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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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waren geleert, Regale umgeworfen, die Vorräte auf dem Boden verteilt und die Matratzen in den Betten aufgeschlitzt. Aber es war niemand da. Manche Gegenstände waren mit einer Eisschicht überzogen. Der Wind hatte Schnee durch den Kamin ins Innere geweht.
    »Ich weiß nicht, was hier gewütet hat, aber es war kein Tier«, stellte Floyd fest.
    »Plünderer«, erwiderte Matt.
    »Wer soll das gewesen sein? Mampfer? Aber die wagen sich normalerweise nicht so weit nach Norden vor.«
    »Vielleicht kamen sie aus Kanada. Schließlich wissen wir nicht, was dort oben los ist …«
    »Keine Mampfer«, unterbrach ihn Chen. Er stand draußen im Hof und deutete auf Spuren im Schnee. Kleine Füße.
    »Pans?«, rief Tobias verblüfft.
    »Vielleicht der Überlebende, dessen Leiche Amy nicht gefunden hat«, meinte Tania.
    »Nein«, widersprach Amy sogleich. »Sieh nur, die Spuren gehen hier weiter, und dort drüben auch. Die Eindringlinge waren zu mehreren, recht zahlreich sogar.«
    Sie war leichenblass.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte Ambre.
    Amy nickte.
    »Sie sind zurückgekommen«, sagte sie düster. »Nach meinem Besuch.«
    »Und da die Spuren noch nicht zugeschneit sind«, folgerte Floyd, »kann es noch nicht lange her sein, höchstens ein paar Tage.«
    Tania kam mit einem Stoffsack aus dem Vorratsschuppen.
    »Ich habe Sprengstoff gefunden! Mehrere Stangen Dynamit!«
    »Die nehmen wir mit!«, rief Tobias begeistert.
    »Nein!«, widersprach Ambre. »Das ist viel zu gefährlich!«
    »Aber …«
    »Toby, es genügt ein Versehen, und wir sind alle tot!«
    Tobias seufzte genervt.
    Matt steckte sein Schwert weg.
    »Amy, zeig mir die Leichen«, sagte er.
    »Ich komme mit«, sagte Ambre eilig. »Ich kann viellei–«
    »Nein, du bleibst hier. Zu zweit fallen wir weniger auf. Diese … Wesen haben Amy nicht bemerkt, als sie allein war. Schließt das Tor hinter uns, und seht zu, dass ihr ein wenig Ordnung schafft, damit wir die Nacht hier verbringen können.«
    »Du willst, dass wir hier schlafen?«, rief Chen empört. »Nach allem, was geschehen ist?«
    »Im Fort sind wir besser vor Angriffen geschützt. Und wir haben einen Vorteil: Wir wissen, dass die Garnison durch eine List nach draußen gelockt wurde. Wir werden ihren Fehler nicht wiederholen. Heute Nacht halten wir in Zweierschichten Wache, das ist besser. Ablösung alle drei Stunden.«
    Mit diesen Worten machte Matt kehrt und ging auf das Tor zu.

    Amy stocherte mit einem Stock im Schnee.
    »Bist du sicher, dass es hier war?«, fragte Matt.
    »Ja, ich erkenne diese Senke wieder. Als ich damals zum Fort kam und bemerkte, dass es leer war, folgte ich den Spuren bis hierher. Ich erinnere mich genau an die Tanne da, die hoch über die anderen hinausragt.«
    Matt verschränkte nachdenklich die Arme.
    »Meinst du, sie sind zurückgekommen, um die Leichen zu stehlen? Welche Jugendlichen würden so was tun?«
    »Das waren keine Jugendlichen. Jedenfalls keine wie wir.«
    »Warum? Wir wissen nicht, was der Sturm in Kanada angerichtet hat. Vielleicht waren sie auf der Flucht und haben Angst bekommen, als sie das Fort sahen. Das Massaker war vielleicht nur die Folge eines tragischen Missverständnisses …«
    »Du irrst dich«, fiel ihm Amy ins Wort. »Wenn du die Leichen gesehen hättest, wüsstest auch du, dass –«
    Ihr Stock stieß unter der Schneedecke auf Widerstand. Matt half der Weitwanderin, ihren Fund freizulegen, und sie fuhren zurück, als sie ein graues Gesicht vor sich erblickten.
    Es war ein dreizehn oder vierzehn Jahre alter Junge. Seine Haut war grau, die Lippen schwarz verfärbt und das Gesicht zu einer schrecklichen Grimasse verzerrt. Dicke dunkle Adern wölbten sich unter seiner Haut; sie sahen aus, als wären sie prall gefüllt mit einer giftigen Flüssigkeit.
    »Oh, nein«, stöhnte Matt.
    »Siehst du? Was auch immer die Garnison angegriffen hat, ist nicht wie wir. Es ähnelt von der Größe her einem Pan, aber es ist keiner.«
    Matt nickte.
    »Wir können sie nicht hierlassen«, meinte er.
    Amy spähte durch die Äste zum Himmel. Das Licht war schwächer geworden, die Schatten verdichteten sich.
    »Es wird bald dunkel«, stellte sie fest. »Uns bleibt nicht genug Zeit. Das kann bis morgen warten. Ein Tag mehr oder weniger macht auch nichts mehr.«
    Matt starrte minutenlang auf das vom Entsetzen entstellte Gesicht des toten Jungen, bevor er bibbernd seinen Umhang enger um sich zog.
    Amy, für die der Anblick nicht neu war, nickte ihm zu.
    »Gehen wir«, sagte sie

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