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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Junge schlurfte langsam an ihnen vorbei.
    »Pssssst!«, zischte Zelie.
    »Was soll das werden?«, flüsterte Maylis entsetzt. »Das ist vielleicht ein Verräter!«
    »Nein, dazu ist er viel zu jung! Pssssssssst!«, machte die Ältere erneut.
    »Du vergisst, dass du einen von ihnen in den Gemächern des Unschuldstrinkers überrascht hast! Er hätte fliehen können, wenn er gewollt hätte!«
    Der Pan blieb kurz stehen, wandte den Kopf in ihre Richtung, ohne sich umzudrehen, und ging weiter.
    Zelie schlüpfte aus ihrem Versteck und stellte sich ihm in den Weg.
    »Hab keine Angst!«, flüsterte sie. »Wir sind auf deiner Seite.«
    Der Junge blickte sie so gleichgültig an, als kenne er sie seit Jahren. Er gab keine Antwort und schien darauf zu warten, dass sie beiseitetrat, damit er weitergehen konnte.
    Zelie wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht.
    »He, ich rede mit dir! Hörst du mich?«
    Der Junge blinzelte, als wäre ihm ihre Anwesenheit lästig, sagte aber immer noch nichts.
    Zelie drehte sich zu ihrer Schwester um.
    »Was hat er nur? Man könnte meinen, er sei ein Roboter!«
    Maylis war kreidebleich. Vorsichtig näherte sie sich dem Jungen, hob sein schmutziges, löchriges T-Shirt hoch und entblößte seinen Bauch.
    Da war der Ring.
    Er bohrte sich in das rosa Fleisch des Nabels, und ringsherum hatte sich ein grässlicher Schwulst gebildet.
    »Der Nabelring!«, stöhnte Zelie. »O mein Gott!«
    »Deshalb gehorchen sie willenlos. Dieser miese Kerl hat ihnen Nabelringe eingepflanzt! Sie sind Sklaven!«
    »Tobias hat es schon einmal geschafft, mehrere Pans davon zu befreien. Man kann sie entfernen und die Pans heilen. Noch können wir sie retten.«
    »Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags haben die Zyniks uns gut hundert solcher unterworfener Pans übergeben«, rief ihr Maylis ins Gedächtnis. »Gut dreißig haben die Entfernung des Rings nicht überlebt. Und alle anderen berichten von denselben Symptomen: Sie fühlen sich leer, ihnen fehlt etwas, sie sind chronisch depressiv. Außerdem hat keiner von ihnen mehr eine Alteration, der Ring raubt einem die besonderen Fähigkeiten ein für alle Mal. Wenn wir sie befreien, wird es unter den Gefangenen Opfer geben.«
    »Immer noch besser, als sie hier elendig dahinsiechen zu lassen.«
    »Stimmt.«
    »Jetzt hast du, was du wolltest. Gehen wir zurück?«
    »Nein. Die wichtigste Information fehlt uns noch: Was heckt der Unschuldstrinker hier unten aus?«
    Maylis ließ den Jungen vorbei und blickte ihm nach.
    »Wir folgen ihm, stimmt’s?«, fragte Zelie.
    Maylis nickte.
    Er führte sie zu einer Rampe, die in einen großen Saal hinabführte. Hinter mehreren Türen waren Klagen und Schreie von Kindern zu vernehmen. Das Licht der Laternen drang nicht bis in jeden Winkel des weitläufigen Saals, und so konnten die beiden Mädchen dem Jungen problemlos folgen. Durch die Türen drangen dumpfe Schläge und Kettengeklirr, unterbrochen von Panik- und Schmerzensschreien.
    In den Tiefen der Festung wurden Kinder gefoltert.
    Ihr kleiner Führer öffnete eine der Türen einen Spaltbreit, schlüpfte hindurch und zog sie zu, ohne dass sie erkennen konnten, was im Inneren des Raums vor sich ging.
    Maylis packte ihre Schwester am Arm. Sie war völlig mit den Nerven am Ende.
    »Ich glaube, das reicht«, flüsterte sie nachdrücklich.
    »Willst du jetzt plötzlich doch zurück nach oben?«
    »Hier bringen sie die Nabelringe an! Hör nur! Ich habe keine Lust, mir das anzusehen.«
    Zelie nickte.
    Plötzlich knallte es in einem der Nebenräume mehrmals hintereinander. Die Explosionen hallten im ganzen Saal wider. Die beiden Schwestern fuhren zusammen.
    Da flammten unter einer anderen Tür verschiedenfarbige Lichtblitze auf.
    »Ich bin nicht sicher, ob sie dort wirklich die Ringe anlegen«, stellte Zelie fest. »Das sieht mir eher nach Experimenten aus.«
    Sie riss sich los und näherte sich einer der Türen.
    »Tu das nicht!«, flehte Maylis.
    »Du weißt aber auch nicht, was du willst! Vor zehn Minuten hast du mich daran gehindert, von hier abzuhauen, weil du herausfinden wolltest, was hier vor sich geht!«
    »Aber jetzt hab ich Angst! Wenn wir den Großen in die Hände fallen, weiß niemand, wo wir sind, und dann müssen die Gefangenen für immer in der Kloake bleiben!«
    »Das stimmt«, räumte Zelie ein. Sie war hin- und hergerissen. Zwar wollte sie unbedingt noch mehr herausfinden, gleichzeitig aber auch die Kinder retten.
    Ein ohrenbetäubendes Rasseln ließ sie zusammenzucken. Am

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