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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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nicht allein nach Eden zurück!«, rief Chen. »Das ist viel zu gefährlich!«
    »Ich bin es gewohnt, auf eigene Faust umherzuziehen, ich bin eine Weitwanderin, vergiss das nicht. Außerdem bewege ich mich allein unauffälliger als eine Gruppe, ich ziehe weniger Aufmerksamkeit auf mich.«
    »Aber was ist mit der Brücke? Wir haben sie zerstört!«
    »Ich finde schon einen anderen Weg.«
    Matt baute sich vor ihr auf.
    »Wenn du jetzt zurückgehst, wirst du nicht herausfinden, was die Garnison in Fort Strafe umgebracht hat. Die Antwort darauf befindet sich hinter dieser Nebelwand. Ich sage das nicht, damit du mit uns kommst, sondern, damit du dir nichts vormachst. Wenn du jetzt umkehrst, ist es, als wärst du nie mitgekommen. Noch hast du die wahre Antwort auf deine Frage nicht bekommen. Wir wissen alle, dass die Pans, denen wir begegnet sind, nicht mehr sie selbst waren. Etwas war in ihnen. Und dieses Etwas verbirgt sich hinter dieser Nebelwand.«
    Amy nickte.
    »Du hast recht. Aber ich habe Angst.«
    »Wir haben alle Angst. Aber wir sind alle aus einem ganz bestimmten Grund hier.«
    Matt trat ein paar Schritte zurück, wandte sich zu seinen Freunden um und musterte jeden Einzelnen. Plötzlich hatte er das Bedürfnis, sich ihnen anzuvertrauen. Bedächtig sagte er:
    »Ich bin hier, weil ich verstehen will, was der Torvaderon war, mein Vater. Denn tief in mir spüre ich, dass alles, was hier passiert, mit ihm zu tun hat. Und damit auch mit mir, mit meiner Geschichte.«
    Jetzt trat Tobias einen Schritt vor:
    »Ich bin hier, weil ich Schiss habe, in dieser neuen Welt ganz allein zu sein, und weil Matt alles ist, was mich noch mit meinem alten Leben verbindet. Deshalb folge ich ihm, wenn es sein muss, bis in die Unterwelt der Zyniks.«
    Auf Matt wirkte dieses Bekenntnis wie ein Schlag vor den Kopf. Darauf war er überhaupt nicht gefasst gewesen. Noch weniger hatte er erwartet, dass Tobias sich selbst so gut durchschaute und dies vor allen anderen eingestand.
    »Ich bin hier, weil ich jemand Besonderes sein will«, sagte Floyd in die Stille hinein. »Wir leben in einer neuen Welt, und ich will darin meinen Platz haben, eine wichtige Rolle spielen, ich will nicht irgendjemand inmitten vieler anderer sein. Mein Leben soll Größerem dienen. Ich will wichtige Nachrichten zurück nach Eden bringen, ich will beweisen, dass ich die Weitwanderer zu Recht anführe. Ich will stolz auf mich sein können.«
    »Ich bin hier, weil ihr meine Familie seid«, verkündete Tania. »Nach dem, was wir während der Großen Schlacht erlebt haben, fühle ich mich euch nahe. Ihr seid die einzige Familie, die ich noch habe. Sosehr ich es gehasst habe, dem Tod in die Augen zu sehen, so sehr habe ich es geliebt, Seite an Seite mit euch für unsere Freiheit zu kämpfen. Ich wollte nicht, dass ihr ohne mich weggeht. Wenn es im Norden noch etwas zu erledigen gibt, sei es für Eden, für die Pans oder für uns sieben, dann will ich dabei sein.«
    Matt fiel auf, dass sie bei diesen Worten vor allem Tobias ansah.
    Chen zuckte mit den Achseln, als er sah, dass sich nun alle Blicke auf ihn richteten. Er war an der Reihe.
    Matt spürte seine Verlegenheit und meinte:
    »Du musst nicht …«
    »Doch, ich werde es sagen. Ich glaube, es ist wichtig. Ich bin hier, weil … ich mich in Eden nicht mehr wohl fühle. Unter den anderen«, gestand er. Seine Freunde merkten, wie peinlich ihm dieses Geständnis war. »Ich habe einfach nicht mehr das Gefühl, dazuzugehören. Und ich habe Angst, das könnte bedeuten …«
    In den Blicken der anderen mischten sich Mitleid und Furcht.
    »Du wirst älter …«, wagte sich Floyd schließlich vor. Es klang, als würde er ein Tabu brechen.
    »Ich klammere mich an den Gedanken, dass es an der Stadt liegt. Dass ich Freiraum brauche, aber insgeheim habe ich schreckliche Angst, erwachsen zu werden. Ich will nicht zu den Großen!«
    Tränen stiegen ihm in die Augen, und Tania nahm ihn in den Arm.
    »So weit bist du noch nicht, Chen«, beruhigte sie ihn. »Du gehörst zu uns, das spüre ich seit Beginn unserer Reise.«
    »Ich weiß. Aber ich habe Angst«, schluchzte er. »Der Tag wird kommen, an dem ich unter den Kindern von Eden nicht mehr glücklich bin, und dann werde ich euch verlassen und in den Süden ziehen! Zu den Erwachsenen! Das will ich nicht!«
    Tania und die anderen betrachteten ihn mitfühlend. Sie alle kannten diese Angst. Sie suchte sie in einsamen oder schwierigen Augenblicken heim, schwebte wie ein Damoklesschwert

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