um seinen Schlaf zu bringen. Sollte ich müde werden, können wir immer noch wechseln.«
    Sie schwiegen zwanzig Minuten lang, bevor Amy es wagte, die Frage zu stellen, die ihr schon ewig im Kopf herumspukte:
    »Stimmt es, dass … das Wesen, das dich am Tag der Großen Schlacht verfolgt hat … dein Vater war?«
    »Der Torvaderon? Ja.«
    »Aber –« Ambre verstummte, weil sie nicht unhöflich sein wollte. Doch dann siegte ihre Neugier.
    »Warum hatte er diese Gestalt? Warum war er kein Zynik?«
    »Ich weiß es nicht, ich kann es nur vermuten: Er war irgendwie unvollständig. Ihm fehlte das Bewusstsein, glaube ich. Also, das Bewusstsein, wie wir es kennen. Er bestand nur noch aus Verbitterung, Hass und Feindseligkeit. Wie meine Mutter.«
    »Malronce?«
    Matt nickte. Amy fragte weiter:
    »Es ist schon seltsam, dass deine beiden Eltern so … besondere Personen geworden sind, findest du nicht?«
    »Im Grunde waren sie schon vor dem Sturm so, sie haben eigentlich nur ihre Gestalt verändert. Sie hassten einander und kämpften um das Sorgerecht für mich. Der Sturm hat diese Gefühle nur vervielfacht. Merkwürdige Dinge sind in diesem Augenblick geschehen, als die Blitze auf die Welt niedergegangen sind. Warum lösten sich die meisten Menschen in Luft auf? Warum verwandelten sich andere in Mampfer? Warum wurden die grausamsten Verbrecher zu Nachtschleichern? Warum wachten wieder andere im Süden des Landes ohne Erinnerung auf? Ich kann mir das alles nicht erklären. Ich glaube, dass bei dem Sturm der Zufall seine Hände im Spiel hatte, wie bei jeder Schöpfung der Natur.«
    »Oder die Natur hat einfach unsere geheimsten Sehnsüchte offenbart, unseren wahren Charakter. Alle Menschen, die nur dahinvegetierten und gar nicht richtig lebten, lösten sich in Luft auf, so anonym, wie sie auch zu Lebzeiten gewesen waren. Die anderen, die immer nur ihre unmittelbaren Bedürfnisse befriedigen wollten, die Triebgesteuerten, wie mein Psychologe gesagt hätte, wurden zu Mampfern und leben nun ihre primitivsten Instinkte aus. Der Rest musste für die Exzesse der Menschheit und ihren mangelnden Respekt für die Natur bezahlen. Doch ihnen wurde eine letzte Chance gegeben, sich zu bewähren: Die Natur hat ihre Erinnerungen gelöscht und sie an einem Ort versammelt, damit sie zeigen, wohin sie instinktiv tendieren und was für eine Art von Gesellschaft sie neu erschaffen wollen. Der Sturm brachte einfach nur zum Vorschein, was die Menschen wirklich sind.«
    »Wenn das stimmt, sind die Aussichten schlecht!«, meinte Matt. »Die Großen sollten uns danken, dass wir sie auf den rechten Weg führen!«
    »Das wird die Menschheit vielleicht retten. In einer Welt, die keine wahren Werte mehr kennt, fangen wir wieder von null an, und diesmal sind die Kinder die Anführer. Denn wir sind noch nicht von der Zivilisation verdorben. Es liegt an uns, eine bessere Gesellschaft aufzubauen. Sonst gehen wir alle unter.«
    »Wenn man diese Idee weiterspinnt, dann

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