Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
steckte. Er reckte den Kopf, um zu sehen, was Floyd zum Anhalten veranlasst hatte.
Etwa dreißig Meter vor ihnen versperrte ihnen jemand den Weg. Eine mittelgroße Gestalt, die Füße im Schnee.
Ein Pan , dachte Matt.
Er stand aufrecht vor ihnen und war in einen Umhang gehüllt. Sein Gesicht war unter der Kapuze verborgen.
Floyd drehte sich ratsuchend zu Matt um.
»Das ist mir nicht geheuer«, sagte Amy und packte ihn am Arm.
»Ein Grund mehr, sich nach seinen Absichten zu erkundigen«, murmelte Matt und schüttelte sie ab. Dann ging er nach vorn zu Floyd.
»Er scheint allein zu sein«, flüsterte Floyd ihm ins Ohr.
»Hallo!«, rief Matt. »Wir sind Pans aus Eden. Wer bist du?«
Die Gestalt antwortete nicht und zeigte keinerlei Regung.
»Er wirkt irgendwie nicht gesund«, meinte Floyd.
»Können wir näher kommen?«, fragte Matt laut genug, damit der andere ihn auf die Entfernung hören konnte.
Die Gestalt hob den Arm und winkte ihnen auffordernd zu.
»Oh, mein Gott!«, stöhnte Amy.
»Was ist?«, fragte Matt bestürzt, der nicht so weit sehen konnte wie sie.
»Seine Hand! Schaut nur seine Hand an! Sie ist ganz grau!«
»Oh, nein …«, flüsterte Floyd und packte den Griff seines Schwerts.
Da machte das Wesen einen Schritt in ihre Richtung. Seine Kapuze glitt zurück und entblößte das Gesicht.
Amy entwich ein Entsetzensschrei.
Vor ihnen stand Jon, der vermisste Pan aus Fort Strafe.
Seine Haut war grau und faltig, und darunter pulsierte ein Netz aus dicken schwarzen Adern. Seine Augen waren zwei blanke Knöpfe.
Er lief los, schneller und schneller. Auf die Freunde zu.
Amy presste sich an Matt.
»Sie sind da!«, schrie sie. »Um uns herum im Wald! Jetzt kann ich sie sehen! Es sind mehrere! Sie kreisen uns ein!«
Matt zückte sein Schwert.
Jons Lippen bebten und öffneten sich. Matt dachte kurz, er wolle etwas sagen, aber stattdessen entblößte er nur die Zähne in einem triumphierenden Grinsen.
Ein grausames Grinsen.
27. Atemlos
J on stürzte sich auf Matt.
Aus seinen schwarzen Augen stierte er ihn an und sperrte den Mund weit auf, als wolle er ihm ins Gesicht speien.
»Das ist er nicht«, sagte Matt. »Das ist nicht mehr Jon.«
Im selben Augenblick tauchten sechs kleine Gestalten aus dem Unterholz auf und umzingelten die Pans auf dem Weg. Es handelte sich um Jugendliche mit der gleichen grauen, adrigen Haut wie Jon. Sie waren am ganzen Leib von Furunkeln übersät.
Der Erste warf sich in Chens Richtung und holte zum Schlag aus. Als er mit einem peitschenartigen Ding in der Hand auf Chen zufuhr, war dieser schon an den nächsten Baumstamm gesprungen. Mit verblüffender Geschicklichkeit hangelte er sich auf einen Ast und thronte gleich darauf über seinem Angreifer.
Chen kämpfte kurz mit dem Gleichgewicht, da er nur die Hände benutzen konnte, um sich festzuhalten. Zwar sonderten auch seine Füße eine klebrige Flüssigkeit ab, aber ihm war keine Zeit geblieben, die Schuhe auszuziehen. Dann ließ er sich hinter seinem Angreifer wieder auf den Weg fallen, bevor dieser überhaupt begriff, was los war.
Als er zu Chen herumfuhr, empfing ihn eine Doppelarmbrust, die auf sein Gesicht gerichtet war. Ohne nachzudenken, betätigte Chen blitzschnell beide Abzüge, und die Sehnen schnalzten, während zwei Bolzen den Schädel des grauenhaften Pans durchbohrten. Erschrocken starrte Chen auf sein Werk.
In der Zwischenzeit rannte Jon mit wutverzerrtem Gesicht auf Matt zu.
Plötzlich quoll schwarzer Rauch aus seinem Mund. Ein Schwall giftigen Öls spritzte in Richtung Matt. Der Junge war so überrascht, dass er nicht mehr reagieren konnte.
Da frischte der Wind urplötzlich auf und wirbelte den Schnee vor ihm auf. Es war, als erhebe sich ein weißer Vorhang vom Boden, und der zähflüssige Auswurf blieb in dieser rettenden Wand hängen.
Ambre stand mit ausgestreckter Hand hinter Matt.
Jon rannte durch den Vorhang hindurch, Schnee stob auf. Er stürzte auf Matt zu, und dieser wich ihm mit einem Schritt zur Seite aus.
Doch der Angreifer änderte mit einer unglaublichen Reaktionsgeschwindigkeit, die Tobias und seiner Alteration Ehre gemacht hätte, die Richtung. Er traf mit voller Wucht auf Matt und warf ihn zu Boden.
Blitzschnell packte Jon Matt an den Kiefern, so dass er den Kopf nicht mehr bewegen konnte. Dann beugte er sich mit offenem Mund über ihn, um ihm seinen giftigen Rauch in den Hals zu spucken.
Matt griff nach dem Handgelenk, das ihn umklammerte, mobilisierte seine
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