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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Kampfes mitreißen lassen. Er hatte aus Reflex gehandelt, doch als er das Blut an Jons Hals gesehen hatte, packte ihn das Grauen.
    Er atmete tief durch, um die Schuldgefühle und den Schrecken beiseitezuschieben. Er durfte keine Schwäche zeigen, seine Freunde brauchten ihn. Matt wusste: Seine Unerschütterlichkeit trieb sie an und gab ihnen Sicherheit. Seiner Willensstärke war es zu verdanken, dass sie ihm folgten und ihn die Entscheidungen treffen ließen.
    »Habt ihr gesehen, was sie getan haben?«, fragte Amy mit schwacher Stimme, den Blick starr nach vorn gerichtet. »Sie sind besessen.«
    »Von was? Von Dämonen etwa?«, fragte Chen spöttisch. Falls er auch nur die geringsten Schuldgefühle hegte, weil er einem Pan zwei Armbrustbolzen in den Schädel gejagt hatte, zeigte er davon nichts. Er verbarg sein Innenleben sorgfältig und trug die gleiche Ungerührtheit zur Schau wie immer.
    »Von einer bösen Macht, die im Norden lebt«, erwiderte Amy. »Hinter dieser Wolkenwand. Wir sollten nicht dorthin gehen.«
    »Wir haben keine Wahl«, entgegnete Matt. »Und sobald wir die Brücke überquert haben, müssen wir einen anderen Weg zurück finden.«
    »Warum? Was hast du vor?«, erkundigte sich Ambre.
    »Den Sprengstoff aus dem Fort benutzen.«
    »Ich wusste, dass wir ihn hätten mitnehmen sollen!«, rief Tobias. »Den hätten wir jetzt wirklich sehr gut gebrauchen können.«
    Matt klopfte auf seine Umhängetasche.
    »Ich bin das Risiko eingegangen«, meinte er.
    Ambre stemmte zornig die Hände in die Hüften.
    »Typisch Mann«, fauchte sie. »Immer müsst ihr hinter unserem Rücken Dummheiten anstellen!«
    Matt schien unbeeindruckt. Entschieden fügte er hinzu:
    »Wir müssen sichergehen, dass die Verfolger uns nicht einholen können. Wir werden die Brücke sprengen.«
    »Und wie sollen wir dann bitte schön zurückkommen?«, wollte Ambre wissen.
    »Bestimmt gibt es im Osten oder Westen noch einen anderen Weg. Wir finden schon eine Lösung.«
    »Du nimmst einen Umweg von mehreren Dutzend Kilometern in unbekanntem Gebiet in Kauf? Hältst du das für vernünftig?«
    »Diese ganze Expedition ist nicht vernünftig. Von nun an müssen wir improvisieren. Wir wussten, dass wir früher oder später an diesen Punkt kommen würden. Es gibt jetzt kein Zurück.«
    Sein schroffer Ton duldete keinen Widerspruch. Matt war hart zu den anderen, und er merkte es nicht einmal.
    Er war ganz damit beschäftigt, Jons durchtrennte Kehle zu vergessen.

28. Doppeltes Spiel
    D er Unschuldstrinker strich über seinen dünnen Schnurrbart.
    Seine kleinen, eng stehenden Augen musterten die beiden Botschafterinnen der Pans aufmerksam. Sie standen im Saal der Eintracht vor dem Marmorsockel, auf welchem der Friedensvertrag zwischen den beiden Völkern lag.
    »Werte Freundinnen«, begann er, »ich wollte euch aus mehreren Gründen sprechen. Zunächst, weil seit Wochen eines ungewiss ist: Ihr hattet versprochen, uns Informationen über das Herz der Erde, wie ihr es nennt, zukommen zu lassen. Ihr könnt euch denken, dass der König allmählich ungeduldig wird und sich fragt, ob ihr nicht Zeit schinden wollt.«
    »Zeit schinden wofür?«, entgegnete Zelie schlechtgelaunt.
    Der Unschuldstrinker riss überrascht die Augen auf:
    »Ihr müsst verstehen, dass wir uns Fragen stellen. Ihr verfügt über eine ungeheure Kraft, die nur euch vorbehalten ist, und ihr weigert euch, uns mehr über ihren genauen Ursprung, ihre Macht und ihre Wirkung zu sagen. Die gewaltige Energie, die ihr im Krieg eingesetzt habt, kann einen schon erschrecken! Vor allem, wenn sie in den Händen von …«
    »… Kindern ist?«, vollendete Zelie zornig.
    »… nur einer Seite ist. Für eine gerechte Welt muss diese Kraft geteilt werden, das ist eine wichtige Grundlage für Frieden. Im Krieg haben sich eure magischen Kräfte vervielfältigt, das war für uns … überraschend! Wir würden es gern verstehen. Hatte es mit dem Herz der Erde zu tun? Wie funktioniert es? Kurz und gut, es gibt zahlreiche Fragen, bei denen ihr mehr Vertrauen zeigen und einen Schritt auf uns zu tun könntet.«
    Zelie und Maylis blickten sich an.
    Bislang hatten die Pans den Großen nicht mitgeteilt, was sie über das Skaraheer wussten und dass die Käfer ihre Alterationen verstärkten. Eine instinktive Zurückhaltung riet ihnen zum Schweigen. Sie mussten unbedingt verhindern, dass alle Erwachsenen des Landes anfingen, die armen Insekten zu jagen, in der Hoffnung, sich ihre Kräfte anzueignen.
    Dasselbe galt

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