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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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über ihnen und rief ihnen ständig ins Gedächtnis, dass ihr Dasein als Pans vorübergehend war. Erwachsen zu werden, war eine Art Tod.
    Und die Lebenserwartung eines Pans war selten höher als achtzehn Jahre.
    Chen löste sich aus Tanias Umarmung und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Das braucht es nicht«, antwortete Floyd. »Falls es dich tröstet: Uns geht es allen ähnlich.«
    Die Pans schwiegen und senkten die Köpfe.
    Da brach Ambre das Schweigen:
    »Ich bin gekommen, weil ich Matt liebe«, sagte sie kurz und schlicht.
    Die beiden Jugendlichen lächelten sich an.
    »Siehst du, Amy«, meinte Matt, »wir sind alle aus einem guten Grund hier. Wir werden nicht umkehren! Wir müssen es zu Ende bringen.«
    Amy rieb sich nervös die Hände.
    »Ihr habt recht«, flüsterte sie. »Ich muss meine Angst bezwingen. Ich komme mit euch.«
    Einer nach dem anderen beglückwünschte sie zu ihrem Mut. Sie waren froh, dass Amy bei ihnen blieb und nicht allein den grauenhaften Wesen entgegentrat, denen sie unterwegs begegnet waren.
    Obgleich ihnen das Schlimmste vielleicht noch bevorstand.
    Da rief Tobias plötzlich:
    »He! Seht mal, die Nebelwand! Sie bewegt sich!«
    Und tatsächlich: Der dunkle Vorhang schob sich langsam vorwärts und verschluckte die Landschaft.
    Sie waren am Ende der Welt angelangt.

33. Schlechte Erinnerungen
    D ie Pflanzenwelt verblasste.
    Je tiefer die Pans in den Nebel vordrangen, desto mehr verloren Gräser und Sträucher ihr natürliches Grün. In dieser düsteren Aschewelt war alles grau.
    Seit wann beherrschte die Nebelwand diese Region? Schob sie sich unaufhörlich vorwärts, oder handelte es sich um eine Art Gezeiten mit einer Ebbe, die bald einsetzen würde?
    Diese Fragen stellten sich Matt und seine Freunde bei jedem Schritt. Je weiter sie in diese finstere Welt vorstießen, desto sicherer waren sie, dass sie sich im Land der Foltergeister befanden und dass sie eine unsichtbare Grenze überschritten hatten. Der Übergang war ohne Schmerz, ohne Paukenschlag und ohne Blitz erfolgt. Sie waren einfach in die vorquellende Nebelwand hineinmarschiert und waren von ihr verschluckt worden.
    Tobias lief zusammen mit Floyd voraus. Er hatte einen Leuchtpilz in der Hand, damit sie in seinem fahlen Licht wenigstens sehen konnten, wohin sie ihre Füße setzten.
    Nach einigen Kilometern veränderte sich die Vegetation abermals. Hier waren sämtliche Wurzeln, Büsche und Pflanzen verkrüppelt. Noch ein Stück weiter, und es war alles vertrocknet und tot. Es war, als hätten sie sich unter Schmerzen zusammengekrümmt, bevor sie ihr Leben aushauchten. Die Landschaft glich einem Friedhof.
    Jedes Mal, wenn Tobias ein lebendes Wesen auszumachen glaubte, steckte er hastig seinen Pilz weg. Manchmal glitt in der Tat ein Schatten lautlos durch den schwarzen Dunst.
    Sie gelangten zum Ufer eines Flusses, dessen Plätschern geradezu beruhigend wirkte. Es war das erste fließende Gewässer seit Tagen, und sie mussten sich entscheiden, ob sie nach Osten oder Westen gingen, um irgendwo eine Stelle zu finden, an der sie ihn überqueren konnten.
    »Nur dass eins klar ist, ins Wasser gehe ich nicht!«, erklärte Tobias. »Schwimmen kommt also nicht in Frage!«
    Plusch verpasste ihm einen Stups mit der Schnauze, und er wusste nicht, ob sie ihm für seine Vorsicht dankte oder ob sie sich über seine Feigheit lustig machte.
    Sie wandten sich aufs Geratewohl nach Osten, und als nach einer Weile die Umrisse einer Brücke im Dunst auftauchten, seufzte Tobias erleichtert auf, auch wenn die Überführung völlig mit toten Pflanzen zugewuchert war.
    Das andere Ufer war kaum freundlicher. Sie erreichten die Ruinen einer Stadt und durchquerten sie so schnell, wie es ihnen die Vorsicht erlaubte. Jedes Mal, wenn ein Stein von einem Gebäude fiel, eine Tür knarrte oder sie Glas zersplittern hörten, blieben sie wie angewurzelt stehen. Hier lebten noch Tiere, und niemand hatte Lust, einem davon über den Weg zu laufen. Nicht einmal Floyd und Amy stand der Sinn danach, die Gebäuderuinen zu erkunden, obwohl sie als Weitwanderer Erfahrung in solchen Dingen hatten.
    Mehrmals hatte Matt das Gefühl, beobachtet zu werden, und als sie eine Treppe emporstiegen, um zum Marktplatz der Stadt zu gelangen, sah er aus dem Augenwinkel auf dem Dach eines dreistöckigen Gebäudes ein riesiges Insekt – eine Art Riesenkäfer –, das sofort verschwand, als er sich ihm zuwandte.
    »Ich glaube, wir werden

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